Geschichten:Im Schatten der Ulme - Kahlschlag

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Gasthaus "Bei Meister Wägebrecht", Kaiserlich Gerbaldsmark, 19. Efferd 1046 BF

Der Shurinstrauch gedeiht hervorragend auf kargen Böden, doch liest man immer zu von Herbarii die diese hochgiftige Pflanze auch in Wäldern oder Grasland zu finden beschreiben. Daraus folgt in conclusio: Der Shurinstrauch lässt sich während seiner Erntezeit, die von Ingerimm bis Rondra nicht allzu lang andauert, beinahe überall zwischen Riva und Al’Anfa finden.

- Meister Zuricon, Lizentiat des Roten Salamanders, während eines Vortrags in Kuslik

Hinterhaeltig izt dih Wirkung. Der Pflantzen Teile all, gleich ob dih kirschgroszen Frücht oder die Stanghen - gar die Blätt, traghen das pothente Gifth. Doch nicht genug der Tueck! Wohl erszt ein halben Stundt nach Einnahm beginnt der greuzlich Werk! Der Korpus jammervoll zu Grundt geht, an Erschöhpfung das Opfer stirbt. Alkohol indez dih Wirkung verschleppen mag nicht jedoch aufzuheben!

- Auszug aus dem „Herbaricum venenum“ (Nachdruck des Folianth der Kreutherkunde, Gareth 1028 n.BF

Unter das Essen der Zielperson gemischt, setzt es seine tückische Wirkung frei. Die Vergiftungserscheinungen werden meist abgetan als Erschöpfung, erst wenn es bereits zu spät ist, bemerkt das Ziel die Vergiftung, kann sich dann jedoch nicht mehr helfen. Das einzig verräterische ist die verzögerte Leichenstarre, ein geübter Agent kann dies jedoch leicht vertuschen.

- Gehört unter dem Silberberg, Al’Anfa 1030 n.BF


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Zelda von Königslinden hatte es sich an einem der hinteren Tische bequem gemacht. Der Schankraum ihres Gasthauses war gut gefüllt, seitdem der Großfürst in das nahegelegene Schloss gezogen war erlebte der Markt und mit ihm seine beiden Gasthäuser einen Aufschwung. Allerlei Adelsvolk, Bittsteller, Handwerker und ähnliches zog es in den einst so beschaulichen Ort.

Die Adlige aus der Halsmark hatte ihren Tag am Schloss verbracht und mit den verschiedensten Leuten gesprochen. Mit einer Adligen aus Greifenfurt hatte sie sich kurz über eine Rosenzüchtung des eychgraser Junkers unterhalten, ein blonder Adliger aus Perricum hatte sich mit ihr über die beiden Gasthäuser im Ort ausgetauscht und wollte wissen, ob sie mit ihrem zufrieden wäre. Er war es offensichtlich nicht und hatte sich gewundert, ob beide Gasthäuser so schlechte Betten hatten.

Aber das mit Abstand wichtigste war die Einladung zum Abendessen für Übermorgen, die sie einer reichsforster Ritterin entlocken konnte. Eine Einladung, die Zelda nur allzu gerne angenommen hatte. Wusste sie doch, dass eine gewisse Zeremonienmeisterin ebenfalls anwesend sein würde! Der perfekte Moment also, ihr die kleine Statuette zu schenken, welche oben in einer Truhe darauf wartete ihrer Bestimmung zu folgen.

Alles in allem war es ein recht erfolgreicher Tag, wie die Edeldame befand. Ein erfolgreicher jedoch auslaugender Tag, weshalb sie sich nun auf ihren Hackbraten freute. Wie gerufen brachte ein braunhaariger Junge ihr auch schon besagten Braten sowie einen ordentlichen Humpen Bier an den Tisch. Ein schöner Abschluss für ein ereignisreichen Tag.


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Der Abend war bereits fortgeschritten, das Bier und auch der Brand floss und die Stimmung im Schankraum wurde zusehends angeheiterter. Doch Zelda von Königslinden war immer erschöpfter, der Tag hatte sie wohl doch mehr ausgelaugt als sie dachte. Auch ihre Bewegungen waren nicht mehr ganz so koordiniert, was sie allerdings auf das Bier aus Waldstein schob.

Es war Zeit für sie, das Bett aufzusuchen und sich auszuschlafen. Morgen hatte sie viel vor und musste noch das ein oder andere erledigen. Sie bezahlte ihre Zeche und schleppte sich nach oben in ihr Zimmer. Der Aufstieg war anstrengender als sie gedacht hätte und langsam kamen auch Schmerzen zur Erschöpfung hinzu.

Sie würde doch nicht krank werden? So kurz vor einem der wichtigsten Momente ihres Lebens? Mit einem kurzen Stoßgebet zu ihrem Gott sank sie in das weiche Bett und hoffte, dass die Erschöpfung nur von vorrübergehender Dauer sein würde.


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Ellerding legte den Brief missmutig zur Seite, griff mit seiner fleischigen Pranke den Bierhumpen und nahm einen tiefen Schluck daraus. Seine Frau war in der Nacht vom 19. auf den 20. in ihrem Gastzimmer entschlafen. Der Wirt hatte sie erst gegen Mittag in ihrem Bett aufgefunden (und verlangte eine kleine Summe an Silber für die Reinigung des Bettes, welche Germuth großzügig bereits gezahlt hatte). So blieb nur noch der Junker zurück.

Allein, geplagt von seinem Alter, von der Gicht, von seinen Kindern. Warum strafte ihn das Leben so dermaßen? Warum hatte es nur noch leid für ihn übrig? Missmutig griff er das Schreiben seines Verwandten, knüllte es zusammen und warf es in den leeren Kamin.

Wie hatte er Zelda beneidet, die in ihrem Alter noch so kraftvoll und lebendig schien. Doch Golgari ließ sich nicht täuschen und holte jeden dessen Zeit abgelaufen war! Ellerdings Rechte griff nach dem kleinen Glöckchen, welches neben ihm auf dem Tischchen stand und läutete es. Sein Bier ging zu neige und er würde sicherlich nicht selbst Nachschub besorgen!


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19. Eff 1046 BF
Kahlschlag
Knospentriebe


Kapitel 6

Autor: Vlad