Geschichten:Heerzug wider die Finsternis - Teil 23f

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Dramatis personae:


Burg Leihenbutt, 13. Rondra 1032 BF, kurz nach Sonnenuntergang

Hadrumir hatte reglos die Szenerie vor ihnen verfolgt. Die Situation schien aussichtslos. Sie waren dem Gegner in die Falle gegangen. Aus einer überlegenen Position hatte sich Simiona einen Vorteil verschafft. Ein Angriff auf die Burg würde das Ende für Ederlinde von Luring bedeuten. Hadrumir erwartete die Befehle Nimmgalfs.

Die Sonne war mittlerweile tief stehend, als Hadrumir das bemerkte, was andere bereits auch bemerkt hatten. Tonlos sprach Hadrumir: „Bereit halten, Männer!“ Es war seine Erfahrung, die ihm sagte, dass dies noch nicht alles sein konnte.

Tanira hatte sich hinter den Magiern in Stellung gebracht. Sie sinnierte über die Begegnung mit Anführer der Magier am gestrigen Abend. Er hatte sich mit „Vitus Korninger, Hauptmann a. D.!“ vorgestellt und führte einen kleinen Haufen von vier Magiern in die Schlacht. Hadrumir hatte wenige Fragen gestellt, doch Tanira hatte sich lange über die Fähigkeiten der Magier informiert. Hoffentlich würde sich Hadrumir in der Schlacht daran erinnern.

Fassungslosigkeit ergriff Hadrumir, als die Bannstrahler niedergemacht wurden. Die Sonne ging unter. Er fasste seinen Anderthalbhänder fester. Wie absurd. Der Anderthalbhänder würde ihm hier keinen Halt geben. Oder doch? All der Schweiß, die Tränen, das Blut, welche die Waffe in den Schlachten gesehen hatte, konnte dies ihm Halt geben?

Karmanthi – Höllenhunde! Hadrumir wusste, was da auf die Verbündeten zukam. Unwillkürlich kamen ihm Gedanken an andere Schlachten hoch. Doch nun war die Situation anders. Hier und jetzt hieß es standhaft bleiben. „Männer, in Formation! Schützt die Magier!“ rief er laut aus.

Die Männer reagierten zögerlich. „Heute noch!“ zischte er scharf und trat selbst in die Formation. Er drehte sich zu den Magiern um. „Wir halten Euch die Ratten vom Leib! Kümmert Euch um das Dämonengezücht!“

Die Soldaten bildeten einen Schildwall, doch die Ratten waren mit einem schier unglaublichen Tempo heran. Hadrumir hatte die Schützen nach vorne beordert. „Feuer!“ befahl er ruhig. Die Armbrustschützen unter Korporal Karstrand zerschossen die erste Welle der angreifenden Vierbeiner. Hadrumir sah jedoch, dass für jede Ratte zwei nachrückten. Und diese Viecher waren verdammt groß. „Schwerter!“ rief Hadrumir und machte sich auf den Aufprall bereit.

Oderik hatte gebannt den Geschehnissen zugeschaut und insgeheim die stoische Ruhe Hadrumirs bewundert. Hinter ihm hörte er, wie die Magier ihre arkanen Canti vorbereiteten, als von den Mauern Burg Leihenbutts Geschosse heran flogen. Vor ihnen schlugen die Sordulsäpfel und die Kugeln mit Hylailer Feuer ein.

„IGNISPHAERO!“ ertönte der Ruf des ehemaligen Hauptmanns. Tanira beobachtete begeistert, wie ein magischer Feuerball in die Reihen der Ratten fuhr. Auf der rechten Flanke sorgte dies für Entlastung für die Schwingen. Die Männer hielten in ihrer Formation die Ratten von den Magiern fern.

Hadrumir ließ seinen Anderthalbhänder blutige Ernte halten. Die Formation der Schwingen war nicht gewichen. Eisern hielten sie stand. Doch lange würden sie das nicht aushalten. Wieder flogen Geschosse von der Burg heran. Hinter ihm brachen die Geschosse mitten in die Magier. Entsetzt starrte Hadrumir auf die Stelle, wo eben noch die Magier standen. Nur noch von seinen Instinkten gelenkt, wehrte er die Angriffe der Ratten ab.

Tanira rief mit aller Kraft: „HADRUMIR!“ Er schaute zu ihr herüber und schaffte es gerade noch so eine Ratte abzuwehren. „Wir müssen die Magier hier rausbringen!“ rief Tanira.

