Geschichten:Gute Mi(e)ne zum bösen Spiel - Bracken wohin man schaut
Königlich Neerbusch, Junkertum Waidbrod, Burg Brackenfels, Peraine 1034 BF
Dramatis Personae
- Zordan von Waidbrod, Junker auf dem Brackenfels zu Waidbrod
- Ingrimma von Waidbrod, Gemahlin des Junkers
- Inger Kannenmacher, Marktvogt von Klappechs
Burg Brackenfels, Peraine 1034 BF:
Inger Kannenmacher hatte schon von Weitem das Bellen der namensgebenden Bracken gehört, als er Burg Brackenfels, den Stammsitz der Familie Waidbrod, erreichte. Es war ihm sehr unwohl bei dem Gedanken, gleich bei seinem Lehensherren vorstellig zu werden... für gewöhnlich reduzierte er seine Begegnungen mit Junker Zordan auf die jährliche Abgabe des Zehnten. Inger war froh, dass man ihn sonst nach seinen Gutdünken über den Markt Klappechs vogten ließ, aber die neusten Entwicklungen brachten seine althergebrachte Routine zu Fall.
Am Burgtor wurde der Marktvogt von Klappechs von einer Wache in Empfang genommen und die geleitete ihn auch über den Burghof. Das allgegenwärtige Bellen der Hunde war nun nahezu ohrenbetäubend und raubte Inger fast den Verstand. Der Klappechser wurde in den Rittersaal geführt, wo Junker Zordan gemeinsam mit seiner Gemahlin Ingrimma an einer langen Tafel saß und gerade ein Mahl zu sich nahm. Flankiert wurde Zordan von zwei Bracken, die zwar loyal und gut für die Jagd zu gebrauchen waren, allerdings auch als nicht so helle galten – Eigenschaften, die böse Zungen auch den hiesigen Junkern zudachten.
„Sieh Ingrimma, der Kannenmacher aus Klappechs ist gekommen, wie schön, ist es denn schon wieder Zeit für die Zehntabgabe?“ Der Junker nagte weiter an der Hasenkeule, bevor er sie einem seiner Hunde zu warf.
„Hüstel... leider nein, ich komme wegen einen anderen, dringlicheren Sache.“ Der Vogt reichte Junker Zordan ein Pergament, doch dieser winkte ab.
„Papalapap, Kannenmacher, erzähl mir die Sache... ich will mir beim Essen durch Lesen nicht den Magen verderben.“ Zustimmend sah Ingrimma ihren Gatten an.
„Wie Ihr wünscht, Herr!“ Inger Kannenmacher wusste sehr genau, dass weder der Junker noch seine Gemahlin lesen konnten, doch konnte er sich diesen Spaß nicht verkneifen – trotz dem Ernst der Lage. „Nun“, begann er vorsichtig, „unsere Prospektoren sind östlich von Klappechs, nahe der Grenze zur Baronie Ulmenhain, auf eine sehr ergiebige Erzader gestoßen...“
„Gut, Kannenmacher, bau das Erz ab und gut is.“ Junker Zordan wandte sich nun der zweiten Hasenkeule zu.
„Ehm, wir sind nicht die einzigen die Kenntnis von der Erzader haben... wie es heißt, schickt die Edle von Waldlingen seit geraumer Zeit ebenfalls Prospektoren aus und Gerüchten zufolge haben diese eben jene Erzader ebenfalls entdeckt.“
„Ach, das ist mir doch gleich... dieses Erz befindet sich doch auf meinem Grund und Boden, da hat dieses zaubernde Elfenweib gar nichts zu melden.“
„Ehm, genau genommen befindet sich die Erzader im Grenzbereich Eures Junkertums und der Edlenherrschaft Waldlingen, die bekanntlich von der Familie Feenwasser gehalten wird. Wie ihr wohl wisst, gibt es dort nur Wildnis und die Gebietsansprüche sind dort eher nominell... Grenzsteine findet man dort vergebens. Wie es also aussieht, haben Eure Familie, wie auch die Familie Feenwasser, durchaus berechtigte Ansprüche auf diese Erzader.“ Inger Kannenmacher runzelte seine Stirn.
„Aber das ist doch wohl nicht die...“ Junker Zordan warf verärgert die angefangene zweite Hasenkeule hinter sich und stützte sich mürrisch auf den schweren Eichentisch ab, sein Appetit war ihm gründlich vergangen – einzig seine Bracken schienen sich sehr über das heutige reichhaltige Fressen zu freuen und stürzen sich lechzend auf die Hasenkeule.
„Ehm, was fehlt ist eine höhere Instanz die darüber entscheiden könnte, seit Euer Bruder, der Kronvogt... nicht mehr zu erreichen ist.“ Inger war immer noch etwas verdattert über die im hohen Bogen geflogene Hasenkeule.
„Kannenmacher, du hast mir meinen Appetit verdorben... wie soll ich denn da jetzt nachdenken... lassen wirs einfach drauf ankommen, fang an das Erz abzubauen!“
„Sehr wohl, Herr.“