Geschichten:Im Schatten der Ulme - Knospentriebe

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Schloss Auenwacht, Kaiserlich Gerbaldsmark, 17. Efferd 1046 BF

Zelda von Königslinden schritt durch die prächtige Parkanlage des großfürstlichen Schlosses. Es gefiel ihr hier ausgesprochen gut, mit ihrer Art hatte sie schnell Anschluss bei den Hofschranzen des Großfürsten gefunden. Sie lächelte mild, diese hohlen Geschöpfe waren empfänglich für süße Worte und Aufmerksamkeit. Beides Dinge, die Zelda zu geben wusste.

Sie hatte hier sogleich fruchtbaren Boden für ihre Saat gefunden. Das erleichterte ihr die ganze Sache erheblich und so musste sie nur die Aussaht vornehmen. An solchen Orten, wo Intrigenspielchen zum guten Ton gehörten, gediehen die Samen des Zweifels und Worte der Verführung trafen auf offene Ohren. Es galt nun diese zu hegen und zu pflegen und schon bald würden ihre Bemühungen Knospen tragen!

Mit einem selbstgerechten Blick setzte sie sich auf eine der feinziselierten Bänkchen, die in der gesamten Parkanlage aufgestellt waren und schaute dem Treiben zu. Sie hatte mitbekommen, dass sie nicht die Einzige war, welche sich bereits in Stellung gebracht hatte, doch war sie zuversichtlich genug Rückendeckung mitzubringen, um ihren Konkurrenten auszustechen. Gleich, welch illustre Persönlichkeit hinter ihm stand. Sie kicherte in sich hinein, ein Reichsvogt konnte ihr nicht das Wasser reichen! Auch nicht einer, der sich mehrere Götterläufe in einer so umtriebigen Umgebung halten konnte.

Denn anders als er musste Zelda nicht darauf vertrauen, dass Drohungen oder Bestechungen wirkten. Nein, die Edeldame aus Königslinden hatte wesentlich potentere Mittel und Wege ihren Einfluss zu mehren und vor allem geltend zu machen! In drei Tagen nahm das Madamal die Form des Kelches an, ein guter Zeitpunkt, um das Geschenk für eine ganz besondere Person hier am Hofe herzustellen!

Sie wusste von Gleichgesinnten, die den von ihr angestrebten Zweck mit einem einfachen Gebet hervorrufen konnten, doch dies lag nicht im Rahmen ihrer Möglichkeiten. Davon abgesehen war der Effekt unter solchen Bedingungen nur äußerst kurzweilig. Sie jedoch zielte auf eine lange Wirkung ab, entsprechend aufwendig waren die Vorbereitungen. Es brauchte nicht nur einen passenden Fokus, sondern auch die äußeren Umstände mussten stimmen.

Bis dahin übte sie sich in Geduld etwas, was sie glücklicherweise beherrschte wie keine zweite. Immerhin hatte sie einen Großteil ihres Lebens mit dem Warten auf den richtigen Moment verbracht, hatte ihrem Gatten das treusorgende Weib gemimt, über die Saufgelage seiner Bagage hinweggesehen und immerzu freundlich gelächelt. Doch nun war sie am Zug! Nun würde es sich auszahlen, das Warten, das Lächeln, das Schweigen! Viele gingen zu ungestüm vor, verhedderten sich dann in Kleinigkeiten und kamen schließlich zu Fall, weil sie nicht darüber nachdachten welche Konsequenzen aus ihrem Handeln erwuchs.


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Die Nacht war über Schloss Auenwacht hereingebrochen und legte einen dunklen Mantel über die Umgebung. Aus einem der Zimmerfenster hatte man einen guten Blick auf die patrouillierenden Wachen oder den mit Fackeln erhellten Ansammlungen an Nachtschwärmen. Schloss Auenwacht schien niemals ganz in den Schlaf zu fallen.

Seit sie am Abend vor zwei Tagen hier angekommen waren hatten sie keinen Moment ungenutzt gelassen. Sein Schüler hatte sich unter das Gesinde gemischt, er selbst unter die Höflinge. Die Abläufe am Hof waren fast überall gleich, sie kleideten sich vielleicht unterschiedlich doch im Kern blieben sie sich treu. Er gluckste, als er an Waldstein denken musste. Ausnahmen bestätigten bekanntlich die Regel.

Auch an dem großfürstlichen Hof gab es Zankereien zwischen den verschiedenen Hofämtern. Ein gewisser Biermeister schien das Gebräu seiner Heimat zu favorisieren, während er das aus dem Schlund offen verschmähte. Einige hier hatten Geheimnisse, die sie mal mehr mal weniger gut zu kaschieren versuchten. Doch er hatte seit seiner Ankunft ein Knistern gespürt, etwas lag in der Luft, etwas, was nicht zu den normalen Intrigenspielchen am Hof passte.

Es war beinahe wie einst im Winter ’43. Doch dieses Mal war die Entzündung noch nicht allzu tief in das Fleisch eingedrungen. Der blonde Mann war zuversichtlich mit einem gezielten Schnitt die Heilung einsetzen zulassen. Sein Blick richtete sich unwillkürlich auf ein kleines Behältnis, indem eine ganz besondere Paste darauf wartete ein Gericht verfeinern zu dürfen. Ein sinistres Lächeln stahl sich auf seine Gesichtszüge.


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17. Eff 1046 BF
Knospentriebe
Verschlungene Pfade


Kapitel 5

Kahlschlag
Autor: Vlad