Geschichten:Harte Hand im Lager Bergthann
Harte Hand im Lager Bergthann
(aus einem Brief eines Ritters nach Hause)
Einer der am meisten beschäftigten Männer dieser Tage, in denen die Entsatztruppen der Fürstin untätig nördlich der Burg Perlenblick überwintern, ist der Profoß. Ein weiterer leider auch der Scharfrichter.
Unter den eingezogenen Kämpfern der Landwehr gibt es so einige, deren Begeisterung, für die Heimat zu kämpfen, am Ende ist. Das Wetter ist unangenehm und kalt, der Wind pfeift von den Bergen herab und gerade in den ersten Tagen hatten viele nicht einmal die Plane eines Zeltes über dem Kopf, so eilig war das Lager aufgeschlagen worden. Inzwischen ist die Versorgung und Unterbringung der vielen Hundert Kämpfer zwar ausreichend, aber das sich ziehende Warten auf eine ungewisse Zukunft und der Blick auf die in grauem Schleier verschwindenden Berge nagen unaufhörlich am Durchhaltewillen der Leute, so wie die Kälte an ihren Zehen.
Die Offiziere, allen voran Crongewaltvogt und Cronobrist, versuchen die Leute beschäftigt zu halten. Täglich gibt es auf dem inzwischen festgetretenem Schnee vor dem Lager Exerzieren und Waffenübungen. Offenbar versucht man, die Leute durch Erschöpfung von einer Flucht abzuhalten. Und dennoch versuchen es immer wieder Einzelne oder auch kleine Gruppen.
Dann öffnen sich am nächsten Morgen die Tore des Lagers und eine Abteilung Reiter macht sich auf die Suche nach den Fahnenflüchtigen. Und immer wieder führen sie welche einige Tage später halb erfroren und mit hängenden Köpfen zurück.
Die Strafen, die der Crongewaltvogt verhängt, sind hart. Ein Deserteur der Grenzgarde wurde nach einer standrechtliche Verhandlung gehängt, geflohene Landwehrsoldaten werden körperlich gezüchtigt. Für kleine Unachtsamkeiten schon gibt es Strafdienste. Aldron von Firunslicht betont immer wieder, daß man sich im Krieg keine Nachlässigkeiten erlauben könne und jeder sich auf seine Kameraden verlassen können muß.
Doch ist es nicht so, daß er die Leute nur schindet. Immer wieder setzt er sich für die Verbesserung ihrer Lage ein, läßt den Proviant gerecht zuteilen und hat anfangs nicht ruhen wollen, bis alle ihre Unterkunft hatten. Einzelnen spricht er immer wieder Mut zu, lobt gute Fortschritte bei den Kampfübungen, die er fast immer auch selber beobachtet und hält regelmässig Ansprachen an die Truppe, in denen er versucht, ihre Moral zu heben, und immer wieder betont, wie wichtig es sei, was wir hier tun, und daß wir uns darauf allesamt gut vorbereiten müssen.
Man kann also sagen, er sorgt sich wirklich um die Leute, wenn man es so nennen mag, wie ein strenger Vater. Ich habe ihn oft im Tempelzelt der Rondra gesehen, betend um ihren Beistand für die ihm anvertrauten Männer und Frauen.
Ich hoffe wirklich, daß sie ihn erhört und wir im Frühling alle wieder nach Hause wohlbehalten zurückkehren können.
Hilfe durch die Rondrakirche
Es ist eine Freude, zu sehen, wie in diesen schweren Zeiten alle Kräfte an einem Strang ziehen. Zwar stellte das Fürstentum schnell viele Leute zur Verteidigung des Arvepasses, aber ebenso schnell wurde klar, daß es an vielen Stellen mangelte. Nur wenige der Landwehrhaufen hatten eigene Zelte dabei oder auch nur eigenen Proviant für längere Zeit. Vieles mußte auf die schnelle organisiert werden und viele Schwierigkeiten warfen sich auf.
Der Crongewaltvogt war darob umso mehr erfreut, als es Ehrwürden Ladigo Klingenblitz von Arivor gelang, in der Löwenburg zu Perricum eine Vielzahl an Zelten, Decken und Vorräten zu besorgen. Im Auftrage der Legatin Alinja Leuenklinge von Norburg war seine Ehrwürden in die Stadt der Löwin geeilt und hatte es geschafft, all dies aufzutreiben, obwohl das Schwert der Schwerter zu der Zeit selber in Tobrien im Kampf stand.
