Geschichten:Herr der Rache - Flucht ins Ungewisse

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Gareth, Ende Peraine 1027 BF


Baduar kniete nieder, den Körper seiner Schwester Iralda hielt er beschützend im Arm. Ihr Atem war schwach und aus ihren Wunden blutete es stark. Der Hartsteener Ritter zerriss seinen Wappenrock und versuchte Iraldas Verletzungen zu verbinden, während um die Beiden herum das Kampfgetümmel tobte.

Die Schlacht rückte in den Hintergrund und Baduar entschloss sich von dieser zu entfernen. Manche würden es feige nennen, wenn ein geachteter Kämpfer vor dem Feind floh. Doch hierbei verschwand Baduar keinen Gedanken an den Feind oder an die Mäuler, die man sich über ihn zerreißen würde. In diesem Moment ging es einzig und allein um seine geliebte Schwester Iralda, einer der Letzten ihm noch verbliebenen Familienmitglieder. Sein Vater war heute heldenhaft gefallen, seine Mutter starb im letzten harten Winter an der Blauen Keuche, sein Großvater saß als Reichsverräter auf der Feste Rulat, keiner wusste, ob er noch lebte und sein Dasein friste oder seine Gebeine bereits von Ratten zernagt wurden. Sein kleiner Bruder wurde seit der Schlacht bei Puleth vermisst. Einzig seine Großmutter Hartmunde war körperlich noch gut auf den Beinen, doch ihre seelische Gesundheit war nach der Inhaftierung ihres Gatten Gerwulf stark angeschlagen und so stand sie seither unter Betreuung eines Leibmedicus um ihre Düsterkeit und ihren Schwermut zu lindern.

Die stahlgrauen Augen Baduars suchten einen Ausweg. Während seines Rundumblickes erspähte er eine Gruppe Flüchtender die gen Südwesten rannten. Nicht mal einen Atemzug lang musste er über sein weiteres Handeln nachdenken. Wenn er dieses Inferno überleben wollte, musste er den Ort des Schreckens verlassen. Er hob seine Schwester Iralda in die Höhe, wie gut, dass sie als Magierin keine schwere Rüstung trug, so war es für ihn einfacher der Gruppe durch die Gassen zu folgen und nicht den Anschluss zu verlieren. Fast geistig abwesend setzte er einen Fuß vor den Anderen.

Ihr Weg führte über Steinhaufen eingestürzter Häuser, blutbedeckte Leichenteppiche, dunkle Gassen und durch Schlachten hindurch oder an Kämpfen vorbei. Als würden seine Beine von alleine agieren, ließ er sich von den Fremden leiten. Ihr Weg führte sie aus der Stadt heraus. Baduars Blick zurück offenbarte teils offene Brände oder Rauchschwaden die das Panorama zierten. Er war erschöpft und seine Kräfte ließen spürbar nach. Mit dem letzten puren Willen folgte er weiter.

Die Umgebung, der sie sich näherten und die sie durchstreiften wurde trostloser, zwielichtig und auf eine bedrohliche Art und Weise düster. Mittlerweile hängte er sich wie im Traumzustand an die Fliehenden. Ihr Weg führte einen Hügel hinauf und nach einigen Kurven und Steigungen offenbarte sich vor ihnen eine Höhle. Baduar und Iralda folgten ins Innere, um sich erschöpft an der nassen und kalten Wand niederzulassen. Baduar kümmerte sich noch aufopferungsvoll um seine Schwester, bis auch ihn seine Energien verließen und er zu einem erholenden Schlaf in die Welt der Träume verschwand.