Geschichten:Jahre des Kampfs - Oger in Tobrien
Wehrturm Hardenfels, :Perricum:Baronie Zackenberg, Ende Rahja 1002 BF
Gerwulf von Hardenstatt hatte kurz geschnittenes dunkelblondes Haar, das beinahe schon in einen hellen Braunton überging. Seinen Bart rasierte sich der Ritter zu Hardenfels täglich, was dazu beitrug, sein kantiges Gesicht zu unterstreichen. Die Gesichtszüge waren hart und ernst, seine Kindheit war von der ausschweifenden Dekadenz der kaiserlichen Zwillinge geprägt und den daraus resultierenden hohen Abgaben an Gareth. Entsprechend entbehrend war seine Kindheit und Jugend gewesen, was den Ritter bis heute zeichnete. Die tägliche Rasur war der einzige Luxus, den er sich leistete.
Wolfhelm von Hardenstatt wusste dies aus den vielen Erzählungen seines Vaters nur allzu genau. Manchmal hatte er das Gefühl selbst dabei gewesen zu sein wenn der Alte Geschichten von seiner Jugend zum besten gab oder davon schwadronierte, dass die Jugend (namentlich Wolfhelm und Firunwin) es heute wesentlich leichter hätte. Dass das vielleicht auf Sprösslinge von Familien zutraf, deren Lehn in weit besserer Lage verortet war und nicht wirklich auf "Zackenadel", wie sie es waren, schien den Alten nicht wirklich zu stören.
Wenn die Ausführungen Gerwulfs zu ausschweifend wurden, fing Wolfhelm an seinen Bruder zu beneiden. Dieser hatte vor einem guten Götterlauf seine Sachen gepackt, sich verabschiedet und erklärt, sich die Welt ansehen zu wollen. Nach Weiden hatte es ihn gezogen, hin und wieder erreichte sie tatsächlich ein Brief von Firunwin in dem er sein Erlebtes schilderte. Der Vater war davon meist nicht erfreut und schüttelte verständnislos den Kopf. Als Wildhüter hätte sein Jüngster auch bei Baron Zoltan eine Anstellung gefunden. Dazu hätte er weder die Baronie noch das Fürstentum verlassen müssen.
Wolfhelm lächelte verträumt, blickte dann jedoch auf, als seine Mutter in den Rittersaal des Wehrturms eilte. Aufgeregt wedelte sie mit den Armen und hielt ein Papier in der Hand welches sie erst Gerwulf geben wollte, sich dann jedoch eines Besseren belehrte und es direkt ihrem ältesten Sohn in die Hände drückte. “Firunwin hat geschrieben, geht es ihm gut? Ist er noch in Weiden? Was berichtet er?!”.
Der junge Ritter nahm überrascht den Brief entgegen und laß ihn bedächtig durch. Seine Stirn legte sich in Falten und er blickte besorgt zu seinen Eltern. “Firunwin geht es gut, doch er berichtet von Oger-Überfällen auf Dörfer im Herzogtum... Irgendwas hat diese Wesen aufgescheucht und nun verwüsten sie Tobrien”.
Hilmtrude machte große Augen und schlug die Hände vor den Mund, während Gerwulf abwinkte, “kein Grund zur Beunruhigung. Herzog Kunibald wird sicherlich mit ein paar wild gewordenen Oger fertig werden. Darum gibt es auch keinen Grund, dass Wolfhelm hier bleibt. Lass den Brief deines Bruder hier, begebe dich zum Markt und besorge die Dinge um die ich dich gebeten habe”. Der Ritter zu Hardenfels war dafür bekannt, dass ihn die Vorgänge außerhalb der Baronie wenig interessierten. Warum sollten sie auch? Es gab vor Ort genug Probleme um die man sich kümmern konnte und dabei die Welt vergessen.