Geschichten:Im Wandlether Wiesenschlösschen
Zeit: Nach der Schlacht von Puleth, 34 Hal
Ort: Wandleth
Graf Ingram vom Schlund entscheidet sich für den Junker vom Dragenfels als Vormund des verwaisten jungen Barons von Erlenstamm.
Sein berühmtes missbilligendes Pfeifen entfuhr dem Rauschebart des Schlunder Grafen. "Also verstehe ich das richtig? Die Erlenstammerin ist seit Wehrheim verschollen und die einzige Möglichkeit für einen Vormund ist der Dragenfelser?" Der Erlenstammer Bote nickte beflissentlich.
"Versteht mich nicht falsch. Der Junker führt wahrlich einen mächtigen Schwertarm und seine Loyalität ist über jeden Zweifel erhaben. Aber wir wissen doch beide, dass er selbst für einen Schlunder viel zu wenig Ahnung von den Wirrungen garetischer Politik hat." Die Stirn des Grafens zog sich in Falten.
Der Bote war froh, der Graf hatte ihm genau die Argumentation geliefert, auf die ihn Arth Baldus vorbereitet hatte. "Hochwohlgeboren, das wissen wir ebenfalls. Aber sind in solch finsteren Zeiten Schwertarm und Loyalität nicht viel wichtigere Eigenschaften? Wieviele der Wirrungen der garetischen Politk hat denn der letzte Angriff, einem Schwerthieb gleich, einfach zerschlagen? Hochwohlgeboren vergessen auch eine weitere Eigenschaft des Dragenfelsers: Er versteht es, das gemeine Volk zu begeistern, egal wie viele ihrer Freunde und Verwandten bereits umgekommen sind."
Wieder pfiff der Graf. "Ja, er schafft es mit seinem ewigen Gerede einem den Geist zu verwirren, und plötzlich kauft man Anteile für irgendein verrücktes Unterfangen. Seid ihr sicher, dass er nicht auch den Euren verwirrt hat?"
"Ich habe ihn noch nie getroffen", antwortete der Bote lächelnd, "aber Herr Baldus spricht nur Gutes von ihm. Und Hochwohlgeboren sollten bedenken: Wenn wir ihn nicht nehmen, macht es einer von Auswärts..."
"Hmm, wie werden wohl meine Barone auf solch eine Ernennung reagieren? Die Alte Von Ochs wird sicherlich erfreut sein, ist der Dragenfelser doch fast einer der ihren und der Kleine Von Ochs? Der ist in Familienangelegenheiten stets loyal..." In Gedanken ging der Graf die Reihe der schlunder Adligen durch und kam lediglich beim Netterqueller ins Grübeln ob seiner Reaktion.
"Man schicke nach dem Landvermesser Gynax! Er soll uns Kund tun, welch Reichtümer dorten im Erlenstamm'schen Teil von Sumus Leib schlummern." rief Ingramm einem nahen Pagen zu und dachte sich: "Da sind auch andere Interessen zu wahren; wollen doch mal sehen, was wir dem Dragenfelser hiermit in die Hand geben und wie das SMBK (Schlunder Marmorbruchkonsortium) darauf reagieren wird.
"Wenn wir ihn nicht nehmen, macht es einer von Auswärts..." - die Worte des Boten klangen noch lange nach und waren es wohl, neben dem Fehlen von edlem Gestein, welche dem Grafen die Entscheidung erleichterten, denn der Bote ritt gleichentags mit einer Ernennungsurkunde zurück zur Burg Freudenstein.
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