Geschichten:Hirsch, Krähe, Katze – Die frustrierte Krähe
Burg Basilstein, Firun 1043
Hildana von Nadoret-Luring schäumte vor Wut. Vor Jahren hatte sie in das ach so mächtige Haus Luring eingeheiratet. Drei Kinder hatte sie der Familie geschenkt und nie etwas für sich selbst gefordert. Die Familie hatte sie zur Burgvögtin von Basilstein gemacht und über Jahre hatte sie ihre Aufgabe treu erfüllt und nie um etwas gebeten.
Vor einer Woche aber war sie nach Luring gereist um bei Graf Drego vorzusprechen um, zum ersten Mal in ihrem Leben eine Bitte an die Familie zu stellen, der sie stets treut gedient hatte. Ihr Gatte war bereits seit über zwanzig Jahren tot und doch war sie auf ihrem Posten geblieben und war nicht Heim in den Kosch gekehrt.
Sie hatte nicht für sich gebeten, sondern für ihren Sohn Frembald. Während seine Geschwister an der Magierakademie und der Boron-Kirche untergebracht waren war Femdbald seit seinem Ritterschlag nicht mehr weitergekommen. Er saß im Kosch am Hof ihres Vetters Perval und hatte seither nichts mehr angestellt.
Nun aber da der Reichsforst in Fehde stand und sicher bald viele Lehen frei werden würden sah Hildana ihre Stunde gekommen. Es war an der Zeit die Zukunft ihres Sohnes zu sichern. Er sollte nicht sein Leben lang anderen zu Diensten sein müssen. Ein eigenes Lehen musste her. Dafür hatte sie all ihren Einfluss aufgewendet, aber es hatte dennoch nichts genützt. Drego hatte nur kurz mit ihr geplaudert und wollte über nichts Wichtiges sprechen. Ihr Einfluss war bei weitem nicht so groß gewesen wie sie gedacht hatte. Ihre Kontakte waren die letzten Jahre über merklich schwächer geworden. Für den Grafen war sie offenbar die trauernde Witwe, die auf einer Burg versauerte, und wenn es nach Drego ginge, dann solle ihm nichts Trauriges, Saures oder Ähnliches den Tag vererben.
Was es ihr nicht einfacher gemacht hatte war, dass Frembald sich immer noch am Hof ihres Vetters Perval drüben im Kosch herumdrückte. Wenn er sich wenigsten zeigen würde und für den Grafen ins Feld ziehen würde. Das würde Hildanas Unterfangen erleichtern, aber nein er blieb einfach im Kosch, schon seit seinen Pagentagen war er kaum mehr in Garetien gewesen. Kein Wunder also, dass die Familie Luring dem Unbekannten kein Lehen schenken wollte.
Wenn er doch mehr wie sein Vetter Bolzer sein würde, der ihr als Hausritter diente. Bolzer war tapfer und aufrecht und war für Drego ins Feld geritten. Ihr schlechtes Verständnis für Frauen teilten Bolzer und Frembald aber, sehr zu Hildanas Ärger. Bolzer hatte eine Frau aus einem unbedeutenden Geschlecht, gegen den Willen seiner Eltern und der Familie geheiratet. Frembald dachte derweil gar nicht daran sich zu vermählen und stieg vermutlich so manchem Rock hinterher. Hildana hoffte nur, dass er nicht so enden würde wie der ewige Junggeselle Perval.
Bolzer hatte immerhin für Nachwuchs gesorgt. Dafür musste sich Hildana nun mit dessen unsäglichen Gattin auf ihrer Burg herumschlagen. Dieser Tage passierte also nicht viel was Hildana Freude bereitete.