Geschichten:Heerzug wider die Finsternis - Teil 28

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Dramatis personae:


Vor dem Aufbruch:

Nachdem Anjun die Erlaubnis erhalten hatte, sich dem kleinen Trupp vom von Mersingen anzuschließen, hatte er die Besprechung verlassen, um sich vorzubereiten. Viel war es nicht, was er tun konnte. Sein Schwert hatte er bei sich und das Kettenhemd hatte er bereits auf dem Weg zur Besprechung abgelegt, hing ihm dies doch nur noch in Fetzen von den Schultern. Doch so konnte er die Zeit nutzen und seine Gedanken sortieren.

Dem jungen Ritter war bewusst, dass bei diesem Einsatz einiges davon abhing, dass der Trupp unentdeckt blieb. Doch Heimlichkeit war weder eine Stärke von Anjun, noch hatte man sie ihm je beigebracht, noch war dies sein Weg. Offen und ehrlich war der Pfad Rondras, offen und ehrlich trat man dem Feind gegenüber und bezwang diesen.

Wieso also hatte Anjun sich freiwillig dafür gemeldet? War er nicht eine Gefahr für den Erfolg der Mission? Was hatte ihn dazu gebracht?

Er wusste es nicht genau, doch er wusste, dass es richtig war sich in diesem Fall von Mersingen anzuschließen. Damals, als er noch Knappe und Novize seiner Exzellenz von Aarenstein war, hatte dieser ihm gelehrt, seinen Gefühlen und Emotionen bewusst zu sein und diesen zu vertrauen. Und genau dies war auch jetzt der Fall: er musste dabei sein und würde er fehlen, so würde er die damit verbundene Bürde tragen und die Busse auf sich nehmen. Hier ging es nicht darum Ruhm und Ehre zu mehren, hier ging es darum, dass schutzlose, bedürftige Kinder Hilfe brauchten, und genau darum tat er dies. Rondra wollte es so.


In der Burg:

Welfert schlich voran, die beiden Jagdschwerter gezogen. Die Ruhe, die über dem Gemäuer lag gefiel ihm nicht. Auch war er nicht wirklich glücklich diesen Rondrianer in seinem Rücken zu wissen. Zwar schätzte er durchaus dessen Kampfkraft, doch lag der Schlüssel zu ihrem Erfolg in der Heimlichkeit. Er hoffte inständig Anjun würde nicht bei Ansicht des ersten Gegners mit lautem Kampfschrei auf diesen losstürmen. Der Weg zum Palas war rasch genommen und ungehindert gelangten sie in die in diffuses Licht getauchte Vorhalle.

Mit schnellen Schritten eilten sie die Treppe zum ersten Geschoss empor. Mit einem hastigen Blick in den Gang versicherte sich Welfert, dass der Weg frei war. Er schaute über die Schulter zurück, nickt, und zeigte dann stumm nach oben.

Leise knarrten die Teppichbedeckten Bohlen, als die Drei weiterschlichen. Anjun hielt sich hierbei deutlich zurück. Hadrumir, der vor ihm lief, konnte hören, wie der junge Ritter Rondra leise um Verzeihung bat. Ohne auf eine der Wachen zu stoßen erreichten sie die zweite Etage. Hier lagen die herrschaftlichen Gemächer, wie Nimmgalf ihnen versichert hatte. Vorsichtig spähte Welfert in den Gang. Links und rechts des Ganges könnte er hölzerne Türen erkennen und einige Schritte voraus hielt einer der Gardisten Wache.

Er lehnte sich zurück und wisperte: „Wir kommen nicht an ihm vorbei, ohne entdeckt zu werden und ehe er Alarm schlagen kann. Es sei denn…“, er blickte den Rondrageweihten scharf an, “wir schalten ihn lautlos aus.“

Anjun schaute den Rabenmärker ernst an. Doch man hatte ihm beigebracht, dass der eigene Weg nicht immer der richtige Weg für alle anderen war. Welfert schien einen anderen Pfad als den Rondras zu folgen. Der Zornesritter hatte nicht Angst um sein eigenes Leben, denn schon mehrmals hatte es so ausgesehen, als würde er dieses verlieren, doch er hatte Angst um das Leben der Kinder. Was würden sie diesen noch alles antun?

