Geschichten:Hülle & Fülle – Heshinas Kuriositäten

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Das Herzstück dieses, zwischen Sträuchern, Felsen und Bäumchen gelegenen Mauerstücks, war gar nicht so leicht zu finden und sah auf den ersten Blick auch eher unscheinbar aus. Doch als wir um 2 bis 3 Ecken gebogen waren und einen schlichten Vorhang passiert hatten, staunten wir nicht schlecht. Heshina hatte sich hier tatsächlich beinahe ein Kuriositätenkammer zu nennendes Refugium eingerichtet. Dort bewahrte sie allerhand Fundstücke, von unscheinbar bis absonderlich, auf, die sie teils feinsäuberlich und akribisch analysiert und eingeordnet hatte. Ich kann es nur nochmal betonen, Heshina war verschwendet an ihr Heimatdorf. Unsere Herrinnen, gleich ob Aimar-Gor, Hengefeldt oder Zolipantessa würden Gefallen an ihr finden und könnten mit ihrem Wissen, unsere Fundstücke noch untermauern, ähnlich wie Hayadimo in der Halle der Ahnen. Und bei unseren Herrinnen oder in der Hauptstadt wäre die junge Frau auch besser aufgehoben, als z.B. im nahen Hesinde-Kolleg von Haselhain, meiner Meinung nach.

Jedenfalls führte uns Heshina, nach anfänglicher Unsicherheit, mit immer größer werdendem Stolz durch ihre “Sammlung” von Seltsamkeiten und Historischem. Es gab vieles zu entdecken: Münzen aus dem alten Nebachot, einen Mantikorsstachel, bosparanische Speerspitzen und Rüstungsteile, ein vermeintliches Einhorn samt Dschinnenlampe mit aranischen Gravuren, seltsame Korallen, ein Teil einer Freske, die zeigte wie Krieger Nebachots gemeinsam mit Kriegerinnen die Schlangen und Bienen auf den Bannern und Rüstungen trugen, gegen solche Tulamiden des Diamantenen Sultanats kämpften, dann aber Verrat zur Spaltung führte. Etwas das unserer Herrinnen Verbündete Hessinya von Altmark interessieren würde. Und diese Freske blieb nicht der einzige Hinweis darauf, wie z.B. ein Bernstein zeigte, der eine Biene und “Zauberzeichen” aufwies. Sehr interessant, wie auch Sarana empfand.

Außerdem präsentierte uns Heshina einen alten Text, der von der Blüte der Kultur der Nebachoten UND Nebachotinnen zu Zeiten der Eslamiden sprach, “Nahezu so wie zu den glorreichen Zeiten.” endete dieser Text abrupt und hatte damit eine Gemeinsamkeit mit dem bröckelnden Text aus den Katakomben der Halle der Ahnen, was erneut Ashina verzückte, aber auch Sarana und mich, da dies unseren Matriarchinnen ganz generell zusagen würde. Desweiteren zeigten Szenen auf alten Tonscherben, den Sieg der Bosparaner über die Nebachoten an Darpatbogen und an den Mauern von Nebachot und weitere Zeugnisse dessen, wie Nebachoten, Raulsche und Aranier gemeinsamen ihren Alltag verbringen in einer Region in Bewegung, vor, während und nach der Zeit der aranischen Segregation. Raulsche, Nebachoten, Aranier schon immer Nachbarn und Familie, vorallem während der langen Zeit, der Zugehörigkeit Araniens zum Reich. Nicht zuletzt fanden sich immer wieder Hinweise auf den andauernden Austausch der beiden Regionen und Kulturen zu allen Zeiten und gar ein Freundschaftsarmband, das Delfin, Sphinx und Pfauenkatze zeigte. Kurzum, ein Ort, der den Namen Wunderkammer verdiente und der die vielfältige Geschichte und Völkerschar Perricums darstellte und dem Anspruch unserer Herrinnen und ihren Verbündeten von Legitimation und Teilhabe in Perricum gerecht wurde, weit über das eigentliche Füllhorn hinaus, dessen Zeichnungen und Gravuren gar nicht so viel fassen konnte, wie dieser Wunderort beherbergte. Dennoch oder gerade deshalb würde all dies sicherlich Einfluß auf unsere Queste nehmen, wie auch schon unser Besuch in der Halle der Ahnen.

