Geschichten:In eine ungewisse Zukunft

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Auf den Straßen Garetiens, Anfang Phex 1046 BF

In der sanft schaukelnden Kutsche, die sich durch die grünen Hügel der Grafschaft Schlund schlängelte, saßen Amaryd und Elaisha einander gegenüber. Das rhythmische Schnarchen des Reichsvogts Leobrecht von Ochs erfüllte den Raum der Reisekutsche, während die Geschwister ein leises Gespräch führten.

Amaryd, der ältere Bruder, versuchte wie immer seine kleine Schwester zu beschützen. “Elaisha, ich weiß, dass du traurig bist, aber du musst verstehen, dass der Reichsvogt nur das Beste für uns will.”

Die junge Tulamidin versuchte ihre Tränen zu unterdrücken. “Aber warum ist er so distanziert zu uns geworden? Am Anfang hat er sich so bemüht. Haben wir etwas falsch gemacht? Habe ich ihn zu lange abgewiesen, so dass ich ihn verärgert habe?”

“Nein, das haben wir nicht. Du hast nichts falsch gemacht. Ich habe ein Gespräch zwischen ihm und seiner Frau Korhilda belauscht. Er sorgt sich um uns, weil er nicht möchte, dass wir noch mehr Verluste erleiden.” Er nahm liebevoll die Hände seiner Schwester in seine.

“Du meinst, wegen des Todes unserer Eltern? Er kann da doch nichts für und wir auch nicht.” Elaisha atmete schwerfällig und unterdrückte ihre Gefühle so gut es ging.

Amaryd nickte zaghaft. “Genau. Er möchte, dass wir unabhängig werden, damit wir nicht noch mehr leiden, wenn er eines Tages nicht mehr ist. Elaisha, er ist alt, er möchte nicht, dass wir um ihn trauern, wenn Golgari seine Seele übers Nirgendmeer trägt.”

Jetzt war es um das tulamidische Mädchen mit den aranischen Wurzeln geschehen und die Tränen kullerten wie ein Schwall über ihre Wangen. “Das ist so traurig. Ich mag ihn wirklich sehr. Er ist wie ein Großvater und nicht wie ein Großonkel zu uns gewesen. Ich habe ihn liebgewonnen.”

Der Bruder strich ihr sanft über das Gesicht “Das tut er auch, Elaisha. Er hat uns ins ebenso ins Herz geschlossen, wie wir ihn. Doch ihm ist bewusst geworden, dass es nicht gut für uns ist. Ich denke er weiß nicht, dass seine Eingabe zu spät gekommen ist. Er und Korhilda sind sehr nett. Sie achten auf uns, so gut es ihnen möglich ist. Aber ich glaube, der Reichsvogt hat Pläne für uns in Gareth.”

Elaisha versuchte sich zu beruhigen. “Ich hoffe, wir können bei ihm bleiben. Aber es klingt zumindest so, als würde er uns nicht trennen wollen, nicht wahr?”

“Ja, er sucht nach Möglichkeiten, damit wir zusammenbleiben können. Vielleicht wird alles gut, wenn wir erst einmal in der Kaiserstadt sind und seinen Sohn Wolfaran kennenlernen. Er soll sich um Möglichkeiten kümmern, wie wir ausgebildet werden können, ohne getrennt zu werden. Dazu habe ich vernommen, dass der Reichsvogt nicht gedenkt aus uns garetische Ritter zu machen. Er ist der Auffassung, dass es uns mit unserer tulamidischen Erziehung keine Freude bereiten würde.”

Amaryd verstummte plötzlich, als der Reichsvogt sich räkelte. Die beiden Geschwister schauten sich tief in die Augen. „Es wird schon“, der Junge redete sehr leise. Während die Kutsche weiter durch die Landschaft rollte, schmiegte sich Elaisha an den alten Ochsen. „Ich habe dich auch lieb“, flüsterte sie, während sie die Augen schloss. Amaryd blickte nachdenklich aus dem Fenster, der Reichsvogt, mittlerweile erwacht, tat es ihm gleich. Jeder verloren in seinen Gedanken. Der tulamidische Junge über die Zukunft und der Reichsvogt über die beiden Mündel, die ihm zu Teil wurden. Die Hoffnung, dass er ihre Gefühle von ihm fernhalten könnte, würde er begraben müssen. Er hatte sich zu spät von ihnen distanziert.



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5. Phe 1046 BF
In eine ungewisse Zukunft
Kamele und Karawanen


Kapitel 3

Aschegraue Gespräche
Autor: Treumunde