Geschichten:Jäger und Beute - Zuhause
Wehrturm Hardenfels, Baronie Zackenberg, Mitte Tsa 1045 BF
Gero Darben saß in der Küche und schaute der Magd beim Zubereiten der Mahlzeit zu. Vor einigen Nächten war der Herr des Hardenfels vor dem Tor gestanden. Die dicke Winterkleidung zerschlissen, überall mit Dreck und getrocknetem Blut bedeckt.
Der Waffenknecht hatte etwas gebraucht, um seinen Herrn zu erkennen und das Tor zu öffnen. Unwohl war es ihm dabei geworden, doch er konnte nicht sagen weshalb. Trotz dem Zustand seiner Kleidung konnte Gero bei seinem Herrn keine Wunden ausmachen und der wortkarge Ritter war noch stiller gewesen als sonst.
Mit wenigen Worten hatte er erklärt, dass er gemeinsam mit zwei Bauern aus Waldhain einen Mörder gejagt hatte. Während die beiden Bauern grausam starben, konnte der Herr von Hardenstatt den Unhold tiefer in die Zacken verfolgen, wo er ihn sodann stellte und tötete. Dabei fiel der Unbekannte in eine Felsspalte, die Leichen der beiden Bauern wären ebenfalls noch irgendwo in den Wäldern der Herrschaft. Gero sollte in das nahe Dorf gehen sich dort einige Leute, sowie des Ritters Bruder schnappen und die beiden toten Bauern suchen, damit man sie beerdigen könne.
Dem war Gero pflichtbewusst nachgekommen, die sterblichen Überreste der Bauern konnten sie dank der Beschreibung Wolfhelms leicht finden, doch als er nach einigen Tagen zum Wehrturm zurückkam lag ein dunkler Schatten über dem alten Gemäuer.
Die Magd, neben dem alten Ritter die derzeit einzige Bewohnerin, berichtete, dass der Hausherr die meiste Zeit am Tage schlief und wenn er dann mal wach war, mied er die Strahlen der Praiosscheibe, wo er nur konnte. Selbst die Kohlebecken oder der Kamins brannten nur im Mindestmaß. Darauf angesprochen meinte er nur, dass er sparsamer mit dem Brennholz umgehen wolle, immerhin wisse man nicht wie lange Firuns Atem das Land noch als Geisel halten würde.
Was war dort in der Wildnis geschehen? Was hatte der alte Mann erlebt, dass ihn so verändert hatte?
Wolfhelm saß in seinem Schreibzimmer, zwei einzelne Kerzen kämpften mit der Dunkelheit des Raums und tauchten ihn in Zwielicht. Mehr Licht gab es nicht, weshalb auch? Wolfhelm konnte besser denn je sehen.
Sein Mundwinkel zuckte, er hatte etwas gebraucht um einen klaren Gedanken zufassen. Als ihm im Wald bewusst wurde zu welchem Monstrum er verkommen war hatte er verstanden, die Götter hatten sich nicht nur von ihm abgewandt, nein viel mehr hatten sie sich GEGEN IHN gewandt!
Sein ganzes Leben hatte er ihnen gedient, hatte versucht stehts nach Rondras Geboten und Praios Gesetze zu handeln. Was hatte es ihm gebracht? Verfall und Leid! Und in dem Moment, wo er eines der dunkelsten Wesen, die auf dem Dererund wandelten, bekämpfte, da hatten sie ihn auch noch bestraft! Praiosstrahlen würden ihn versengen, wenn sie dafür die Möglichkeit bekommen würden!
Das war eine Ungerechtigkeit, die er so nicht hinnehmen konnte! Ihn packte die blanke Wut, immer mehr durchströmte sie jede Faser seines Seins, seines Wesens und mischte sich mit der Leere, die ihn seit seiner Niederlage erfasst hatte. Sie schrie danach gefüllt zu werden! Der Rausch, wenn er das Rot des Lebens trank, rief nach ihm! Nur der Trank des Lebens versprach die Leere füllen zu können. Der Ritter stand auf und ging zur Tür, vorbei an dem Schreibtisch, auf dem der kalte Eintopf stand, er hatte ihn nicht angerührt. Das war keine Nahrung, die ihn sättigen würde, Wolfhelm brauchte etwas Frischeres.