Geschichten:Katzenspiele - Teil 2

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Claudio hatte nicht lange gebraucht. Die schwarze Katze hatte scharfe Sinne und bewegte sich durch das hohe Gras auch bei Nacht mit größter Sicherheit. Es schnurrte seiner Herrin die Mitteilung der Alten Yolinde mit. Sie solle einen der Abenteurer um den Finger wickeln, sich gefügig machen und die Gilbe beschwören, so dass die Gruppe gezwungen war bei ihr einzukehren. Alenas Entscheidung und Wahl war allerdings längst davon unabhängig gefallen.

Während die vor Dreck starrenden Fremden auf den feinen Polsterstühlen von Alenas Privatsalon wie dumme Bauern herumsaßen, hatte sie jeden Einzelnen genau geprüft. Der Löwenbändiger, ein unterdurchschnittlicher Gaukler mit einem possierlichen Rahjatänzer, war ein langweiliger Possenreißer und völlig uninteressant. Die belesenen Herrschaften, also der Magus und der Hesinde-Geweihte, waren zu gefährlich. Sie konnte etwas merken, wenn Alena ihre Kräfte spielen ließ. Die Jägerin saß mit großen aufgerissenen Augen im Zimmer und konnte den Prunk des Salons kaum fassen. Der Zwerg und der Barbar kamen ebenfalls nicht in Frage. Aber der kesse Al’Anfaner, der sich aufplusterte und eine schmierige Geschichte nach der nächsten zum Besten gab, und seine Erektion kaum zu verbergen wusste, er war ein interessantes Spielzeug. Seinen großspurigen Angebergeschichten entnahm sie, dass er einen bissigen Köter besaß und auf diesen mächtig stolz war. Eine Information, die sie sich merken würde.

Sie ließ der Gruppe etwa anderthalb Sanduhren Zeit, ihre Langeweile etwas zu zerstreuen, zugegeben mit sehr mäßigem Erfolg. Mit einer lässigen Handbewegung winkte sie sie schließlich zur Tür hinaus.

„Ihr dürft jetzt gehen. Ich bin jetzt müde. Die Diener werden Euch zur Tür bringen“, sagte sie und verließ den Salon. Die Abenteurer wurden zum Burgtor geleitet und Reo Rondriol vom Wirsel, der sie dort erwartete, drückte ihnen einige Dokumente in die Hand, damit sie in der Herberge der Stadt kostenlos logieren und sich für ihre Unternehmung in die Tiefen des Reichsforstes ausrüsten konnten.

Am nächsten Tag feierten die Bewohner Hornbeils ihr Gründungsfest. Jedes Jahr war dies der Höhepunkt des Stadtlebens und jeder Bürger hatte sich gebührend an den Vorbereitungen zu beteiligen. Der Festablauf war jedes Jahr der gleiche. Erst würde es einen Perainedienst geben, in welchem der Geweihte die Heiligenlegende des Borkfrieds erzählte. Dann kamen die Bewohner zum Speisen zusammen, um am Nachmittag, wenn alle Bäuche prall gefüllt und der Wein und das Bier zu Kopf gestiegen war, die Geschichte nachzuspielen, wie die Stadt gegründet worden war. Der Faustkampf zwischen dem Stadtgründer und dem Troll, dem die Menschen das Land abgetrotzt hatten, war das Ereignis, auf das alle Hornbeiler das ganze Jahr über warteten. Und wenn sich an ihrer Statt zwei Fremde die Nasen blutig schlugen, umso größer war die Freude. Der Barbar und der Al’Anfaner hatten sich zu diesem Spaß bereit erklärt.

Der Perainedienst hatte gerade begonnen, als ein in den Farben der Pfalz gekleideter Diener an Pizarro herantrat. Dem verdutzten Südländer übergab er ein auf blütenweißem Büttenpapier geschriebenes Briefchen, und als der Al’Anfaner wie ein Ochse die Schriftzeichen anglotzte, ließ sich der Diener dazu herab, ihm den Inhalt vorzulesen. Die Herrin Alena wünschte den Al’Anfaner unter vier Augen zu sprechen.



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Texte der Hauptreihe:
K1. Teil 1
K2. Teil 2
K3. Teil 3
16. Ron 1032 BF
Teil 2
Teil 1


Kapitel 2

Teil 3
Autor: Hartsteen