Geschichten:Ibelsteiner Irrungen - Todesbote
Dorf Eisingen, Efferd 1040 BF
Drei Tage waren vergangen, seit Praioswin von Steinfelde nach Eisingen zurückgekehrt war und Alyssea hatte ihn kaum eines Blickes gewürdigt. Wahrscheinlich hatte sie gehofft, dass er im Abwehrkampf gegen die Truppen des Erzverräters Haffax umkommen würde. Nun saß er auf der Ofenbank und sah seiner Frau dabei zu, wie sie auf auf dem Schemel in der Fensternische ein Kleid ihrer Tochter ausbesserte. Sie beachtete ihn nicht, wie meistens. Über das Rauschen des Regens von draußen und das Klappern der Magd beim Abwaschen unten in der Küche sprach Praioswin schließlich in die Stille das Raumes: „Er ist tot, Alyssea.“
„Wer?“, kam es unbeteiligt zurück.
„Du weißt, wen ich meine.“
„Nein“, Alyssea schüttelte den Kopf und setzte weiter akkurat Stich neben Stich.
Sie hielt inne und blickte erschrocken auf: „Woher weißt du…?"
„Ludegar von Weisenstein hat es mir erzählt. Als es passierte war er dabei, vor Mendena. Und Vicarius von Firunshöh hat es bestätigt.“
„Das meine ich nicht!“
Praioswin hörte die Angst in ihrer Stimme: „Ach so. Ich weiß es schon länger. Wahrscheinlich seit Diemuts Geburt. Du redest im Schlaf.“
Sie sah ihn ungläubig an: „Du hast es für dich behalten? Obwohl mein Vater sein Versprechen über eine Belohnung für diese Information nie zurückgenommen hat?“
„Ja.“
„Warum?“
Praioswin zuckte mit den Schultern: „Was hätte das genutzt? Außerdem wollte ich dir das ersparen.“
„Mir was ersparen?“
„Den Furor deines Vaters. Weitere Demütigungen, Verletzungen. Trotz allem.“
Lange sagte Alyssea nichts. Sie hatte ihr Gesicht zum Fenster gedreht. Schließlich bat sie mit heiserer Stimme: „Geh. Geh jetzt.“
Praioswin nickte und stand wortlos auf. Er wusste um die Tränen auf ihren Wangen, auch wenn er sie nicht sehen konnte.
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Brüderliches Wiedersehen | ▻ |