Geschichten:Im Schatten der Sphinx - Neuer Herr auf Hordenberg
Autor: Treumunde
1. Travia 1036 BF, Markt Hordenberg, Junkertum Hordenberg, Baronie Weißbarûn
Gidiane von Waltern sprach ihre Brandrede, mit starker Stimme und die Hand zu einer Faust geballt, die ihre Gegner sicher erzittern lassen würde. Die Absetzung der Familie Koramsmär und deren Degradierung war dem Adel noch in Knochen. Und jetzt der Schachzug um Rash Lamashu. Jeder von ihnen war sich sicher, dass Gidiane nicht an ihrer Macht rütteln lassen würde. Eine wahrhaft starke Frau.
Anschließend trat Ardor von Waltern, Knappe der Baronin Gidiane von Waltern, nach vorne. Der großgewachsene Jüngling mit durchaus muskulösem Körperbau, der seine langen blonden Haare meist zu einem Zopf trägt und dessen Bräune, die er sich auf dem Pferderücken zugezogen hatte, die ihn wenig von Stand erscheinen lässt, harrte der Dinge.
Die Baronin von Weißbarun befahl dem sechzehnjährigen jungen Mann sich vor ihr nieder zu knien. "Ardor von Waltern, das Blut unserer Vorfahren verbindet uns. Dein Wesen ist rein und Dein Charakter aufrecht. Bei dem Götterfürsten soll es so bleiben. Treu sollst Du mir bleiben, Dein Schwertarm stets an meiner Seite und niemals gegen mich gewendet. Mit dem Willen der Zwölfe, erhebe ich, Gidiane von Waltern, rechtmäßige Baronin von Weißbarun, Dich Ardor von Waltern, in den Stand des Junkers von Hordenberg." Sie übergab Ardor den Stirnreif des Junkers.
Nach dieser Zeremonie trat Gidiane beiseite und ließ dem Rondrageweihten Leuendan von Zillingen, Tempelvorsteher des Rondra-Tempels St. Alrik, den Vortritt. Der drahtige Veteran trat vor den neubelehnten Junker, zudem sich die zwölfjährige Leonora von Ochs gesellte, die durch ein Schwertspalier nach vorne trat. Sie trug ein edles Kleid und einen Blumenkranz auf ihrem Haupt.Ardors Blick folgte fast sehnsüchtig seiner Baronin, denn sein Herz war für seine Schwertmutter entflammt.
Leuendan sprach mit donnernder Stimme. "Ardor - Leonora. Heute sind wir mit Rondras Segen zusammengekommen, um einen Bund fürs Leben zu schließen. Streckt Eure Hände nach vorne." Der Geweihte nach sein Schwert und schnitt beiden mit seiner scharfen Klinge in die Hand, anschließend führte er die Hände des Brautpaares zusammen. "Euer Blut soll eins werden, Eure Klingen sollen zusammenschmelzen. Bei der Herrin des Kampfes und der Ehre erkläre ich Euch Kraft meines Glaubens zu Mann und Frau." Begleitet mit den Worten aus dem Heiligen Rondrarium schloss der Geweihte den Rondrabund zwischen den beiden jungen Menschen, deren Familie fortan den Namen von Ochs tragen sollte.
Ebenjenes Haus ließ es sich nicht nehmen und überreichte dem Gatten und seiner Frau zwei Schwesterschwerter aus Wandlether Schmiedekunst mit einem Rubin im Schwertknauf, auf dass diese die beiden vereinen würde. Korhilda überreichte Ardor sein Schwert. "Sei ein ehrenwerter Gatte und behandle sie gut, ansonsten steige ich den weiten Weg vom Sturmfels hinab." Leonoras große Augen blickten zu ihrem Vater, ihre Hand schmerzte. Leobrecht nahm seine Tochter in den Arm, fest, ganz fest. Er hörte ihr Schluchzen, was ihm fast das Herz brach. "Meine Kleine, Liebes, ich weiß Du wünschtest Dir immer den weißen Reiter auf hohem Ross, der Dich wie in den Märchen bezirzen würde. Deine Mutter und ich wünschen nur das Beste für Dich. Die Zeit wird vergehen und ihr werdet euch kennenlernen und schätzen." Große Tränen kullerten über ihre Wangen. "Werde ich ihn lieben?" Er strich die Tränen sanft beiseite. "Wenn die Göttin Rahja Euch beiden hold ist - ja."
Im Vorfeld so munkelte der Perricumer Adel sei Geld in Richtung der Familie Waltern geflossen, die dieses nutzte, um ihre Grenzsicherung in Teilen zu finanzieren.
Grimhild von Waltern, die Erbbaroness, und ihr Gatte Gerion übergaben den beiden je ein stolzes Schlachtross, auf das sie wehrhaft und schnell in Schlacht reiten könnten. Ardor war begeistert.
Dieses jedoch würde sich noch ein wenig hinziehen. Ardor sollte erst seine Knappschaft bei der Baronin zu Ende bringen, so dass sein Vater Wehfried ihn als Vogt vertreten würde. Leonora würde ihre Ausbildung bei dem Koscher Baron Erlan von Sindelsaum fortsetzen und erst nach dem Ritterschlag nach Weißbarun kommen.
Ardor ging zu seiner frisch angetrauten Braut, bat um ihre Hand und führte sie in die Mitte des Raumes. Ein phexisches Grinsen überzog sein Gesicht, ehe er Leonora einen unanständigen horasischen Kuss gab. Leonora zierte sich, wollte sich gar aus der Umarmung lösen. Die starken Arme des Junkers hielten sie festumschlossen. "Au, Biest", Ardor schrie auf uns spuckte ein wenig Blut. "Du hast mich gebissen." Leonora fauchte. "Du hast nicht gefragt. Lass uns tanzen, dafür stehen wir doch hier." Ardor gefiel das Feuer in dem Mädchen, ob er es bändigen könnte?
"Sie werden schon noch zueinander finden." Korhilda strich Leobrecht beruhigend über den Rücken. "Das will ich hoffen. Andernfalls werde ich ihn mit meinen eigenen Händen erschlagen - nachdem das erste Kind geboren wurde."
Die anderen geladenen Gäste und die restlichen Familienmitglieder feierten fröhlich und mit lautem Bardenspiel ihren Zusammenschluss und den siegreichen Schlachtzug in Rash Lamashu. Letzterer besiegelte ein enges Bündnis der Familie Waltern und Lanzenruh, auf dass ein friedliches Zusammenleben der Raulschen und Nebachoten in Weißbarun vorangetrieben werden sollte, was vorerst auch die meisten Kritiker unter Nebachoten in feierlicher Euphorie verstummen ließ, auch wenn nicht alle Entscheidungen Gidianes auf Gegenliebe stießen.
Während die Klänge der Barden erklangen, zogen sich die Oberhäupter Gidiane von Waltern, Korhilda von Sturmfels, Leobrecht von Ochs und die Gesandte der Familie Zweifelfels Rondriga Leodane von Zweifelfels in ein Separee zurück.
Die Politik wartete und man ließ folgendes im Nachgang zu den hitzigen Diskussionen verkünden: Kathaya von Ochs wurde mit dem Junkerstitel zu Bergwacht belehnt und wird bis zum Ritterschlag von ihrer Mutter Korhilda vertreten. Alwena von Waltern wurde zur Ritterin von Steinebach im Junkertum Felskamp, in der Baronie Sturmfels ernannt. Alinde von Zweifelfels werde neue Kastellanin auf den Efferdstränen, nachdem der vormalige Burgvogt Ende des letzten Götterlaufes zu Boron gegangen war.