Geschichten:Im Herzen des Chaos Teil 2

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Tief hingen die Wolken in dieser Nacht und verdunkelten den Schein des halben Madamals. Der kühle Nachtwind pfiff stark durch die Lande und ließ die versammelten in dunkle Gewänder gehüllten Gestalten frösteln. Bernhelm von Wetterfels stand an der Seite seines neuen Pferdes und tätschelte es beruhigend am Hals.

Ein Rascheln linkerhand schreckte Bernhelm aus seiner Lethargie und schnell blinzelnd blickte er sich um. Seine Gefolgschaft war nervös und unerfahren; viele der getreuen Ritter des Grafen waren im Kampf gegen die Nebachoten vor einigen Monden gefallen. Die brutale Schlacht um Hartsteen hatte ebenfalls ihren Tribut gefordert und waren Bernhelm nicht viele Krieger geblieben.

Aus dem Unterholz stolperte eine junge Frau in schlichten ledernen Beinkleidern und einer warmen Wolltunika.

Rondraja war die vielleicht sechzehn Lenze zählende Tochter eines Wildhüters gewesen und verstand sich ein wenig aufs Pirschen und Schleichen, darum hatte Bernhelm sie ausgewählt. Außerdem konnte die mit einer Armbrust umgehen und das war diese Tage eine wichtige und lebensverlängernde Fähigkeit.

Sie verneigte sich ehrfürchtig vor dem Pfalzgrafen und richtete sich hastig wieder auf. Sie war aufgeregt und völlig außer Atem: „Mein hochedler Herr..., es ist ...schlimmer, als ...Ihr vermutet hattet!“ Fluchend stampfte Bernhelm mit einem Fuß auf. Gab es denn gar keine gute Nachrichten in diesen Tagen?

„Wie viele?“ fragte er kurz angebunden.

Als er sah wie sie ihre Finger zu Hilfe nahm und krampfhaft zu überlegen begann, stöhnte er leise auf. Sicher; sie konnte schleichen und mit der Armbrust schießen, alles andere war ihm egal gewesen...

„Wie auch immer,“ sprach er und wandte sich ab, noch bevor das Mädchen fertig war.

Behäbig stieg er auf sein Ross und Vicarius von Firunshöh trat sofort heran, um ihm seinen Helm zu reichen.

„Mögen die Zwölfgötter mit uns sein,“ murmelte er, als er den Kopfschutz entgegen nahm.

Sein Pferd wendend sprach er laut und deutlich zu seinem Gefolge: „Wir stellen uns einem Feind, der unser Land zerstört, unsere Häuser nieder brennt und auf unsere Götter spuckt. Es ist unsere von Praios gegebene Pflicht dieses Gesindel zu vernichten. Ich sehe in vielen Gesichtern Furcht und Zweifel, doch unsere Herzen müssen nun stark sein. Wenn wir das Land nicht von diesem Gezücht befreien, wird es weiter alles verheeren, was uns lieb und teuer ist und was ich zu verteidigen einst geschworen habe. Seid gewiss, diejenigen von uns, die den Sonnenaufgang nicht mehr erleben, werden in Borons Hallen eingehen als geachtete Männer und Frauen, die ihre Pflicht im Namen der Götter annahmen und nicht zauderten in der Stunde der Not.“ Die Ansprache wirkte kaum, denn auf den Gesichtern der hastig zusammen gestellten Milizionäre stand immer noch die namenlose Angst.

Der Junker von Firunshöh ritt an die Seite seines Herrn und neigte sich herüber, um dessen Befehle entgegen zu nehmen.

„Wir teilen uns auf und greifen von zwei Seiten an. Ihr nehmt die restlichen Schützen und alle Unberittenen, um dem Feind in den Rücken zu fallen, sobald wir seine Aufmerksamkeit auf uns gelenkt haben. Umrundet den Arvidshügel und nutzt den alten Pfad der zum Boronsanger hinauf führt. Ich führe den Sturmangriff mit den anderen an und versuche so viele Feinde wie möglich mit dem Überraschungseffekt zu überrennen. Der Feind hat auf dem alten Anger keine Deckung, also hoffen wir, dass wir ihn zwischen uns aufreiben können. Wir geben euch einen entsprechenden Vorsprung und wenn das Horn erklingt, greifen wir an.“

Von Firunshöh nickte und bedeutete der Infanteriemiliz, die gerade einmal elf Köpfe zählte, sowie den sechs Armbrustschützen aus der Garde des Grafen ihm zu folgen.

Bernhelm von Wetterfels ließ sich von Rondraja zuerst seinen Schild und dann seine Lanze reichen. Ein Blick über die Schulter nahm ihm fast all seinen Mut. Wie sollte er mit diesem Haufen nur in einem Kampf bestehen können? Doch die Lebensprüfungen der Götter, das war ihm bewusst, waren niemals einfach.



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4. Rah 1027 BF
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Autor: Thomas B.