Geschichten:Hartsteen - Ende Boron 34 Hal - Weiler Feldsteynchen V

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Noch am Abend in dem eilig aufgestellten Lager nahm der Zeugmeister der Grafschaft die knappen Berichte seiner Leute entgegen. Alles in allem hatten sie wohl die umgebenden Weiler und Höfe besucht und eindringlich nach Informationen gesucht. Aus einem Dorf nördlich des Weiler wollte eine Magd einen Drachen gesehen haben, was er mit dem vorliegenden Fall überhaupt nicht in Verbindung bringen konnte. Ebenfalls eine Gruppe von schwarzgekleideten Reitern, 7 an der Zahl, die sich von Süden her dem Dorf genähert haben sollte, schien dem Oberst der gräflichen Truppen ein wenig suspekt, zumal der Zeuge selbst zugestanden hatte, stark dem Schnaps zugesprochen zu haben. Weiterhin viele Meldungen über letzte Kontakte zum Dorf, so dass der Zeitpunkt der Untat als etwa vor 10 bis 12 Tagen eingegrenzt werden konnte. Auf einem Boronsanger hatte ein mutiger Bauer seinen Worten nach zwei unheilige Wesen mit dem Dreschflegel vertrieben. Die Ritterfamilie Windischgrütz hatte sich nicht geäussert, sondern die Büttel ohne Begründung fortgeschickt. Die Mitteilung allerdings hatte er schon in Hartsteen bekommen, und er würdigte sie nicht einmal eines Kommentares. Ein wenig ärgerte sich der Hartsteener Ritter zudem noch darüber, dass alle Spuren bereits fein säuberlich beseitigt worden waren. Ritter Frostelin von Windischgrütz hatte auf eine diesbezügliche Frage lediglich kurz geantwortet, dass in Kürze Entsatz aus anderen Ansiedlungen eintreffen würde, und man den Leuten keine schmutzigen Wohnungen stellen wolle. Erst am nächsten Morgen traf eilig eine Depesche ein, gebracht von einem Ritter der Gräfin, dass offenbar Gerüchte über eine neugegründete Räuberbande in Hartsteen kursierten. Mehrere Bauern hätten sich über Viehdiebstähle beschwert und in einem Wäldchen unweit des Weilers, etwa 30 Meilen, sollen vor wenigen Tagen hastig mehrere Gestalten gen Norden aufgebrochen sein. Gegen Mittag legte Seginhardt seine bisherigen Ergebnisse dem Inquisitionsrat vor.

Gegen Abend erschien ein sichtlich atemloser Ritter im Dorf. Der Tag war sehr bewolkt gewesen, ständig drohte es wieder anzufangen zu regnen, aber der gestrenge Herr Efferd schien dieses Mal keinen Streit mit der Leuin austragen zu wollen. Der sich dem Ende näherne Herbst machte sich ebenfalls dadurch bemerkbar, dass es zu den Abendstunden empfindlich kalt wurde.

Seginhardt von Schwingenfels, der nocheinmal die letzten Erkenntnisse mit dem Inquisitionsrat beraten wollte, wurde von einem seiner Leute höflich aus dem stattlichen Zelt gebeten. Sichtlich unwirsch ob dieser Störung entschuldigte er sich bei Celesto Custodias, dem der heisse Tee die frierenden Lebensgeister erwärmte. Ein kleines braunes Fläschchen gab er demm heissen Sud bei, als der Zeugmeister das Zelt verließ.

Wenige Minuten später trat Seginhart wieder in das Gemeinschaftszelt ein, einen versiegelten Brief in der Hand, und setzte sich mit einer mürrischen und abschätzigen Miene an eine der Öllampen, von denen ein warmes Licht das Zelt erfüllte. Schnell brach er das Siegel und überflog die handschriftlichen Zeilen.

Hatte der Zeugmeister beim Beginn des Lesens eher gelangweilt geschaut, verwandelte sich der Ausdruck seines Gesichtes doch langsam immer deutlicher. Im fahlen Flackern konnte Celesto erkennen, dass der Zeugmeister immer blasser wurde, sowie einige rötliche Flecken an den verschiedensten Stellen seines Gesichtes erschienen. Offenbar las er den Brief nicht einmal bis zum Ende. Für einen kurzen Moment brütete der Hartsteener Ritter vor sich her, dann straffte sich sein Körper und er wirkte wie zuvor. Mit belegter Stimme sagte er seinem Gegenüber:" Verzeiht, Ehrwürden, aber dringende Geschäfte rufen mich zurück nach Hartsteen. Entschuldigt mein frühes Abreisen, aber diese Sache erlaubt keinen Aufschub!"

Er verneigte sich und wollte das Zelt verlassen. Doch der Custodias hielt ihn fest. "Erklärt es", sagte er und blickte durchdringend in die Augen des Zeugmeisters.

Nach einem heftigen Wortabtausch verliess Seginhard schliesslich verbissen das Zelt, bestieg seinen edlen Hengst und ritt in die Dunkelheit. So entging ihm, dass der Mann im Zelt lächelte, kaum das er ihm den Rücken zugewandt hatte.


ENDE