Geschichten:Im Schatten der Ulme - Verschlungene Pfade

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Alt-Gareth, Kaiserstadt Gareth, 15. Efferd 1046 BF

Salix von Hardenstatt streckte die Füße aus und lehnte sich in dem großen Sessel zurück. Vor vier Tagen waren sie in Gareth angekommen und noch immer steckte ihm der Weg zwischen der Mardeshöh und Gareth in den Knochen. Irgendwann, davon war er überzeugt, würde er sich eine neue Kutsche zulegen. Keinen ‘‘Sechser-Ferrara‘‘, das war dann doch zu teuer, wenngleich der Komfort gerüchteweise unschlagbar war. Vielleicht würde er der stoerrebrandter Stellmacherei einen Besuch in Meilersgrund abstatten? Oder doch vielleicht eine ‘‘Horck‘‘? Von dieser, aus Elenvina stammenden Stellmacherei, hatte er auch schon viel Gutes gehört. Gleiches konnte er über die Stellmacherei ‘‘Yaquirblitz‘‘ sagen…

Ein Räuspern neben sich riss ihn aus den Gedanken. Lingmar stand neben ihm und schaute den Adligen mit einem erwartungsvollen Blick an. Der richtete sich in seinem Sessel auf und bedeutete dem Jungen sich ihm gegenüberzusetzen. Das Hotel ‘‘Handelsherr‘‘ hatte nicht nur annehmbare Zimmer, sondern auch ruhige Separees, in denen man ungestört reden konnte. Allgemein gesprochen war das ‘‘Handelsherr‘‘ eine hervorragende Adresse, um an Informationen zu gelangen. Das machte dieses Hotel zu Salix Standardadresse, wenn er mal in Gareth weilte.

„Also, die Spuren deuten in die Halsmark, genaueres lässt sich aber nicht sagen. Die Informationsflüsse sind undurchsichtig, scheinen sich jedoch in der Stadt Ackbar zu sammeln.“ Lingmar blickte zufrieden in Richtung des Perricumers. Es hatte ihn einiges an Lauf- und Überzeugungsarbeit gekostet, diese Informationen zusammen zu tragen. Als sie vor acht Tagen aus Mardeshöh aufgebrochen waren, hatten sie nur eine wage Vermutung gehabt. Nun aber hatte sich das Suchen ausgezahlt, die Hinweise verdichteten sich!

Salix nickte knapp und goss sowohl Lingmar als auch sich etwas Wein ein. „Interessant, ich habe indes eine Verbindung nach Hartsteen gefunden. Wobei sich die Spuren im Wirrwarr der gleichnamigen Reichsstadt verlaufen. Dort werden wir also wahrscheinlich nicht weiterkommen“. Er schob das Weinglas zu seinem Gegenüber und prostete diesem zu. „Deine Spur nach Ackbar hingegen klingt vielversprechend. Wie es der Zufall so will ist eine Kauffrau, die aus der Stadt kommt, in unserem Hotel untergekommen. Vielleicht kann sie uns ja behilflich sein?“.

Lingmar nickte und probierte den Wein. Er genoss es in Gareth, anders als in Zackenberg pulsierte hier das Leben. Wenn er so darüber nachdachte pulsierte eigentlich überall außerhalb Zackenbergs das Leben. Dafür watete Burg Trollwacht mit einem herrlichen Blick in die Natur auf. Er streifte den Gedanken ab, „wollt Ihr, dass ich mich darum kümmere?“, wollte der Junge wissen.

Der blonde Adlige schüttelte den Kopf, „nein. Das werde ich übernehmen, für dich habe ich eine andere Aufgabe vorgesehen. Wenn wir schon im Königreich sind, sollten wir unsere anderen Unternehmungen nicht aus den Augen verlieren“. Mit einem hintergründigen Lächeln zwinkerte er dem jungen Schreiber zu.


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Salix schaute den Dienern dabei zu, wie sie das Gepäck auf dem Dach der Kutsche festmachten. Als sie mit ihrer Arbeit fertig waren drückte er ihnen einige bronzene Münzen in die Hand und stieg ein. Lingmar hatte bereits Platz genommen und beobachtete aus dem Fenster den Trubel der Stadt. Der Adlige zog die Tür hinter sich zu und nahm in Fahrtrichtung Platz.

Er war mit dem Ergebnis zufrieden, mit welchem sie die Kaiserstadt verließen. Lingmar hatte einige Kontakte zu Händlern, die regelmäßig Richtung Reichsforst aufbrachen, geknüpft. Darüber hinaus hatte er einige Personen für ihre Sache gewinnen können, die eher zum lichtscheuen Teil der Bevölkerung gehörten. Auf der anderen Seite war die akbarer Händlerin leider keine große Hilfe gewesen. Die Magd, welche mit besagten Händlerin reiste, dafür umso mehr.

Sie wussten nun, dass die Spuren keineswegs zu jemandem führten, der direkt etwas mit dem Verschwinden des Kronvogts zu tun hatte, sondern zu jemanden der sich davon einen erheblichen Vorteil erhoffte. Um wen genau es sich dabei handelte konnten die beiden Perricumer noch nicht sagen, doch dafür wussten sie, wo man ihnen diesbezüglich weiterhelfen konnte.

„Ich hätte nicht gedacht, so schnell nach Schloss Auenwacht zurückzukehren“, stellte Lingmar fest, als ein Rucken durch die Kutsche ging und sie losrollten. Der blonde Adlige nickte knapp, „wir werden allerdings nicht lange dortbleiben. Spätestens nach dem Hoftag müssen wir zurück. Ansonsten wird der Weg nach Trollwacht zu beschwerlich…“.

Lingmar seufzte enttäuscht aus, er hatte gehofft den Winter im Königreich verbringen zu können. Firuns Atem war in den Zacken ganz und gar nicht seins, auch wenn er natürlich wusste was der Grund war weshalb sein Meister den Winter in Zackenberg verbringen wollte; nein musste!


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15. Eff 1046 BF
Verschlungene Pfade
Wurzelschlagen


Kapitel 4

Knospentriebe
Autor: Vlad