So schloss er die Augen, als er eine Entscheidung gefällt hatte. Als er die Augen wieder öffnete, meinte er leise. „Ich werde Euch nicht von Eurem Weg abhalten, doch werde ich auch nicht weiter von meinem abkommen. Geht und tut, was Ihr tun müsst, ich werde Acht geben, dass uns niemand überrascht.“

Hadrumir schmunzelte. Er schaute zu Welfert und fragte leise: „Ihr habt einen Plan, nehme ich an?“

Welfert grinste wölfisch, weilend sein Blick aus halbgeschlossenen Augen gefährlich aufblitzten.

„In der Tat.“

Der Heermeister zog seinen Dolch und lugte um die Ecke. „Verdammt“.

Die Wache hatte sich von der Türe entfernt und schritt den Gang ab. Offenbar wollte er sich die Beine vertreten. Welfert musste sich sputen. Er atmete tief durch und verließ seine Deckung. Sorgsam darauf bedacht, dass die Kettenglieder seiner Rüstung ihn nicht verrieten, schlich er im Rücken des Gardisten den Gang entlang. Dieser hatte fast das Ende des Korridors erreicht, so dass Welfert seine Schritte beschleunigen musste. Hadrumir fackelte nicht lange. Er folgte mit leichtem Schritt. Für den Gang durch den Tunnel hatte er nur einen Kurbul angelegt und so war es ihm ein Leichtes, leise und schnell Welfert zu folgen. Gerade als sich der Wachmann umdrehen wollte, war der Rabenmärker heran. Seine linke Hand schnellte hervor und legte sich seitlich über den Mund, während seine Rechte mit dem Dolch empor schnellte und rüde in dessen Lunge fuhr. Der in der Anatomie bewanderte Heermeister drehte die Klinge in der Wunde, um das Schließen des Einstichs zu verhindern und stieß erneut zu.

Die Wache öffnete den Mund um einen Schreckensschrei auszustoßen, doch anstatt eines Lauts quoll nur dunkles Blut über dessen Lippen.

Inzwischen war Hadrumir zur Stelle, um den erschlaffenden Körper aufzufangen und unter einen der Türrahmen zu ziehen.


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Claudio di Conserrano hatte schlecht geschlafen. Nach den Ereignissen von gestern Abend, als sie Simionas Exmann und seinen kriecherischen Mitläufern gehörig die Ärsche aufgerissen hatten, hatte er gehofft, dass Simiona wieder mal in Stimmung sei für ein paar Zärtlichkeiten und mehr – er zumindest war das nach dem beeindruckenden Sieg und der Zerschlagung von Nimmgalfs Heerzug durchaus. Dies hatte sich jedoch schnell als Trugschluss herausgestellt, da sie ihn wieder mal schroff abgewiesen hatte. Überhaupt war er was das anging in letzter Zeit viel zu kurz gekommen – Simiona hatte ihre Gedanken ständig woanders. Selbst jetzt zu so später Nachtstunde hatte sie sich wieder mit diesem Unsympathen von Bartholomäus in den Bergfried zurückgezogen, um weitere Planungen durchzuführen. Wenn dieser Magier nicht so abgrundtief hässlich wäre, hätte er mutmaßen können, dass es sich dabei nur um einen Vorwand handelte – aber er wusste, dass Simiona diesen Kerl nicht mal mit einer glühenden Kohlezange anfassen würde… naja, das vielleicht dann doch.

Moment mal – war da nicht ein Geräusch? Er horchte auf. Ein dumpfer Klang und leise Schritte ließen ihn misstrauisch werden. Er stand auf, legte kurz den Morgenmantel um. Dann griff er nach Dolch und Balestrina und schlich zur Türe.

Gerade beobachtete er noch, wie die Wache von zwei Männern leise weggeschleift wurde. So was! Waren die zwei etwa Verräter – und damit ziemlich lebensmüde – oder hatten es ein paar von Nimmgalfs Männern etwa geschafft irgendwie unbemerkt hier einzudringen?

Er überlegte kurz, ob er nicht Alarm geben sollte, schließlich konnte er nicht wissen, um wie viele Eindringlinge es sich insgesamt handelte. Aber dann kam ihm der Gedanke, dass er die Kerle auch alleine ausschalten könnte – er hatte schließlich den Überraschungseffekt auf seiner Seite. Außerdem konnte er sich seit den Namenlosen Tagen auch Kräften bedienen, die zwar denen Simionas deutlich nachstanden, aber für ein paar Eindringlinge gewiss ausreichend wären. Simiona würde es ihm sicher danken, wenn er ihr neue „Spielzeuge“ lieferte und würde sich dann entsprechend angemessen revanchieren.

