Geschichten:Helmzier - Tosendes Fest
Festung Haselhain Armeenschild (Hassal'han Ammayin), Später Abend des 30.Rondra 1038 BF
Es war laut, Becher und Pokale knallten immer wieder aneinander und ein garetisch-tulamidisches Stimmengewirr füllte die Nebachothalle der alten Festung Hassal'han Ammayin. Überall schlawenzelten leicht bekleidete Diener und Dienerinnen umher und versorgten die hohen Herrschaften mit Getränken und essbaren Köstlichkeiten, dazu spielte eine Gruppe Musiker recht tulamidisch anmutende Klänge mit mittelreichischen Einflüssen.
Die Stimmung war ausgelassen und die Feiernden saßen oder lagen auf großen, verzierten Kissen, rauchten Wasserpfeife, führten lauthals Gespräche oder prosteten den anderen zu. Am Kopf der Halle saßen - ebenfalls auf großen Kissen - vor einer mit Tuchen und reich bebilderten Wandteppichen verhangenen Wand die Gastgeber unter einem schmuckvollen Mosaik an der Decke. Baron Siyandor, sein Onkel Selo, die beide etwas fehlplatziert wirkten, die Vögtin Lyn und Eslam von Brendiltal. Die restliche Halle war gefüllt mit den Gästen aus Brendiltal, Höllenwall und Gallstein, dem Hofstaat des Barons, der Familie und allerhand Dienern. Ein Hin und Her, auf und nieder aus Bewegungen und Wortfetzen, während dicke Rauchschwaden von Pfeifen, Feuerschalen und Fackeln zusammen mit dem Geruch von Speisen und Alkohol die Luft schwängerten. Hakim von Lanzenruh trank gerade zur Freude von allen Wein vom Bein einer hübschen, schwarzhaarigen Dienerin während einige dem erheitert zusahen und lachten und sich anderso zwei Mannen in einem wettstreiterischen Ringkampf maßen, den man schon leidenschaftlich nennen konnte, ebenfalls unter den jubelnden Zurufen einiger weiterer Gäste.
In diesem freudigen Trubel erhoben sich Malepartus von Helburg und Yendor Limpurg von Gallstein und hoben ihre reich verzierten Pokale, Malepartus schwankte schon leicht und ließ dann die laute Stimme ertönen, während einige Zurufe eine allgemeine prickelnde Ruhe einleiteten: „Freunde, Nebachosi und Pulethaner! - Eine schicksalhafte Fügung die sich jüngst in diesen Landen zugetragen hat, gibt uns einmal mehr die Gelegenheit sich alter Freundschaften und Bündnisse zu erinnern. Nicht nur das es uns gelungen ist Kashgars Helm zu bergen, nein, mit unserem Blut haben wir am Schwurplatz Gaftarions den alten Schutz dieser Lande erneuert. Und wir taten es aus voller Überzeugung der bestehenden Freundschaften zwischen Raulschen und Nebachosi, und in der Erinnerung an einen großen Freund und Helden, dessen Freundschaft weit über jeden Ritterbund hinausging. Simold von Pfiffenstock.“
„Simold’aram!“-Sprechchöre wurden laut und kündeten davon welchen Status ihr verstorbener Freund in diesen Landen hatte - er galt als Heiliger. Als die Chöre, Lobgesänge und Trinksprüche abebbten fuhr Malepartus fort, sein Blick war stolz wie der seines Bundesbruders Yendor der die ganze Zeit neben ihm stand.
„Die Zeichen stehen auf Sturm, doch aller Ränke unserer Feinde zum Trotz, sind wir hier vereint ihnen allesamt die Stirn zu bieten. Wir sind hier um zu feiern das Bestehen dieser Bande, die Tiefe unserer Freundschaft aus der sich Kraft und Mut schöpfen lässt, und die lebenden wie toten unserer Großen. So lasst uns den Krug erheben, auf Eslam und Yendor und alle Pulethaner, auf das stolze Volk der Nebachosi und auf Kashgar und Simold! Mögen wir siegreich und stark sein.“
Wieder brandeten die Rufe auf – Rufe auf die Pulethaner, Nebachot, Kashgar und wieder Simold. Wer die Mentalität der Anwesenden nicht kannte und auch erst jetzt der Situation beikommen würde hätte schnell einen seltsamen Eindruck bekommen können. So positiv-aggressiv war die Stimmung aufgeladen, so viel Sturm lag in ihr. Und das ganze multiplizierte sich erheblich als Diener Malepartus‘ und Yendors - angetan in deren Farben – den Helm Kashgars in die Halle trugen und der junge Baron Siyandor den (jetzt schon) legendären Bundkelch der Menschen heranbringen ließ. Die Stimmung schlug über von aggressiv-euphorisch in Überschwänglichkeit und Lärm voller Jubel. Säbel rasselten, Rufe stritten darum lauter zu sein als der andere, Pokale flogen durch den Raum und schlugen laut scheppernd auf, trafen Leute, was teilweise sogar kleinere Raufereien hervorrief. Essen flog wild durch die Gegend – die Leidenschaft brach sich ihre Bahnen einige taten sich gütlich an den Reizen der Anwesenden – in einer Ecke – halb hinter Vorhängen verborgen – huldigte ein Paar schon der rauschhaften Göttin und trug mit ihren Lauten zur allgemeinen Geräuschkulisse bei.
Dann traten Malepartus – erheitert grinsend – Yendor – ebenfalls erfreut ob der sogar übertroffenen Erwartungen und Eslam hervor zum Helm, derweil sich Selo und Siyandor mit dem Bundkelch noch etwas Abseits hielten. Und erneut war es Malepartus‘ schon leicht holpernde, aber immernoch kräftige Stimme die wieder sowas wie „Ruhe“ in die Szenerie brachte…