Oderik konnte sehen, wie die Roben der Magier Feuer fingen. Die meisten von ihnen waren schwer getroffen. Das konnte kein gutes Ende nehmen. Von irgendwo her tauchte Hadrumir auf. „Steh hier nicht rum! Hilf Ihnen auf!“ Er sah sich um. „Karstrand! Bringt die Schützen dort hinten in neue Stellung!“

Oderik war zwischenzeitlich zu den Magiern gerannt. Er half einem der Verwundeten auf. Doch sie wanden sich vor Schmerzen am Boden. Wie sollte er dieses verfluchte Feuer löschen?

Hadrumir konnte sehen, wie Oderik verzweifelt versuchte, die Magier hinter die Schützen zu bringen. Tanira war mit ihren Männern herbeigeeilt, um ihm zu helfen. „Voltan! Auf mein Kommando zieht sich die zweite Hand und vierte Hand vor die Schützen zurück. Die erste und dritte Hand schützen den Rückzug!“ „Zu Befehl!“

Tanira gab ruhig und sachlich ihre Befehle. Sie hatte dies bei Hadrumir stets gesehen, dass dieser versuchte selbst in den schwierigsten Kampfsituationen, Ruhe zu bewahren, um den Männern und Frauen Ruhe zu geben. Sie wusste, dass sie die Magier aus diesem Chaos bringen musste.

„Jetzt!“ brüllte Hadrumir. Gekonnt lösten sich die Soldaten aus der Formation, während sich Hadrumir mit seinen Männern den Ratten stellte. Eine der Ratten biss ihm ins rechte Bein. Mit aller Wucht ließ er seinen Anderthalbhänder auf das Vieh niedersausen.

„RÜCKZUG!“ hallte ein Ruf über das Schlachtfeld. „Wir ziehen uns zurück. Rette sich wer kann!“ Hadrumir orientierte sich kurz. „Schwingen! Bereit halten! Wir geben die Stellung auf!“ Er vergewisserte sich noch einmal, dass Voltan den Rest der Truppe in Stellung gebracht hatte. „Wir bauen die nächste Verteidigungslinie direkt vor Tanira und ihren Leuten auf. Auf drei! VOLTAN! Lass die Schützen abziehen. EINS! KARSTRAND! Nehmt so viel an Ausrüstung mit, wie Ihr tragen könnt! ZWEI!“ Ein letztes Mal vergewisserte er sich ihrer Position. „DREI!“

Voltan sah wie sich die Männer Hadrumirs vom Feind lösten. Er straffte sich. Die Ratten stürmten hinter ihnen her. Mit aller Gewalt stellten sich seine Männer und er ihnen entgegen. Das Manöver Hadrumirs war geglückt. Jetzt musste dies auch ihm und seinen Männern gelingen. Mit der Götter Hilfe musste es ihm gelingen.

Hadrumir schaute entsetzt zurück. Die Ratten fielen über die Soldaten her. Manch einer von ihnen fiel unter den Angriffen der Ratten. Er suchte Tanira. Sie war damit beschäftigt, die Versorgung von Verletzten zu organisieren. „Tanira! Wir müssen hier weg! Jeder der Männer soll sich etwas von der Ausrüstung schnappen und dann nichts wie weg! Hol die Pferde!“ „Das sind zu viele Verwundete. Wir können die nicht hier lassen.“ Hadrumir schaute sich um. „Wir müssen es versuchen! Hierbleiben wäre glatter Selbstmord!“ Tanira nickte und wandte sich zum Gehen, als sie das Grauen näherkommen sah. „Hadrumir, sieh!“ rief sie. Sein Blick folgte ihrem ausgestreckten Arm. „Das Rattenheer war auf dem Weg hier her.

„Wohlgeboren! Ich kümmere mich darum!“ sprach einer der Magier zu Oderik. Verwirrt schaute er den Magier an. Wo war der denn hergekommen? Der Magier legte beide Handflächen vor der Brust zusammen und breitete dann die Arme aus. Oderik hatte keine Ahnung, was der Magier vorhatte.

Voltan hatte sich zu Hadrumir begeben. „Die werden uns hier überrennen! Wir müssen hier weg!“ Hadrumir nickte, da er wusste, dass er Recht hatte, als sich plötzlich eine Flammenwand vor ihnen erhob. „Wo kommt die denn her?“ fragte Voltan verdattert. „Egal, lasst uns zusehen, dass wir hier wegkommen! Du sicherst die linke Flanke! Ich kümmere mich um die rechte Flanke!“

Oderik war von dem Magier schwer beeindruckt. Aus dem Nichts erhob sich diese Wand aus Flammen. Die Ratten waren dadurch erst mal aufgehalten. Der Magier stützte sich schwer auf ihn. „Wir müssen sehen, dass wir hier weg kommen.“ Sprach er geschwächt. Oderik nickte.