Mit heimtückischem Lächeln begab er sich zurück ins Schlafzimmer, wo er sich hinter der Türe versteckte, und wartete.

„Guten Abend!“ eröffnete Claudio die Konversation nachdem Welfert und Hadrumir eingedrungen waren, und ließ dabei die Türe zuknallen. Die beiden Männer wirbelten herum. Sie wollten schon mit den Waffen zuschlagen, doch erkannten sie gleich, dass der im Morgenmantel angetane Mann eine dieser horasischen Torsionswaffen auf sie gerichtet hatte. Daher hielten sie inne.

„Mein Name ist Claudio di Conserrano. Ich bedaure zutiefst, dass ich die Herrschaften in diesem Aufzug empfangen muss, aber mir wurde Euer Besuch leider nicht angekündigt.“ Ein intrigantes Lächeln lag auf seinem Gesicht.

„Allerdings muss ich Euch darauf hinweisen, dass dies die Privatgemächer der Baronin von Leihenbutt sind. Das Waffentragen ist hier strengstens untersagt – Zuwiderhandlungen werden mit sofortigem Ableben bestraft. Daher möchte ich die Herrschaften freundlich auffordern, sämtliche Waffen auf dem Boden abzulegen und langsam zu mir herüberzuschieben. Keine hektischen Bewegungen, klar?“ Sein Tonfall klang bestimmt.

„Ihr könnt es nicht mit uns beiden gleichzeitig aufnehmen“, knurrte Welfert.

Claudio grinste verächtlich: „Vielleicht doch – vielleicht auch nicht. Jedenfalls werde ich einen von euch erledigen, bevor noch der erste Schwerthieb fällt.“ Damit zielte er genau auf Welferts Kopf. Ein Schuss aus dieser Nähe wäre absolut tödlich. „Wollt Ihr der erste sein, Herr … wie war noch gleich der Name?“

„Welfert von Mersingen. Ich bin sicher, Ihr habt bereits von mir gehört.“ Zeit, er brauchte Zeit, um sich über das weitere Vorgehen klar zu werden, als unvermittelt die Türe aufflog.

Anjun, der nach wie vor draußen im Gang stand, um aufzupassen, dass sie nicht überrascht wurden, war dann doch verwirrt, wie schnell und mit was für einem Knall die Tür – durch die Welfert und Hadrumir soeben entschwunden waren – zugegangen war. Er zögerte noch einen Augenblick, entschloss sich aber dennoch nachzusehen. Sollte sein Handeln die ganze Mission in Gefahr bringen, bei Rondra, er würde die Konsequenzen tragen.

An der Tür angekommen, hörte er Stimmen von drinnen. Anjun zögerte diesmal keinen weitern Herzschlag, sondern griff nach dem Türknauf und stieß sie ruckartig nach innen auf. Eigentlich hatte er vorgehabt, direkt mit der Tür in den Raum zu springen, doch prallte die Tür gegen etwas hartes, nämlich gegen Claudio, wie er später erfahren sollte und daher stieß er hart mit Stirn und Nase gegen das stabile Holz. Für einen kurzen Augenblick sah er nur Sterne.

Claudio di Conserrano stolperte nach vorne, als ihn die Türe in den Rücken stieß und drehte sich unwillkürlich um. Ohne zu zögern zog er den Abzug seiner Waffe. Der Bolzen schnellte von der Sehne und schlug aus nächster Nähe in den taumelnden Anjun. Aus der Schulter des Geweihten spritzte ein kleiner Blutregen, ehe er zusammensackte.

Das war die Chance, auf die Welfert gewartet hatte. Mit erhobenen Schwertern stürzte der Heermeister nach vorne. Doch Claudio war schneller, als er erwartet hatte. Noch ehe er einen Schlag anbringen konnte, hatte dieser seine Waffe fallen lassen und ihm drei Finger seiner rechten Hand entgegengestreckt. Nur zu gut wusste Welfert was dies zu bedeuten hatte und warf sich blindlings zur Seite. Nur haarscharf verfehlte ihn ein schwarz-öliger Strahl, der sich aus den Fingern Claudios löste und traf Hadrumir, der ebenfalls mit erhobener Waffe nach vorne gestürzt war. Hart schlug Welfert auf dem Dielenboden auf. Eines seiner Jagdschwerter schlitterte laut über den Boden kratzend davon, während hinter ihm Hadrumir zu Boden fiel.

