Geschichten:In der Reichskanzlei - Reichskanzleien und andere Probleme
Dramatis Personae:
Dankwart zu Stippwitz von Bugenbühl
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Reichskanzleien und andere Probleme
Phex 1033 BF
'Elenvina, oder doch lieber nicht Elenvina? Ich bin mir immernoch nicht sicher ob ich diese Stadt grade jetzt besuchen will. Der Zwist zwischen Hartuwal und Jast ist gelinde gesagt schwelend. Und ich will eigentlich mehr von der Kanzlei als vom Herzog. Wenn dieser Zwist inzwischen auf die Kanzleiräte abgefärbt hat könnte mein Anliegen deutlich schwieriger werden. Und schlussendlich bin ich in "Kanzleiangelegenheiten" hier.'
Dankwart war schon seit über einem Tag mit seinen Gedanken beschäftigt und der große Fluss brachte ihn immer näher nach Elenvina. Im Kanzleiviertel zu nächtigen würde aber vermutlich nicht ganz einfach, wobei man ja am nächsten Abend noch die Einweihung des Koscher Hofes feiern wollte, und so wie man den guten Blasius kennt gab es da sicher ein paar gemütliche Zimmer.
'Wenn wir Koscher eines wirklich können, dann ist es gescheit leben und feiern. TRAvia sei dank, dass die Koscher so stolz auf ihre Gastfreundschaft sein können.'
Dankwart schüttelte seinen Kopf frei von den Gedanken. "Fährmann, beeilt euch ich muss noch vor Einbruch der Dunkelheit da sein!", ein Ausruf, den der alte Mann am Ruder des kleinen Kutters mit einem Nicken bedachte, das man wohl am besten mit mag sein übersetzen konnte. Was wollte er auch tun, der Fluss floss nun einmal nicht schneller und Wind gab es auch keinen.
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"Phex sei Dank." Dankwart seufzte erleichtert auf als Elenvina endlich hinter den Hügeln auftauchte. Der Kahn hatte kaum festgemacht, als er mit für ihn schnellen Schritten in Richtung der Kanzlei aufbrach, denn was anderes sollte die große Baustelle vor den Toren auch sein? Sichtlich ausser Atem erreichte er den Kanzleihof und fragte sich schnell zur Kanzleistube durch. Hierher war er schliesslich nach seiner Anfrage gebeten worden. Er durchschritt die hohe Tür und stellte erstaunt fest, dass er scheinbar der einzige war, der so kurz vor der Dämmerung noch der Kanzlei einen Besuch abstattete. An einem Tisch saß ein Schreiberling über ein paar Dokumente gebeugt und blickte erst auf, als Dankwart sich vor seinem Tisch aufgebaut hatte. Ein wenig erschrocken blickte der Lakei auf. Er war sich sichtlich unsicher, wen er da vor sich hatte.
"Nun? Ist meine Angelegenheit geprüft worden?" Dankwart war immernoch ein wenig ausser Atem. Der Schreiberling musterte ihn. Das Gesicht war ihm unbekannt und auch die Farben und Wappen konnte er zunächst nicht zuordnen. Andererseits stand da ein Mann in reichen Kleidern vor ihm, die manch einem Baron gut anstehen würden und mit denen sollte man es sich nicht verscherzen.
Schliesslich entgegnete der Lakei etwas unschlüssig: "Verzeiht hoher Herr, aber ohne euren Namen und die euch zugestellte Aktennotiz, die ihr nach Zugang eurer überaus wichtigen Einreichung sicherlich erhalten habt kann ich wenig für euch tun."
Dankwart räusperte sich kurz. Er hätte auch selbst daran denken können, aber nach dieser Fahrt an der seine Gedanken um wenig anderes gekreist waren hatte er schlichtweg nicht mehr an die Möglichkeit gedacht, dass jemand sich nicht gerade mit seinem Anliegen beschäftigen würde.
"Dankwart zu Stippwitz von Bugenbühl, Junker auf Gut Lohengrunde in der Baronie Hundsgrab. Es ging um die Bulle Eslams III. Eine Bulle, die man in heutiger Zeit nur als Affront gegen ihre kaiserliche Majestät", der Lakei hatte inzwischen begonnen durch seine Akten zu blättern, " sehen kann und die, da werdet ihr mir sicherlich zustimmen, schnellstmöglich aufgebhoben werden sollte. Nun und um eben in diese Bulle noch einmal Einsicht zu nehmen und...,"
Der Lakei unterbrach Dankwart in seinem Redefluss. "Ahh ja, da ist sie ja eure Eingabe. Nach allem, was ich hier jedoch sehe gibt es da noch einige Fragen, die man euch im Bezug auf diese Bulle stellen will. Der hohe Rat Bregelsaum wird euch am nächsten Markttag zur vierten Stunde empfangen."
"Aber das ist ja erst in drei Tagen," fing Dankwart an sich zu beschweren, doch der Lakei ließ sich nicht aus der Ruhe bringen.
"Wenn ihr euch also in drei Tagen wieder hier einfinden würdet, dann werden sich die übrigen Fragen sicherlich auch zur allgemeinen Zufriedenheit klären lassen."