Geschichten:In der Ruhe liegt die Kraft - Vier unterschiedliche Freunde
Archiv nahe der Alten Residenz, Reichsstadt Alt-Gareth, Rondra 1042 BF
Im Lesesaal des Archives büffelte Iralda von Ochs für ihre nächsten Prüfungen am Rechtsseminar für angewandte Staatskunst in St. Ancilla. Da sie erst später ins Lehrjahr eingestiegen war, war sie auf Hilfe angewiesen, um den fehlenden Stoff nachzuholen. Ihr zur Seite stand die Edle Belgunde von Hartsteen-Rathsamshausen.
Die Frauen lernten sich kennen, als sie den Vertrag über die Verlobung von Belgundes Sohn Alderan mit der Tochter Iraldas, Rohaja unterzeichneten.
Die Rechtsgelehrte, die ihre Ausbildung an der Schule der Juristerei in Punin absolviert hatte, und die Baronin von Bärenau, die just ihr Studium der Rechts- und Staatskunst begonnen hatte, verstanden sich sofort blendend. Es entwickelte sich gar schnell eine wunderbare Freundschaft. Die Stunden vergingen und die beiden tuschelten leise über ihre gewonnenen Erkenntnisse, während am Nachbartisch zwei Herren immer wieder der Unterhaltung zu folgen schienen.
„Entschuldigt, dass ich mich unhöflich einmische. Eure Thematik ist zu interessant und meine Auffassung der Darlegung der Rechtssache eine andere.“ Besserwisserisch mischte sich ein ergrauter Mittdreißiger im Ornat des Götterfürsten ein.
„Praios zum Gruße! Celnidan von Sankt Parinor mein Name. Mein Freund Aurentian, meint es nicht so. Er möchte Euch mitteilen, dass er ein Kenner der mittelreichischen Rechtskunde ist und als Richter am Freigericht von Alt-Gareth über vielfältige Erfahrungen verfügt. Er würde Euch gerne behilflich sein und mit seinem Wissen aushelfen. So von den Damen gewünscht.“ Seine Begleitung versuchte die Einmischung etwas höflicher zu gestalten.
„Hoher Herr, dann ist es mir eine Freude von dem Fachwissen Euer Gnadens zu profitieren.“ Höflich lud Iralda die beiden Herren ein, neben ihnen Platz zu nehmen. Die Köpfe ineinandergesteckt, fachsimpelten die vier voll Hingabe über Paragraphen und deren Auslegung. Iralda merkte, dass die drei einen weiten Wissensvorsprung haben. Dennoch war es ihr eine Freude mit ihnen zu diskutieren. Ihre Unterhaltung wurde immer lauter, so dass sie vom Archivar gebeten wurden das Gebäude zu verlassen. Hier sei ein Lesesaal und die Ruhe müsse eingehalten werden.
So zogen die vier weiter und zogen sich in die Villa Ox zurück. Bis spät in die Nacht debattierten sie über rechts- und staatskundliche Themen – frei in den Raum hinein, weit weg von ihrem eigentlichen Anfangsthema. Iralda fühlte sich pudelwohl und genoss es ihren Verstand anzustrengen. Je später die Stunde, umso besser wurde allen klar, dass sie auf einer Wellenlänge lagen. Es schien der Beginn einer wunderbaren Freundschaft zu werden – so unterschiedlich die vier auch waren.
Celnidan, der Staatskundler vom Rechtsseminar zum Greifen in Beilunk, Belgunde, die Rechtsgelehrte der Juristerei in Punin, Aurentian, der Richter vom Freigericht in Alt-Gareth und Iralda, die Studentin des Rechtsseminars für angewandte Staatskunst in St. Ancilla.