Mit einem großen Satz war Claudio aus dem Raum durch eine Zwischentüre entschwunden. Welfert rappelte sich auf und half Hadrumir auf die Beine, während Anjun schmerzerfüllt aufstöhnte. Er war schwer getroffen, würde aber noch eine Weile durchhalten – so hoffte er zumindest. Kurzentschlossen brach Welfert durch die Türe in den Nebenraum. Hadrumir folgte Welfert ohne Zögern. Dort blickten sie Claudio entgegen, der eine junge Frau mit blassen Gesicht und hochgesteckten Haaren schützend vor sich hielt. Neben ihrer Hüfte blitzte den Gefährten die Schneide eines Dolches entgegen. Sie gerieten ins Stocken. „Keinen Schritt weiter!“ knurrte Claudio ihnen entgegen. „Oder diese Schlampe hier stirbt!“

Welfert erkannte den furchtsamen Blick in den Augen der Frau. Der Kerl meinte es in jedem Fall ernst mit seiner Drohung.

Aus dem Burghof erschallen Alarmrufe. Offensichtlich war die Gruppe am Tor bemerkt worden. Welfert ließ die Schwerter sinken. Kühl blickte er auf die junge Frau und die Kinder an ihrer Seite. „Hier endet Euer Weg. Einer von uns wird Euch das Handwerk legen. Und wir sind bereit für die Sache zu sterben. Seid Ihr auch dazu bereit?“ Welfert, der den Unglauben in den Augen des Geweihten des Dreizehnten sah, lächelte.

Hadrumirs Blick verriet, wie er die Situation einschätzte. „Es ist vorbei! Gebt Euch geschlagen!“ sprach er schneidend.

Claudio sah sich hektisch um. Sein Blick glitt zu den Butzenglasfenstern. Aber ein Sprung aus dieser Höhe wäre Selbstmord.

Welfert erkannte sein Zögern: „Gebt auf. Oder wollt Ihr wirklich für diese Sache sterben? Hört nur. Im Burghof sterben Eure Gesellen. Und Eure unheilige Meisterin wird ihnen bald folgen.“

„Die Waffen runter, ich meine es ernst!“ drohte Claudio und bohrte der Maid den Dolch ein wenig fester in die Seite, so dass sie leise aufstöhnte.

Hadrumir senkte seine Waffe und machte Anstalten sie auf den Boden zu legen. Kurz war er geneigt, die Frau für die Mission zu opfern, doch noch bestand die Möglichkeit, sie zu retten. So eine Gelegenheit durften sie sich nicht entgehen lassen.

Welfert ging langsam in die Knie und legte ebenso langsam seine Schwerter vor sich auf dem Boden ab. Claudio schob die junge Frau vor sich her und ging zum Fenster, um kurz zu prüfen, wie die Dinge im Burghof standen.

Welfert sah seine Chance. Er packte einen nahestehenden Hocker und warf ihn mit voller Wucht dem Geweihten entgegen. Die Frau duckte sich seitlich weg, wodurch Claudio hart vor die Brust getroffen wurde, dadurch sein Gleichgewicht verlor und gegen das Fenster taumelte. In einem Splitterregen brach er durch die Butzenscheibe. Doch gelang es ihm noch im letzten Moment mit der Linken das Handgelenk der Frau zu ergreifen. Verzweifelt schreiend klammerte diese sich an dem Fensterrahmen, um zu verhindern, dass sie mit in die Tiefe gerissen würde.

Welfert reagierte schnell. Er schnappte sein Schwert und stürmte zum Fenster. An der Außenseite hing der Schurke und klammerte sich mit beiden Händen verzweifelt an das Handgelenk der Frau. Im Burghof tobte ein Gefecht zwischen den eindringenden Verbündeten unter der Führung ihrer Exzellenz Adran Bredenhag von Aarenstein und den verblieben Schergen der Comtessa.

