Geschichten:Gut Weyring in der Raulsmark, 17. Peraine 34 Hal Teil 5

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Teil 5: Auf der Reichsstraße


Entlang der Reichsstraße zog sich die Kolonne des Regimentes "Goldene Lanze" viele Meilen lang, die ersten Truppenteile hatten schon die Straße auf Höhe von Markt Rohalsweiler erreicht, während seine Schwadron als Nachhut immer noch in den Ausläufern Gareths den Marsch fortsetzte. Feststecken war wohl der bessere Begriff dafür, denn im dichten Gedränge auf der Reichsstraße kam die Schwadron nur sehr langsam voran.

Die Rittfrau Verya von Bohlenburg fluchte leise vor sich hin, denn keineswegs kamen sie so schnell voran, wie geplant. Die Straßen waren nicht nur von Kaiserlichen und Königlichen Fuhrwerken, Reitern und Fußvolk gefüllt, sondern viele Fuhrunternehmer und Händler schienen ebenso wichtige Geschäfte zu erfüllen haben. Und das ausgerechnet jetzt im Krieg!

"Verfluchte Krämerseelen, müssen die auch noch im Krieg ihrem schmutzigen Geschäft nachgehen...!", schimpfte sie vor sich hin. Als ob es nichts Wichtigeres gäbe.

"Los, Bannerträger von Rothenfels, nehmt euch ein paar Leute und schafft mir da Platz auf der Straße, damit wir besser durchkommen. Und wenn die Krämerseelen nicht einsichtig sind, dann schmeißt ihre Wagen in den Graben!", befahl sie ihrem Untergebenen mit herrischem Ton.

Orlan lenkte König-Brin etwas abseits von der Kolonne, stellte sich in den Steigbügeln auf und schaute über seine Lanze hinweg noch vorne, dann nach hinten. Das Regiment kam nun etwas besser voran, nachdem ein paar Händlerkarren recht unsanft von der Reichsstraße abgedrängt worden sind. Irgendwie taten ihm die Männer und Frauen leid, die nach dem Passieren der Soldaten ihre Fuhrwerke unter großer Mühe wieder herausholen mußten. Leider war es trauriger Alltag im Krieg, daß manche Soldaten ungerecht mit der örtlichen Bevölkerung umgingen, doch er hatte in seiner Lanze durch harte Strafen Abhilfe geschaffen.

Gewiß fehlte ihm etwas alltägliche Erfahrung im Kriegshandwerk, jedoch wußte er immer noch, was recht war und was nicht. Aber seine Reiter schienen ihn nun endlich akzeptiert zu haben. Zumindest glaubte er das.

Viele Stunden mochten vergangen sein, als auch die letzte Schwadron das Regimentslager endlich erreichte. Es war etwas abseits der Reichsstraße errichtet und weitläufig mit Posten gesichert. Unweit vom Lager befand sich ein kleiner See, welcher zum Wasser holen genutzt wurde. Der erste Marschtag war endlich geschafft, doch es wartete auf alle noch einiges an Arbeit, bevor sie sich auf ihrem Lager ausruhen durften. Zwei Stunden später waren die Pferde versorgt, die Zelte aufgebaut und die Mahlzeit endlich gekocht.

Der junge Mann aß etwas, um sich anschließend jedoch auf sein Lager zu werfen und fast zeitgleich einzuschlafen.

König-Brin schnaubte verärgerte und machte einen Satz nach rechts. Ihm mißfiel der Befehl, dem ihm sein Herr gegeben hatte. Er spürte etwas.

Der junge Weyringhauser brachte den Fuchs mit festem Schenkeldruck wieder auf die Straße zurück. "Was ist denn mit dir los, König-Brin? Machst Du wieder auf stur, mein Braver?" flüsterte er seinem Streitroß ins Ohr. Das Pferd schnaubte etwas widerwillig. Er gab ihm die Sporen und galoppierte wieder zu seinen Leuten zurück.

Mittlerweile waren 3 Praiosläufe vergangen, seit dem das Regiment "Goldene Lanze" aus der Garnison in Gareth aufgebrochen war. Rittfrau Bohlenburg hatte ihm den Befehl gegeben, die Nachhut der Schwadron zu bilden und Nachzügler aufzunehmen.

In der letzten Nacht war es wohl an der Reichsstraße zu einem Überfall auf die Reichsarmee gekommen, bei dem drei Fuhrwerke nebst Ladung gestohlen wurden. Vermutlich mochten die Räuber gar ein zweites Mal versuchen sich einiger Fuhrwerke zu bemächtigen. Aber diese Suppe würde er ihnen gehörig versalzen.

Wegen der zahlreichen Nachzügler war seine Truppe schon knapp 2 Meilen vom Gros der Schwadron entfernt. Orlan beschloß die Strecke im gestreckten Galopp zu reiten, um den Anschluß nicht zu verlieren.

Gerade überwanden sie eine Hügelkuppe, an deren Boden ein Trupp zerlumpter Gestalten sich über ein Kaiserliches Fuhrwerk hermachten, das mit Radbruch liegen geblieben war. Der Weyringhauser zog sein Schwert aus der Scheide und gab seinem Fuchs die Sporen. Schnell galoppierte die Lanze auf die Wegelagerer zu, die zu spät den Trupp Reiter entdeckten und nun wie aufgeschreckte Hühner auseinander stoben.

Seine Leute machten kurzen Prozeß mit den Räubern und trieben sie unsanft zusammen. Aber vielleicht hätten sie sich nicht wehren sollen, denn 3 von 7 lagen in ihrem Blute. Denen war vermutlich nicht mehr zu helfen.

Während die eine Hälfte die Wegelagerer fesselte, half die Andere den Fuhrknechten mit dem gebrochenen Rad und zogen das neue Wagenrad auf.

Eine Stunde später hatten sie das Ende der letzten Schwadron wieder eingeholt und versahen wieder ihren regulären Dienst als Nachhut.

Orlan ließ den Blick in seinen Gedanken versunken über die Landschaft schweifen, doch mit dem Kopf war er in Gareth, genauer gesagt in der Villa Geldana. Was würde er wohl über seinen Sprößling denken, über ihn? Wäre er stolz oder krank vor Sorge? Viele Fragen rasten durch seinen Kopf. Er hoffte, daß sein Vater Oldebor Verständnis für seine Entscheidung hätte.

Aber jetzt war nicht die Zeit für schwere Gedanken, es herrschte Krieg.



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17. Per 1027 BF zur mittäglichen Rahjastunde
Auf der Reichsstraße
Mahnung an das Blut


Kapitel 5

Teil 6
Autor: Olb/M. Ott/S. Stabenow