Geschichten:König Bodars Banner - Zwei Hartsteener und eine Kriegssteuer

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Tjostplatz vor der Reichsstadt Eslamsgrund, 1. Ingerimm 1035 BF

Heiter flatterten die Fahnen Garetiens im warmen Frühlingswind. Die Füchse Waldsteins und der Kaisermark hüpften aufgeregt auf der Stelle, der Hartsteener Igel tanzte ausgelassen mit der Eslamsgrunder Stute und die Reichsforster Eichen wogen sich im Sturm während der Schlunder Vulkan sich wie von einem Erdbeben durchschüttelte. Nicht wenige Adlige auf den Tribünen mussten ihre Barette und sonstiges Hutwerk festhalten, damit es nicht in hohem Bogen auf den lehmigen Platz zwischen die schnaufenden Turnierpferde geweht wurde.

Auf dem leeren Tjostplatz stand der junge Eslamsgrunder Rondra-Geweihte Aldemar von Rathsamshausen-Trutzenfels, sichtlich nervös vor dem versammelten Adel den Segen für das Eröffnungsturniers der neuen Saison sprechen zu dürfen. Doch seine Stimme erklang stark und fest über die Kampfbahnen, während sein Blick sich in den stürmischen Himmel erhob. Ein leises Donnergrollen in der Ferne begleitete seine Ansprache. Vor den Tribünen knieten andächtig betend die zahlreichen Ritter und Ritterinnen des Königreichs, die auf diesem Turnier um die Ehre fochten, dem besonderen Turnierjahr der Großen Kabinettstjoste den eigenen Namen aufzudrücken.

Nachdem die Worte Aldemars in der Stille verklungen waren, erhob sich das allgemeine Gemurmel und Geraune erneut, während die Ritter auf dem Tjostplatz darauf warteten, dass die Turnierauslosung begann und sie ihren Auftaktgegner fordern durften. In diesem Jahr dauerte es etwas länger, bis der Turnierherold die Namen der Trutzer und Reitzer aufrief, denn so viele Streitende wie nie wollten sich auf dem Feld der Ehre beweisen.

Auch Alrik von Gareth hatte in diesem Jahr den Weg nach Eslamsgrund auf sich genommen und nahm nach fast fünfzehn Jahren wieder an einem größeren Turnier teil. Als Ritter und einstiger Offizier der Reichsarmee wollte er es sich auf keinem Fall nehmen lassen, wenigstens zu versuchen die besondere Ehre des Turniersieges in Grambusch zu erringen. Ein wenig alt fühlte er sich schon zwischen den vielen jungen Reichsforster und Kaisermärker Rittern, die wie aufgeregte Spatzen über dieses und jenes schwatzten, als er einen freundlichen Schlag auf die Schulter verspürte.

»Na, Rabensbrück, Ihr habt der Versuchung wohl auch nicht widerstehen können, was?«

Mit einem blanken Topfhelm unter dem Arm lächelte ihn Parinor von Borstenfeld an, der wie Alrik bereits den fünfzigsten Götterlauf hinter sich gelassen hatte. Neben dem Hartsteener Pfalzgrafen stand ein weiterer Ritter, den Alrik nicht kannte, ein Schönling, dessen Wappen zwei sich kreuzende Türme zeigte.

»Ja, Dom Parinor, es sieht so aus, als ob wir beiden Alteisen es diesem jungen Gemüse in dieser Saison mal so richtig zeigen müssen«, erwiderte er lächelnd seinem Hartsteener Nachbarn. »Ein bisschen Übung kann nicht schaden, zumal wir uns wohl auch mit dem Gedanken anfreunden müssen, dem Erzverräter auf dem Schlachtfeld mit unserer Kriegslanze zu begegnen.«

»Ich hoffe es doch, dass wir beiden alten Männer das überhaupt noch erleben werden«, scherzte der Pfalzgraf und entblösste dabei seine gelben Zähne. »Es weiß ja niemand, wann diese Schlacht überhaupt geschlagen werden wird. Und wenn sie kommt, ob unsere Ritter in Hartsteen dann überhaupt noch über Pferd und Lanze verfügen.«

