Geschichten:Im Wald von Kroandal - Das Erbe der ersten Lilie
Anfang Efferd 1042 BF, Baronie Bärenau, Dorf Kroandal
"Lechmin, Lechmin wo bist du?" rief Madalena in den Wald.
"Lechmin komm raus, es ist jetzt keine Zeit fürs Verstecken spielen." versuchte Hesindian sie zu locken.
Sie hatten Stunden mit der magischen Analyse und hesindianischen Aufarbeitung verbracht und hatten das Mädchen aus den Augen verloren.
"Lechmin, das darf doch nicht wahr sein. Kein Monat unter meine Obhut und schon habe ich sie in einem mystischen Wald verloren." Wie soll ich das bloß ihrer Mutter erklären dachte Hesindian.
"Ich sagte doch Kinder behindern nur eine solche Expedition" moserte Iseria.
Auf einer entfernten Lichtung.
Lechmin unterhielt sich auch weiterhin mit dem nackten Elfen und legte langsam ihre Scheu ab.
"Du bist ein Nachfahre Tybalts. Du trägst das Blut der Lilie in Dir - deshalb nenne ich Dich Gwenelei. Warum führst Du Fremde an unseren Ort unsere Ianna?" Vindariel Eulenschwinge sprach respektables Garethi, da Lechmin sein Isdira nicht verstand.
"Ich habe nicht geführt. Wir sind Mandrion gefolgt."
"Mandrion ist vielleicht der Wildnisführer, Du bist aber ein Kind des Landes." Seine Blicke lagen prüfend auf den ihren.
"Ich las viel abenteuerliches in Geschichten und erinnerte mich an die Mär von dem Tempel. Ich war neugierig."
"Ihr Menschen, lasst euch nicht von beschriebenen Seiten leiten, lass das Tier in Dir dich führen."
"Was meinst Du damit?" Der elfische Sprachgebrauch überforderte die Elevin.
Vindariel betrachtete Lechmin genau und prüfte das Innerste ihrer Seele. "Du trägst das Valdra, das Einhorn, in Dir - es ist Dein Valva - das ist äußerst selten, nutze seine Weisheit. Was ist Dein Begehr, Gwenelei?"
"Welches Einhorn?" Lechmin schaute unwissend, konzentrierte sich dann jedoch aufs Wesentliche. "Ich möchte den Tempel sehen, den Ort der Waldelfen...."
"Versprich mir, dass Du und Deine Gefährten den Ort ehren werdet. Wenn ich mitbekomme, dass ihr den Dir, den Wald, erzürnt, werde ich euch keinen Weg zurück zeigen. Seid euch gewiss, er wird sich rächen an denen die ihm freveln. Schon viele Wurzeln haben unbedarfte Tala - Rosenohren - in den Abgrund gezogen und sie tauchten nie wieder auf." Der Elf sprach mahnende Worte.
"Ich..." wollte Lechmin antworten, doch Vindariel ließ sie nicht.
"Ich spüre Deine Seele ist rein, das Einhorn in Dir ist voller Wissensdurst. Aber es ist milde und nicht aggressiv." Vindariel nahm Lechmins Hand "vertrau mir, so wie Deine Mutter mir vertraute".
Er ließ die astrale Kraft fließen und um sie herum sah es aus, als würde sich ein Schleier senken. Der Ort veränderte sich. Sie konnte hoch in den Wipfeln Behausungen entdecken. Wie kleine Häuser in den Baumkronen.
Der nächste morgen war angebrochen. Die junge Schülerin Lechmin trat mit dem splitterfasernackten Elfen vor ihre Begleiter.
Die Ärgernis in ihren Augen verschwand und sie blickten voll Ehrfurcht auf das mystische Elfendorf, welches sich ihnen offenbarte.
Kleines Wörterbuch:
Valva Seelentier; Valdra Einhorn; Ianna Heimat; Gwenelei Kind der Blume/Lilie; Dir Wald; Tala Mensch