Anschlag auf die Großen
(bei einer Handwerkerin aus dem Zwerchschen mitgehört)
"Ich sach dir, das war ein Tumult. Herausgerissen hats mich aus dem Bett, naja, was so Bett heißt halt, wenn man Soldat ist. Aber immerhin, wenn man den ganzen Tach auf Streife ist, draußen, wos friert, das einem die Zähn wohl klappern tun, dann sieht man darüber weg und dann ist das halt ein Bett.
Und ich habe wirklich einen festen Schlaf, aber glatt herausgerissen hat es mich. Ich also raus, weil so ein Lärm war, rasch den Helm auffn Kopp und den Knüppel in die Hand und raus ausm Zelt. und da rennt alles hin und her. Und ich dann mit, habe den Weypel gesucht, aber nicht gefunden - dachte ja, würn angegriffen!
War auch so, aber waren wohl nur eine Handvoll hinterträchtige und niederlistige Meuchelmörder, die uns die beiden Oberste weghauen wollten. Da haben die sich aber verrechnet: Herr Aldron und Herr Baltram waren wachsam, so, wie sies immer sagen, daß wirs auch sein sollen. Ich habe denen ja alles mögliche gewünscht, aber so im Schlaf totgeamcht werden, das ist doch nix, Traviahilf!
Und so haben die schon wacker welche totgehaun gehabt von den Mordbuben, bevor überhaupt wer zur Hilfe kommen war. Herr Baltram soll wohl ein paar Streiche einstecken haben müssen, aber den einen von der Wache hats übler erwischt. Den haben sie nämlich richtig erwischt. Mausetot, Boron rette seine Seele ...
Einen oder so haben sie wohl noch lebend erwischt. Aber nicht für lange, lebend, meine ich, denn den haben sie gleich zusammen mit den anderen aufgeknüpft am nächsten Morgen und vor allen Leuten. Die anderen Söldnerschweine hat eine Reiterstreife aufgegriffen, draußen im Schnee. Ich glaube wohl, eine junge Rabenmund hat da angeführt.
Wenn du mich fragst: Das ist genau das, was die verdienen. Einen aufm Kopp und dann Strick drum und hoch. Und wenn Frau Ifirn endlich den Schnee wegmacht, dann werden wirs denen da schon zeigen, das glaubste aber wohl! Da hat der Herr Oberst schon recht!"
Schwarzsichler Eskapaden
(von einem Ritter aus dem südlichem Wehrheimer Land)
"Muß ja schon sagen, dies Bergvolk hat schon komische Sitten. Diese Friedwanger zum Beispiel: Kommen an mit großem Troß und Kampfmagister und schwer bewaffnet mit Armbrüsten. Ich frag mich immer noch ein wenig, wieso Alrik von Friedwang seine Leute ausgerechnet mit Armbrüsten ausgerüstet hat. Die sind doch arg teuer.
Nun, das tollste ist dann aber eines Tages passiert. Die Friedwangen, wie sie sich selber nennen, haben wohl einer Predigt von einer der jungen Rondrapriesterinnen gelauscht und sind darüber so ergriffen gewesen, daß sie ihre teuren Armbrüste zu Klump geschmissen haben und dann angezündet. Das Beste aber ist: Sie waren dann drauf und dran, in das schneebedeckte Gebirge aufzusteigen und den Feind unbewaffnet erschlagen zu wollen. Den Tod hätten sie sich geholt, mehr nicht!
Das gab auch wohl einigen Ärger. Baron Alrik und Ehrwürden Alinja Leuenklinge wurden zum Crongewaltvogt gerufen. Vom Gesprochenem ist aber kaum etwas anch außen gedrungen. Die Wahnsinnigen haben ihren Willen dann aber bekommen: Zusammen mit ihrem Baron rauf ins Gebirge, den Feind und die Gegend ausspähen. Wenn ich das so sehe, bin ich ganz froh, daß die Bauern bei uns zuhaus doch arg vernünftig sind."
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