Geschichten:Im Tal der Pferde - Die Prozession III
Baronie Herdentor, kurz vor dem Palast Beschelshall, kurz vor Sonnenuntergang am 30. Travia 1041 BF
Es war erhaben, selbst in der letzten Nacht hatte ihn das Licht umfangen als wäre es Tag hell. Die Wärme Praios' Antlitz umschlug und durchdrang ihn vollends.
Und der Tag selbst hatte ihn blendend empfangen, hatte er geschlafen? Jedenfalls hielt er dem Anblick stand, seine Augen brannten nicht, sie waren ein Inferno, ein Inferno das der Götterfürst ihm persönlich geschenkt hatte.
Noch vor allen anderen, sogar vor Abt Sulman, war er frei von den Zwängen der derischen Welt auf den Platz getreten um Praios' Allmacht zu atmen.
Selbst die derischen Worte der Vielen, die sich mit der Zeit um ihn herum versammelt hatten, vermengten sich einfach zu Chorälen, sei es von Götterdienern, Familie oder einfachem Volk.
Und so waren sie geschritten auf den Pfaden des heiligen Giborn, der mit ihnen wanderte. Er war der Sonnenbaron, er wandelte hier auf Dere, im Tal der Pferde, die Schar mit ihm.
Martok bemerkte nicht den Tumult, der sich auf dem Weg um ihn mehrte. Familie und Wachen begannen ihn zusehends abzuschirmen, während er den Gang des Gerechten ging. Selbst Abt Sulman hatte einen solch drastischen Entrückungszustand nicht erwartet, geschweige denn einmal erlebt.
Und während man sich gemeinsam dazu entschieden hatte Martok etwas separiert wandeln zu lassen, dünnte sich die Prozession sichtlich sensationslüstern dennoch langsam aus.
Während die Praios Diener die Köpfe zusammen steckten und sich auf Wulfhelm von Sturmfels' Gesicht die Sorgen- und Konzentrationsfalten verdichteten, schritt Martok, gen untergehende Sonne starrend, unbeirrt voran und hing seiner gleißenden Eingebung nach - Der Fürst hatte ihm seinen neuen Sitz offenbart. Der Sonnenbaron musste und würde dort sein, wo die Sonne war, in den Lichthöfen des Klosters Praiseneck auf den Anhöhen der Salzberge. Das war die Zukunft, seine Bestimmung.