Wieder flogen Geschosse heran und krachten unter die Schwingen. Das Chaos um sie herum war perfekt. Hadrumir fluchte innerlich. „Ich habe da ein mieses Gefühl!“ sprach er zu Tanira.

Urplötzlich sprang aus dem Nichts einer dieser Höllenhunde auf den Magier. Oderik erstarrte kurz. Der Karmanath riss ihm einen Arm aus. „Ich habe da ein ganz mieses Gefühl“, sprach er ruhig und schaute in das bedrohliche Maul des Höllenhundes. Dieser knurrte gewaltig. Oderik zog beide Schwerter.

Hadrumir sah den Höllenhund, welcher Oderik angriff. Er schaute zu Tanira. „Voltan! Bring die Männer hier raus!“ befahl Tanira und zog ihr Schwert. Ehe Hadrumir reagieren konnte, stürmte sie los. „Du hast sie gehört!“ brüllte Hadrumir und stürmte hinterher. Im Laufen zog er seinen Anderthalbhänder.

Oderik duckte sich unter einem Hieb des Karmanath durch. Mit seiner Linken fuhr er dem Hund über die Flanke, während er mit rechts einen zweiten Hieb abwehrte. Mit aller Kraft hielt er gegen den erneuten Angriff stand. Dem Angriff des Mauls wich er aus – weg aus der Reichweite des Höllenhunds.

Tanira war zunächst heran. Mit aller Wucht zog sie ihr Schwert durch. Der Karmanath schrie auf und drehte sich ihr zu, als Hadrumir von rechts dazu kam. Er legte seine gesamte Kraft in seinen Schlag und zog dem Hund den Anderthalbhänder über den Schädel. Erneut heulte der Karmanath auf.

Oderik war froh über die Hilfe der beiden. „Bring den Magier hier raus!“ befahl Hadrumir. Oderik fackelte nicht lange. Er schnappte sich den regungslosen Körper des Magiers, doch blutete dieser gewaltig.

Der Karmanath sprang Tanira an, doch diese wich gekonnt aus. Ihr Schwerthieb prallte am Körper des Karmanath ab. „Abbinden!“ rief sie zu Oderik hinüber. Hadrumir umkreiste den Dämon und zog den Anderthalbhänder erneut durch. Erneut heulte der Karmanath auf.

Oderik tauchte instinktiv unter einem Schwanzhieb des Höllenhundes ab. Er rollte sich gekonnt ab. Keine Sekunde zu früh. Dort, wo gerade noch sein rechter Arm lag, schnappte nun der Kiefer des Karmanthi zu.

Der Karmanath drehte sich zu Hadrumir. Hadrumir wehrte einen Hieb ab. Tanira wich dem Peitschenhieb des Schwanzes aus. Mit dem Kiefer schnappte sich der Hund Hadrumirs Waffe. Mit einem brachialen Ruck wurde Hadrumir die Waffe entrissen.

Oderik schnappte sich erneut den regungslosen Körper des Magiers. Er band den Arm des Magiers ab. Zügig zog er sich aus der Reichweite des Karmanath zurück. Obwohl die Last des Körpers ihn arg behinderte, kam er voran.

Hadrumir hatte nicht mit diesem Angriff gerechnet und wurde nun von den Beinen gerissen. Der Hund setzte seine Pranke auf seine Brust und Hadrumir spürte das gesamte Gewicht des Hundes auf sich.

Oderik schaute auf. Die Flammenwand war weg und die Ratten stürmten auf sie zu. „Ich hab da echt ein mieses Gefühl!“ sprach er ruhig.

Tanira zögerte keine Sekunde. Sie tauchte unter einem erneuten Hieb des Schwanzes ab und sprang hoch. Gekonnt landete sie auf dem Rücken der Bestie. „Stirb, du Hund!“ Mit aller Gewalt rammte sie ihr Schwert in den Kopf der Bestie. Entsetzt schrie die Bestie auf und löste sich in schwarzem Rauch auf. Tanira seufzte. „Und sag Deiner Herrin, dass eine Tanira von Natzungen sich nicht so leicht töten lässt.“

Hadrumir richtete sich auf. „Zuerst sollten wir aber zusehen, dass wir hier verschwinden.“ Tanira nickte. „Weg hier!“ rief Oderik hinter ihnen.

Von allen Seiten stürmten die Ratten heran. Tanira, Hadrumir und Oderik stürmten los. In allerletzter Kraft erreichten sie die Pferde. Hadrumir half Oderik mit dem Magier. „Los!“ rief er und zückte seinen Reiterhammer. So schnell die Pferde sie tragen konnten, jagten sie davon.


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