Geschichten:Igelfehde - Es ist angerichtet
Gut Steenfurt/Baronie Hutt, Travia 1044 BF
Der Angriff der Wetterfelser lief bisher wie am Schnürchen: Während sein Vetter Brinhart über Leenhof gen Moorsch vorstoßen sollte, war Pfalzgraf Bernhelm von Wetterfels mit seinem ritterlichen Gefolge von Appelhof aus gen Hutt aufgebrochen und hatte die Dörfer und Weiler nördlich des Feidewaldgebirges, wie Waldfels Schirchrain, Aldewied oder Schattenhain, im Handstreich zu Unterwerfung und Kontributionen gezwungen; was umso einfacher war, als die Orte von der neuen Fehde überrascht worden waren und die vor dem weithin bekannten Ruf des Ogerfressers schlotternden Bauern es tunlichst vermieden, den Forderungen zu widersprechen.
Als Reichsgauer Pfalzgraf nun an der Spitze seiner Ritter von Appelhof her in Steenfurt eintraf, stellte er befriedigt fest, dass seine Vorhut ganze Arbeit geleistet hatte. Denn über dem Turm des befestigten Ritterguts flatterte das wohlbekannte Banner der Firunshöhs im warmen Herbstwind und der tüchtige Vicarius hieß den Ogerfresser denn auch an den Stufen des Herrenhauses willkommen.
„Wie ich sehe, hattet Ihr Erfolg, Firunshöh“, klopfte der Ogerfresser seinem ehemaligen Hausritter zur Begrüßung freundschaftlich auf die Schulter, nachdem er sich ein wenig steif aus dem Sattel des riesenhaften Traloppers hatte gleiten lassen.
„In der Tat, Hochwohlgeboren. Die Stolzenfurt hat sich zwar gewehrt, aber meine Argumente waren am Ende überzeugender“, tätschelte Vicarius den Kopf des Streithammers an seiner Seite und wies dann auf eine Handvoll unter Bewachung stehender Mägde und Knechte in einer Ecke der Hofmauer, „Da sahen ihre Leute dann auch schnell ein, dass es sich nicht lohnt, den Kopf für eine verlorene Sache hinzuhalten.“
„Schade, dass es schon vorbei ist. Ich fühle mich ein wenig eingerostet und glaube, dass ein guter ehrlicher Kampf mir wohl bekommen würde. Aber es sind ja heutzutage alles Schisser!“, bedauerte der massige Pfalzgraf, „Wo ist die Junkerin jetzt?“
„Halwart von Gnisterholm hat sie in ihrem Gemach festgesetzt und lässt ihre Wunden verarzten. Als lebendes Unterpfand für Lösegeld wird sie uns nützlicher sein als tot auf dem Boronanger.“
„Wohl wahr. Sagt dem Weiberschreck, dass er sich gefälligst benehmen soll, so lange sie uns keinen Ärger macht.“
„Ich nehme an, das kann sie ruhig auch hören?“, erkundigte sich der Junker.
„Natürlich. Der Hinweis wäre doch sonst verschwendete Liebesmüh.“
Die Männer grinsten. Zu bekannt war das weibstolle Gebaren des Gnisterholmers, der sich aus Enttäuschung darüber, unter dem neuen Grafen von Hartsteen kein Hofamt mehr zu bekleiden, bereitwillig der Wetterfelser Fehde angeschlossen hatte und in der Hoffnung auf anderweitige Belohnung nur zu gerne mitsamt seinen beiden Bastarden dem Banner des Ogerfressers folgte.
„Apropos Verschwendung“, wechselte Firunshöh dann das Thema, „Als wir hier eintrafen, stand gerade alles für das Mittagsmahl bereit und mich dünkt es falsch, wenn wir mit leerem Magen weiter gen Moorsch vorrücken müssten.“
„Da habt Ihr völlig recht, Firunshöh“, klatschte da Pfalzgraf Bernhelm vorfreudig in seine Pranken und wandte sich an seine Ritter: „Wir kommen doch noch zu unserem Kampf! Alles absitzen und fertig machen zur heißen Schlacht am kalten Büffett!“
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