Geschichten:Igelfehde - Ein hoffungsvoller Bericht
15. Efferd, Burg Oberhartsteen
» Und Ihr seid euch wirklich sicher? «
Die Stimme des Hartsteener Grafen war fest und klar. Gekleidet in ein schlichtes, grünes Gewand, auf dessen Brust in aufwendiger Arbeit ein Igel mit Silberfäden gestickt war, schaute er kühn in die Runde seiner Räte, die sich in dieser frühen Morgenstunde auf Burg Oberhartsteen versammelt hatte. Alarich von Hirschenrode und Ritteroberst Horwart von Schroeckh nickten eifrig.
Die Beobachtungen des ambitionierten Sohnes des gräflichen Jagdmeisters, der in den letzten Wochen immer mehr in die Rolle des gräflichen Aufklärers geschlüpft war, zeigten deutlich: Die noch in der Grafschaft Hartsteen stationierten Truppen der verfeindeten Schlunder Familien waren bis hinauf nach Hutt geradezu hektisch dazu übergegangen, alles, was sie in den in ihrer Reichweite befindlichen Dörfern und Weilern an Brauchbarem aufspürten, zusammenzuraffen und in bewachten Kolonnen nach Süden zu schaffen.
»Alles deutet darauf hin, dass die Schlunder ihre letzte Chance wahrnehmen, sich bei uns in Hartsteen zu bedienen, bevor die harte Hand der Kaiserkrone dergleichen fürderhin unterbinden kann«, kommentierte der gräfliche Ritteroberst grimmig. Und Parinor von Hartweil, dessen alte Kontakte aus seiner Zeit als Schlunder Herold ihm gute Dienste leisteten, ergänzte: »Umso mehr, als sie einer gut informierten Quelle nach gute Mühe damit haben, den Forderungen der Heermeisterin der Kaiserin, Veriya von Gareth, Folge zu leisten.«
»Dann müssen wir jetzt so schnell wie möglich zuschlagen und die Kontrolle über Hartsteen vollständig zurückgewinnen, bevor sie all unser Hab und Gut über die Natter schaffen!«
Graf Odilbert schlug mit der Faust auf den schweren Eichentisch. Die letzten Monde hatten ihn sichtlich verändert, hatten ihn zu einem entschlossenen Anführer der gräflichen Ritter geformt. Wenig war übrig von dem überheblichen, aber zaudernden Jüngling, dessen unvorsichtiges Verhalten den Zorn der Reichsforster auf sich gezogen hatte.
»Unsere Hartsteener Vasallen sollen sich so schnell wie möglich aufmachen, sie haben eine Woche Zeit. Schickt sofort Botschaft nach Aldenried, Bärenau, Natzungen und Reichsgau, damit wir mit vereinigter Kraft das Joch der Unterdrücker abwerfen können.«
Die versammelten Adligen schauten sich hoffnungsvoll an. Die Götter, ihnen voran der Götterfürst und die himmlische Leuin, hätten nach langen und quälenden Niederschlägen den Hartsteener Adligen endlich die Chance gegeben, sich zu beweisen und sich als würdige Anführer ihrer Lande und Menschen zu zeigen.