Geschichten:Igelfehde - Preiset Hesindes Weisheit

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Markt Praioreth, Baronie Praioreth, 6.Travia 1044 BF

Ein reger Wind fegte über die nur ganz leicht wellige Ebene vor dem Markt Praioreth, doch war er bei dem warmen Wetter mehr als angenehm zu nennen. Besonders wenn man in besten Stahl gerüstet war, wie die Reiter, die zwischen den Karrees der Fußsoldaten auf ihren schnaubenden Kriegsrössern saßen. Grün war die vorherrschende Farbe der Banner und Wappenröcke, grün-golden und grün-silbern. Der an der Spitze reitende Ritter mit dem waldgrünen Rock, auf dem ein schwarzgefleckter Goldluchs seine silbernen Klauen streckte, blickte sich, das Visier seines Schallers nach oben geschoben, um. Der Baron Felan Rondrik von Schallenberg kniff die Augen einen Moment zusammen, um besser bei der Helligkeit blicken zu können, die durch den Stand der Praiosscheibe zur Mittagsstunde verursacht wurde. Hinter ihm gab der zweite Kommandeur des großen Fehdeplans, Taramon von Zoltheim, Befehle einen Karren, auf dem Teile für ein Belagerungsgeschütz verpackt waren ebenso wie mitgebrachte Leitern, gut sichtbar nach vorne zu führen.


„Ich hoffe doch das wird nicht nötig sein, Taramon!“ , meinte Felan vielleicht etwas lauter als beabsichtigt. Aber er neigte dazu, immer wenn er den Helm trug und selbst etwas in seinem Gehör eingeschränkt wurde, deutlicher zu sprechen.


Der massige Junker zu Zoltheim wollte sich am Kopf kratzen, ehe er sich daran erinnerte immer noch einen Helm zu tragen und das Vorhaben aufgab. „Ich bezweifele das auch, aber wir sollten doch besser kein Risiko eingehen: je eher man unsere Entschlossenheit erkennt und die Sinnlosigkeit sich ihrer zu erwehren, um so eher haben wir Quartier. Im Zelt zu kampieren ist nichts mehr für mich. Wenn es ebenso reibungslos wie in Langtal, Lewfist und Weisenstein abläuft hätte ich also nichts dagegen. Aber die Praiorether haben auch eher Zeit gehabt von unserem Vorrücken zu hören und werden nicht bei einem Fest überrascht werden, sondern konnten sich schon beraten und vielleicht sogar Hilfe heranführen um ihre Verteidigung verstärken. Wenn ich auch nicht wüsste woher. Außer die Pfeffersäcke hätten ein geheimes Lager an Söldnern aufgetan, von dem wir nichts wissen. Die Späher haben davon aber nichts berichtet.“ Taramon von Zoltheim zuckte mit den Schultern.


„…zumal die Ritter ja ohnehin gerade alle oder doch zumindest in Mehrheit bei Odilbert weilen, ich weiß. Aber gerade weil wir eben erst die heiligen Tage Travias erlebt haben hoffe ich, dass wir das hier gewaltlos über die Bühne bringen werden. Es dürstet mich nach Gerechtigkeit. Nicht nach Blutvergießen, das manche frevelhaft nennen könnten. Erinnere mich doch bitte daran nach unserem Sieg der Travia-Kirche meine aufrichtigen Respekt in Form einer angemessenen Spende zu versichern.“


Taramon verzog den Mund zu einem Lächeln und nickte. „Werde ich tun, euer Hochgeboren.“


Der Blick der Hartsteener Ritter ging wieder nach vorne in Richtung des Marktes Praioreth. Mittlerweile hatte ihre ansehnliche Streitmacht ihre Positionen bezogen. Sie wirkten eher beeindruckend, als bedrohlich, wie dort Banner wehten und spiegelpolierter Stahl in der Sonne glänzte. Aber auch das war Teil der Strategie: man konnte Kämpfe nicht nur mit dem Schwert gewinnen. Mit einem Wink seiner Hand gab Felan einem Hünen an seiner Seite ein Zeichen: Herdan von Schallenberg-Zoltheim, der die Verbundenheit der Familien Schallenberg und Zoltheim geradezu vorbildlich symbolisierte in der gemeinsamen Sache, drückte seinem Hengst die Knie in die Seite und sprengte voraus, eine tsagefälligen Regenbogenfahne zum Zeichen friedlicher Unterredung in der Rechten hochgereckt, um ihre Forderungen zu überbringen: Entwaffnung aller Untergebenen und Getreuen der unrechtmäßigen Baronin Irmhelde von Gneppeldotz, Quartier sowie angemessene Versorgung für die Schallenberg-Zoltheimer Truppen zu stellen. Im Gegenzug ein Versprechen auf Plünderung und sonstige Konfiszierungen zu verzichten, als auch sich im Allgemeinen anständig zu benehmen und keine Übergriffe auf die Bevölkerung zu gestatten, so diese sich nicht gewalttätig oder feindselig zeigen.


Es dauerte eine ganze Weile. Solange beobachtete Felan gemeinsam mit Taramon und den anderen Rittern in ihrem Gefolge die Unterredung die dort vorne Herdan mit den Vertretern des Marktes führte. Was Felan von hier aus sehen konnte war vielleicht ein Dutzend oder wenig mehr Gerüstete mit Kennzeichnung des Marktes beziehungsweise der Baronie, die die nicht besonders wehrhafte Mauern besetzt hielten. Felan war oft durch den Ort gekommen und hatte Gelegenheit gehabt alle strategisch wichtigen Punkte mit seinen Leuten zu besprechen. Er würde es wirklich bedauern, wenn die Bewohner des Ortes sich ihm in den Weg stellen sollten. Denn sie würden gegen seine Übermacht aus Rittern und kampferprobten Fußtruppen nicht bestehen.


Dann kam Herdan zurück. Erwartungsvoll sah man ihm entgegen. „Und?“, fragte der Aldenrieder Baron. „Sie stimmen zu, wenn ihr persönlich einen Schwur auf euer Angebot leistet, wie ihr es in Langtal tatet.“ , antwortete Herdan grinsend. „Na das sollte das Geringste sein. Hervorragend! Preiset Hesinde für ihre Weisheit.“, rief Felan geradezu erleichtert aus. Dann setzt sich Felan an die Spitze der Streitkräfte und man rückte in Praioreth ein.