Die Miene des Rabensbrücker Baron verfinsterte sich. »Diese Kriegssteuer wird uns noch das Genick brechen.«

»Nein, nein, Rabensbrück. Ich denke, dass die Dukaten, die uns Alrik vom Blautann abgepresst hat, für die meisten von uns sehr schmerzhaft waren, aber wenn das Große Kabinett sich für die Beschleunigung des Wiederaufbaus der Rabenbrücke einsetzt, besteht die Möglichkeit, dass sich in absehbarer Zeit unsere Kassen wieder füllen.« Parinor lächelte Alrik jovial zu. Mit dem Lächeln eines Mannes, der sich um seine Kassen nicht zu sorgen brauchte.

»Nein, Dom Parinor, davon spreche ich nicht. Offenbar plant die Staatskanzlei im Geheimen die Erhebung einer allgemeinen Kriegssteuer für das gesamte Königreich. Da man aber das Thema nicht auf der Agenda des Großen Kabinetts haben wollte, sollte niemand vorher etwas erfahren. Der Schroeckh hat sich aber gegenüber meinem Bruder, dem Reichsvogt der Alriksmark, verplappert, deswegen weiss ich davon.«

Parinor pfiff leise durch die Zähne und kniff die Augen zusammen. »Und über welche Summe reden wir hier?«

»Die Krone will eine Kriegssteuer von 15 Silber pro Kopf erheben. Ihr wisst selber, was wir an Blautann gezahlt haben, und entsprechend könnt Ihr Euch ausrechnen, dass ein Hartsteener Ritter wohl kaum sein Landwehrbanner bezahlen kann, wenn er diese Steuer zu zahlen hat. Wenn diese Steuer kommt, dann werden wir noch viele arme Ritter in unserer Grafschaft sehen.«

Alrik schüttelte missmutig den Kopf und blickte zum Turnierherold, der noch immer die Wappenliste studierte und Namen auf einen Pergamentbogen kritzelte.

»Was wollt Ihr jetzt machen, Rabensbrück?« fragte Parinor lauernd. »Das Große Kabinett kommt erst in drei Wochen zusammen und wegen des Erlasses von Bodar betreffen alle Beschlüsse, die dort gefällt werden, alle damaligen Grafschaften, also auch unsere Greifenfurter und Perricumer Geschwister.«

Der Baron von Rabensbrück blickte sein Gegenüber nachdenklich an. Mit einem Anflug eines Lächelns erwiderte er: »Ich sehe, worauf Ihr hinauswollt, Dom Parinor. Es sollte jemand dafür Sorge tragen, dass das Thema Kriegssteuer auf die Agenda kommt und am Darpat und an der Breite von unseren Brüdern und Schwestern mit getragen wird.«

»Oh, Rabensbrück, das können vielleicht die Perricumer, aber glaubt Ihr im Ernst, dass ein Greifenfurter aus dem Finsterkamm eine solche Steuer mühelos zu stemmen vermag? Auch die Mark Greifenfurt hat in den letzten Jahren einiges an Kriegsausgaben stemmen müssen. Denkt nur an den Ork oder die jüngste Schlacht am Stein. Dort wird man sich sehr bei Euch bedanken, wenn Ihr das Thema Kriegssteuer auf die Agenda setzt.«

Alrik schüttelte energisch den Kopf. »Wenn man dort einen Garetischen Marschall stellen möchte, dann soll man sich auch an den anfallenden Kosten beteiligen. Gemeinsam wird gekämpft, gemeinsam wird gezahlt!«

In diesem Augenblick räusperte sich der Turnierherold und verlas die Namen der ersten Reitzer des Turniers. Es war Alriks Name, der als erstes über den Turnierplatz erscholl.


GG&P-Con 2012 Garetien-, Greifenfurt- und Perricum-Con 2012


Dieser Artikel verweist auf die Handlung des GG&P-Cons 2012.