Ich selber begutachtete gerade die Hälfte einer seltsamen Ritzzeichnung genauer, die zeigte wie einige Schlangenpriesterinnen den Kriegern(?) und Kriegerinnen(?) Nebachots eine Art Alchimistenschale überreichten und ihnen Körperbemalungen(?) angedeihen ließen. Ich konnte mir nicht vorstellen, was das exakt bedeutete, aber vielleicht hatten die Alhani, während ihres Halts hier, die Alchimie Nebachots und damit Perricums verfeinert? Hatte die kurze Zeit des Al’Hani-Exils doch mehr Einfluß auf Nebachot und damit Perricum, als man dachte? Vorallem in der Alchimie, das würde ich weiter verfolgen. Und vorallem Hessinya von Altmark würde für diese Dinge viel geben. Doch ich wurde harsch aus meinen Gedanken gerissen, als Sarana einen verdutzten Laut von sich gab. Alle Blicke waren auf sie gerichtet und sie deutete auf ein Teilstück einer verblichenen Karte, die hier mal in den Putz gemalt worden war, als das Gebäude noch intakt war. Es war nur noch wenig zu erkennen, doch konnte man noch grob einen verworrenen Grenzzug erkennen, einige für solche Karten übliche Kreaturen und ein paar Landschaftszüge und Ortschaften. Ich entschied, dass es sich um die Grenzregion des heutigen Aranien, Dürsten-Darrenfurt, Haselhains handelte. Sarana deutete aber vorallem auf eine Stelle, dort wart kein wirklicher Ort eingezeichnet, es lag aber unweit von Morganabad, dass damals schon auf irgendeine Art und Weise existiert haben musste. Das Symbol was es zeigte verstand ich nicht wirklich, konnte man es als Füllhorn verstehen? Doch viel wichtiger, dort stand der abgeschnittene Satz “Esh Shahi…”. Sarana und Ashina übersetzten quasi zeitgleich, obwohl Heshina und ich keiner Übersetzung bedurft hätten: “Es lebe die Shahi…”. Oder “Hier läbt (noch) die Shahi…” ergänzte Heshina, “Wenn man alte Dialekte häranzieht.” Ich selber und vorallem Sarana kannten diesen Ausspruch aber auch als: “Haraniya bêhitarîn! Esh-Shahi bêhitarîn!” - “Hoch Aranien! Hoch lebe die Shahi!”

“Verblüffend.”, gab daraufhin Ashina erstaunt zu Wort. “Liegt nicht etwa an der Stelle heute der Ort Shahinesh?” Welch ein Glück mussten wir haben, dachte ich mir und erinnerte mich an zwei Zeilen der initialen Reimgeschichte:

“So, wie auch am nächsten Ort, der jedoch spricht von vielen Herrscher(inne)n(?) Auf das es jede(n) hoch leben lässt, so liebt er doch die Herrschaft (und ihren Tugenden) selbst”


Bisher hatte man Shahinesh als “Falkennest” übersetzt, was auch aufgrund der dortigen bekannten Falkenzucht durchaus Sinn machte und vermutlich auch nicht ganz falsch war. Aber Shahi(n) konnte man auch als “Herrscherin(nen)” lesen und esh als “(Hoch) Leben”. War unser nächstes Ziel also Shahinesh? Konnte es so einfach sein?

Verblüfft machten wir uns eifrig Notizen und Heshina war gefangen zwischen Stolz und Skepsis, ob sie uns zur Gänze vertrauen konnte. Denn das hier war eine wahre Fundgrube für die Queste der Gruppe. Und ich dachte mir nochmals, dass dieses Wissen nicht zuerst der Haselhainerin oder den hiesigen Altmarks in die Hände fallen dürfte, da das Initial und die Deutungshoheit bei unseren Herrinnen liegen müsste.

Aufgrund all dieser Erkenntnis hätte ich fast vergessen, warum wir eigentlich hier waren und so fragte ich Heshina nach etwas das zu unserem Fundstück aus der Halle der Ahnen passte. Ihr Blick fiel in eine bestimmte Ecke und Ashina stürmte sofort dort hin und hob eine Scherbe auf, die zur Beschaffenheit des Füllhorns passte. Schnell stellte ich dies auch auf Grund des Tons und der Materialien eindeutig fest. Auf der Scherbe allerdings waren kaum noch Dinge zu erkennen, nur, das was Heshina noch erkannt und bereits in der Vergangeheit ausgebessert hatte, aus ihrer eigenen Interpretation heraus und auf Grundlage ihres Wissens. Dinge die uns durchaus zu Pass kamen. Schlachten, Gegnerschaften, Exil, uralte Verbundschaften, die DREI SCHWESTERN Nebachot, Baburistan/Aranien, Perricum.

Es brauchte noch weitere Zeit Heshina zu überzeugen diesen einen Schatz aus ihrer Kammer “entführen zu dürfen”. Aber ich versprach der jungen Frau ihr Wissen entsprechend zu würdigen und dass sie (und ihre Familie) - ab von den abgesprochenen hesindianischen Kontakten - sicherlich prächtig entlohnt werden würde. Außerdem, dass sie damit einen großen Beitrag zur Zukunft Perricums beitragen würde und sie und ihre Schatzkammer darin eine wichtige Rolle spielen würden. Alles sicherlich nicht gelogen. Vorallem als wir ihr die andere Scherbe aus der Halle der Ahnen zeigten, sie den Zusammenhang erkannte und wir ihr die Bedeutung andeuteten. Letztendlich konnte sie kaum “Nein” sagen.