„Zum Namenlosen mit Euch!“ rief Welfert und ließ sein Jagdschwert schwungvoll kreisen. Der Schlag durchtrennte die Handgelenke des Frevlers. Mit einem entsetzten Todesschrei stürzte der Schurke in die Tiefe dabei zwei Blutfontänen aus seinen Handstümpfen verspritzend. Die abgetrennten Hände folgten ihm. Drei Herzschläge später schlug er hart auf dem Burghof auf.

Hadrumirs Blick ging zum vor Schmerz aufstöhnenden Anjun. Der Zornesritter hatte sich halbwegs am Türrahmen abgestützt und hielt sich die verwundete Schulter. Der Bolzen ragte zwischen den Fingern hervor. Hadrumir wollte Anjun schon den Rat geben, den Bolzen stecken zu lassen, da er ansonsten verbluten würde, doch hielt er inne, als er hörte, wie Anjun mit zusammen gepressten Zähnen seine Herrin um Kraft bat, Kraft um durchhalten zu können, zumindest solange bis die Mission abgeschlossen sei.

Welfert zog die junge Frau wieder in das Zimmer rein und atmete erleichtert auf. „Wer seid Ihr?“

Die junge Frau zitterte immer noch, kein Wunder war sie doch nur knapp dem Tode entgangen. „Ich… Alma, heiße ich, Herr! Ich bin das Kindermädchen von Randolf und Racalla.“ Welfert nickte. Er musste schnell handeln, bevor weitere Wachen einträfen. Kurz erklärte er ihr, was sie vorhatten und kniete sich dann neben den Jungen, der mit angsterfüllten Augen zu ihm aufblickte.

„Hab keine Angst, Randolf. Ich bin Welfert von Mersingen, ein Freund deines Vaters. Vielleicht erinnerst du dich an mich. Ich bin hier, um dich zu ihm zu bringen.“

Der Knabe schreckte zurück und Welfert schnaubte ungeduldig. Rasch zog er den Siegelring Nimmgalfs hervor.

„Schau Randolf, dein Vater gab mir dies hier? Du erkennst doch seinen Ring?“

Verwirrt schaute der Jüngling auf den Siegelring mit dem Hirschwappen. Nervös leckte er sich über die trockenen Lippen und nickte schüchtern.

„Komm, ich bringe dich zu ihm.“

Randolfs Augen leuchteten glücklich auf, als er diese Worte vernahm und trat einen Schritt vor. „Zu Vater? Das ist schön!“

Erleichtert griff Welfert nach dem Arm von Nimmgalfs Erben und wandte sich an dessen Schwester. „Wir müssen uns beeilen, Racalla. Komm her.“

Die jüngere Schwester von Randolf rührte sich jedoch nicht. Mehr noch. Sie schüttelte trotzig den Kopf. „Nein, ich will nicht weg von Mutter. Geh weg.“

Welfert riss die Augen ungläubig auf und schnaubte in unterdrückter Wut. Nicht das noch. Ein störrisches Kind fehlte ihm gerade noch.

Hilfe suchend drehte er sich zu Hadrumir und Anjun um, der mit blutgetränktem Wappenrock kreidebleich an den Türrahmen gelehnt stand und zwar schwer atmete, doch ansonsten einen recht stabilen Eindruck vermittelte. Den verwundeten Arm hatte Anjun in eine provisorische Schlinge, die Hadrumir ihn um den Hals geschnallt hatte, gelegt, während er sein Schwert entschlossen mit der Linken festhielt. Anerkennend nickte der Rabenmärker ob der Zähigkeit des Zornesritters.

„Wir haben keine Zeit zu verlieren. Schnappt euch die Bälger und die Frau und dann los! Sehen wir zu dass wir aus diesem Hornissennest raus kommen.“

Hadrumir überlegte nicht lange. Er schnappte sich die um sich schlagende Racalla. Er schaute zu Welfert. „Worauf warten wir dann noch?“ fragte er ungeduldig.

Welfert stürmte nach vorne, den jungen Randolf mit sich ziehend. Ihm folgte Hadrumir, der sich die störrische Racalla mittlerweile über die Schulter gelegt hatte und dem wiederum die verängstigte Alma folgte. Anjun bildete das Schlusslicht.



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14. Ron 1032 BF
Die Erben Leihenbutts
Kampf um das Burgtor


Kapitel 45

Duell der Magier