Geschichten:Hülle & Fülle – Auf Schloß Reichsgarten
Schloß Reichgarten, Landjunkertum Reichsgard, Baronie Herdentor, Peraine 1045 BF
Wir waren auf Schloß Reichsgarten zusammengekommen, die verspielte Palastanlage thront erhaben auf einem Felsen am Golf von Perricum, ein lieblicher und beinahe träumerischer Anblick – Perrinland, du schönste aller Perlen. Die ganze Anlage vereint herrschaftliche Repräsentation mit gebotener Wehrhaftigkeit. So sind die Außenmauern sechs Schritt hoch und zwei Schritt breit und trägt schmucke, spitzzulaufende oder schwalbenschwanzartige Zinnen. Im Inneren hingegen wandelt der Besucher durch lichtdurchflutete Räume, reich verzierte Innenhöfe und gepflegte Gärten.
Inmitten dieses Anwesens waren wir zusammengekommen, im Peraine des Jahres 1045 BF, denn unsre Herrinnen Sulamith Eorcaïdos von Aimar-Gor undSerima von Hengefeldt hatten uns gerufen.
Im aranisch anmutenden Yalaiadischen Salon trafen wir alle das erste Mal aufeinander: Dort inmitten von Begrünung und kleinen Brunnen war ein langer, flacher und verspielter Tisch aufgebaut, mit schmucken Sitzkissen an den Seiten. An dessen Kopfende - zwei Diwane, auf denen die Herrinnen Sulamith und Serima Platz genommen hatten. Zwischen den Diwanen ruhte eine fein gearbeitete Halbsäule mit einem weißen Kissen darauf, darüber gar eine teure gläserne Glocke. Auf dem Kissen, lag der Eorcaïdos, ein blauer, tränenförmiger Edelstein, so schön und imposant, dass er eine Königskrone hätte schmücken können. Ich war beeindruckt, denn ich hatte bisher nur von dem Stein gehört, auf den sich das ganze Haus Aimar-Gor berief, den Sulamith für ihr Oberhaupt aufbewahrte und auf den sie vor einigen Jahren alle Alt-Aranischen Familien Perricums auf sich einschwören lassen hatte. Lange Zeit war er verschollen gewesen, doch wie er wiederentdeckt wurde ist eine andere Geschichte als diese.
Und so komme ich zurück zu den beiden Matriarchinnen auf den Diwanen: Erstere, Sulamith, herrschaftlich, feminin, leicht und edel bekleidet, langestreckt, beinahe lasziv auf dem Möbel liegend. Die andere, Serima, nicht minder selbstbewusst, mit charmantem, leichten Silberblick, der sie undurchschaubar wirken lässt. Allerdings in robuste, deutlich zugeknüpftere Kleidung gewandet und dabei galant und aufrecht sitzend. Es gibt kaum einen erhabeneren Gegensatz, der doch nicht so recht einer sein will. Dort hatten sich zwei echte Machthaberinnen getroffen und uns vorgeseßen. Ich vergehe noch immer vor Stolz.
Doch wir waren nicht deren ersten Gäste gewesen, denn als wir den Salon betraten waren, im weitläufigen Raum verteilt, anwesend:
- An einem Brünnlein sitzend und lesend in einem verzierten Sagenbüchlein - eine ernst wirkende recht junge Frau, mit selbst für Perricum irgendwie “exotischen”, eigenen Zügen in leichter, ritterlicher Kleidung und verspielter Frisur – Xanjida von Sanzerforst.
- Außerdem, weiter hinten, etwas verdeckt im Schatten einer Palmenstaude - eine ältere Frau in leichter, tulamidisch anmutender Kapuzenrobe in Gold- und Grüntönen mit vielen verschnörkelten Schlangenmotiven – Hessinya von Altmark. Diese war aber, wie sich im Laufe des Abends herausgestellt hatte, nicht offiziell anwesend und uns wurde geboten darüber zu schweigen.
- Nicht zu übersehen, war außerdem, an der Seite von weiteren Kriegerinnen der Rash’Waharis, eine drahtig-stämmige Frau mit auffälligem Haarschnitt, Doppelaxtohrring und smaragdgrünen Augen, eine offensichtlich kämpferische Säbeltänzerin – Nedarna von Waraqis. Von Rahja und Rondra wohl gleichermaßen gesegnet.
- Dazu, gerade dabei, liebevoll eine frisch geknüpfte Blumenkette in einer Räucherpfanne zu drapieren, worauf fein kräutriger Rauch aufgestiegen war, eine zierliche, kleine Frau in dunkel, eleganten tulamidischen Kleidern, mit auffälligen Farbakzenten – Yaela von Rabenstock. Eine der Landjunkerin getreue Haselhainerin mit Hang zur Extravaganz, die in der eigenen Familie nicht zum Besten gelitten war.
Komplettiert hatten die bereits anwesenden noch zwei raulsche Zackenländerwachen eine Frau, ein Mann, in den Wappenröcken der Baronie Hengefeldt.
Der lange Tisch wiederum war drapiert gewesen mit allerlei Blumenschmuck und Köstlichkeiten und fein verzierten Namenskärtchen, diese geboten uns eine Sitzordnung: Zur linken Seite der Hengefeldter Baronsgemahl Roban von Rauleu, die Perricumer Magierin Sarana Feqzaïl, die Rash’Waharis Ashina von Turatal, der eitle „Händler“ Nazir von Waraqis und ich, Manja Zercis, Tochter einer aufsteigenden Alchemistendynastie aus der Reichsstadt. Hier als Freundin und stolz aufgrund des Rufes dieser stolzen Führerinnen, Gesandte einer ganz erlauchten Gesellschaft, zur Prüfung.
Zur rechten Seite des Tisches saßen nun die Ritterin Deidre von Salicum, der stolze Junker Holmreich von Kressenrück, der Seefahrer Orelian Barûn-Bari, die Kastellanin Melandra von Palmyr-Donas, und die Geweihte Seniia Rosenik von Dreitempelhof.
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