Geschichten:In geheimer Mission Teil 6

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Die Ankunft in Rabensbrück - Anfang des Phexmondes 1029 BF


Nur wenig Zeit hatte Felan in der heimatlichen Burg Sturmwacht verbracht, bevor er mit den Plänen Graf Luidors ausgestattet sich in Richtung der Feste Rabenberg aufbrach, wo ihn der Baron, auf Bitten zu einer Audienz durch den Ritter, erwartete.

Diesmal gehörte der Reisegesellschaft auch sein Vetter Leuward von Schallenberg an, der der Sohn seines Onkels Ulfing war. Er war nur wenig jünger als Felan und so wurde diese Reise unbeschwert und voll Lachen junger Männer, denn sie waren seit langem gute Freunde, auch wenn Felan das Oberhaupt der Schallenbergs war und Leuward nur ein landloser Ritter mit hären Zielen. Diesmal ließ er sich außerdem von dem Verwalter der heimatlichen Burg begleiten, der in etwaigen Fragen des Rechts bewandert war und Hilfe leisten konnte, wo er sie nicht aus dem von Grafen Luidor mitgegebenen Schriften holen konnte. Er hatte sich zudem noch einmal mit seinem Onkel beraten und sich dessen Segen für das Vorhaben geholt. Als wenn er diesen nötig gehabt hätte.

Er machte sich keine Sorgen über den Erfolg seiner Mission. Er war völlig davon überzeugt, daß der Baron vielleicht zuerst zähneknirschend aber dann den Vorteil erkennend freudestrahlend endlich Partei zu ihren Gunsten in dem Hartsteener Konflikt ergreifen würde. Das wurde auch Zeit, bei Praios. Endlich würde dieser Emporkömmling und vermutliche Muttermörder von seinem unrechtmäßigem Stuhl gefegt und wieder ein echter Hartsteener Graf in der Grafschaft Recht und Ordnung herstellen. Und zu seinen eigenen Ungunsten würde dies sicher auch nicht ausfallen, beendete Felan den so oft wiederholten Gedankengang.

Er erhob sich aus der kurzen Versunkenheit als ihn Leuward mit einem Ruf aufmerksam werden ließ: vor ihm erhob sich in der Landschaft der große Turm der Feste Rabenberg. Bald würden sie dort sein. Er hatte den Baron Alrik bisher nur selten gesehen, geschweige denn oft gesprochen. Dies hatte bei Zeiten sein Vater getan, wenn es sich nicht über Briefverkehr erledigen ließ. Und an dessen Mutter konnte er sich sowieso nur noch kaum erinnern. Er hieß seinen Knappen das Horn zu blasen, als sie nahe genug heran waren, daß man sein extra mitgeführtes Banner würde von ferne erkennen können: ein mit Goldfäden auf grünes Tuch gestickter Luchs. Seine Mutter hatte es eine Geldverschwendung genannt, doch er wußte daß akzentuiert gesetzt solche Symbole ihre Aussagekraft hatten. Nicht daß er mit dem Vermögen der Schallenbergs angeben wollte, noch hatte er es vor allzuhäufig für derartiges zu verschleudern, doch würde es zeigen, daß die Familie Schallenberg nicht ohne Vermögen und Einfluß wären und damit ernst zu nehmen.

„Nun denn voran, man erwartet uns gewiß!“, rief Felan aus und erhöhte das Tempo zum schnellen Trab. Leuward folgte seinem Beispiel sofort und hinterdrein ritten die restlichen Begleiter. Der goldene Luchs blähte sich im schnelleren Reittempo und wogte beeindruckend auf dem grünen Feld, während sie die Feste und das Tor erreichten. Über den Zinnen wehte das stolze Wappen der Baronie, eine schwarze Brücke auf grünem Grund, neben dem Fuchs des Kaiserhauses.

Wie edle Gäste wurden die Schallenberger empfangen, man stellte ihnen ein gemütliches Zimmer, in welches man sogar einen kleinen Holzofen gestellt hatte, um die empfindliche Kälte dieses Frühjahrs zu vertreiben. Der Blick aus der schmalen Schießscharte ging hinaus über die Weiten des Rabensbrücker Landes, in der Ferne konnte man die Schemen der stolzen Feste Hohenstein erahnen, die die Grenze der Traviamark zu den garetischen Landen darstellte. Es hatte sich noch nicht viel Grün auf die Felder geschlichen, aber die eine oder andere Knospe hatte sich aus dem schlafenden Boden zwischen den Schneeresten hervorgearbeitet. Ein Diener in Livree versuchte die Wünsche der Gäste des Barons zu erfüllen. „Die hohen Herren sind geladen des Abends mit Seiner Hochgeboren zu speisen“, brachte ein weiterer Diener Nachricht.