Geschichten:Lassan auf Abwegen - Nach dem Convente in Yaquirien

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Nach etwa zwei Monden kam Lassan zurück. Obwohl es erst Phex war, zeigte seine Haut schon die ersten Spuren von Sonnenbräune. Er wirkte auf schwer zu bestimmende Art vital, als ob ein stilles Vergnügen, ein Scherz, den nur er verstand, in ihm ruhte. Auch stand er wieder etwas gerader, bewegte sich sicherer als noch bei seiner Abreise. Und er trug bei seiner Heimkehr die goldene Schärpe eines Mitglieds der Loge zur Freundschaft beider Yaquirien.

So wenig Burggraf Oldebor damit gerechnet hatte - wobei er selbst nicht genau wusste, was es eigentlich war, was genau er erwartet hätte - so überraschte es ihn doch weit mehr, zwei Tage später auf seinem schweren Schreibtisch eine dünne Mappe zu finden, auf der in der sorgfältigen Handschrift seines jüngsten Sohnes "Reise nach Almada; Firun-Phex 34 Hal" zu lesen stand. Nun, von der Landschaft, von Al'Muktur, Punin, Brig-Lo, von Ausritten und Falkenjagden fand sich bereits überreichlich - und ebenso spannend wie anschaulich und mit geschickter Hand geschildert - in den Briefen seines Sohnes, die wiederum dieser bei seiner Rückkehr auf seinem Schreibtisch gefunden hatte, wo sie der letzten Durchsicht harrten, bevor sie in die Druckerei gehen sollten. Stand in dieser Mappe etwa, was dort nicht zu lesen gewesen war?

Schmunzelnd beschloss er, die eigentliche Arbeit könne noch eine Viertelstunde warten. Er öffnete den Deckel und begann zu lesen.

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Lassan saß am Spinett und spielte Fingerübungen. Es waren keine komplizierten Übungen, denn zum einen hatte er in Almada, insbesondere während der Probe, die Instrumente außergewöhnlich vernachlässigt, zum anderen war er mit den Gedanken woanders.

In gewisser Weise mochte er die Almadani. Sie waren ... nicht so herb-verstockt, nicht so verbissen wie etwa der Kriegsrat in Greifenfurt. Nun gut, die Almadani hatten auch keine Orks an der Grenze, aber das dahingestellt.

Aller Sympathie zum trotz hatte er doch gelegentlich Sätze vernommen, die tiefe Befürchtungen und einen gewissen Schmerz in ihm wachriefen. Zunächst hatte er gemeint, ein Misstrauen zu spüren. Hatte nicht dieser Rat - wie auch immer sein Name gewesen sein mochte - noch während der Kandidatur Oheim Ansvins eine Frage gestellt, die, so wie sie formuliert war, geradezu vermuten ließ, dass er ein Auseinanderdivergieren zwischen den Interessen Almadas und dem von Königin Rohaja beziehungsweise Reichsregentin Emer, für unvermeidlich hielt? Wie sollte das möglich sein, da Rohaja ja nicht nur Königin Garetiens - seine Königin! - sondern auch die Almadas war?

Und hatte er nicht im Boten gelesen, dass die Einsetzung Selindian Hals als Großfürst bei den Almadani unter großen Jubel erfolgt war?

Er vergriff sich, ärgerte sich über die Disharmonie und begann den nächsten Gedanken.

Während der Kandidatur dieses schmierigen Parselmund-Bregelsaums hatte ein Fragesteller erklärt, was ihm selbst neu gewesen war, dass Almada einen Teil der darpatischen Steuern zahlte. Und, auch das hatten die Mitglieder der Loge, zum Beispiel bei der Bewerbung des flinkzüngigen aranischen Beys deutlich spüren lassen, so es um Geld ging, hörte der Spaß für sie auf. Wahrscheinlich wünschten sie sich eine stärkere Position gegenüber dem Kaiserhaus. Aber wer sollte diese Vertreten? Selindian Hal wohl kaum. Nein, die Antwort hatte ihm ein Almadani selbst gegeben: Eslam von Eslamsbad.

Und der gleiche Almadani hatte auch davon gesprochen, dass Rohaja und Eslam so schnell wie möglich heiraten müssten. Was die Begründung dafür war hatte Lassan bei all dem Blut, das zu diesem Zeitpunkt in seinen Ohren rauschte, kaum mehr vernehmen können. Aber eines war im Ton dieses Edlen klar geworden: Er glaubte nicht nur, dass Eslam der richtige Prinzgemahl sei, sondern gar selbst einen Anspruch auf den Kaiserthron...

Rauchend vor Wut schloss Lassan den Deckel. Typisch für ihn ließ er am schuldlosen Musikinstrument nichts von dieser Wut ab, sondern begann, nach Tinte, Feder und Papier zu suchen.

Die Königin hatte den falschen Mann erwählt.

Er riss eine Schublade auf. Blätter quollen ihm entgegen, er begann sie auf der Suche nach einem unbeschriebenen zu durchwühlen.

Eslam war nicht ihr Freund - er war eine Gefahr. In der Position, die er jetzt innehatte, würde er das Verhältnis zwischen der Königin und Almada fortwährend vergiften.

Ein Blatt war gefunden.

Man hatte ihn in die Loge aufgenommen. Er hatte geschworen, nichts zu tun um den Reichen zu schaden und statt dessen ihren Aufstieg zu fördern. Er konnte hier nicht viel tun.

Sein Tintenfass war während der Reise eingetrocknet, er öffnete ein neues.

Er konnte nicht viel tun, aber was ihm möglich war, das würde geschehen. Er, Lassan, war ein Freund Almadas - und ein Freund der Königin.

Grimmig lächelnd tauchte er die Feder in die Tinte.

Noch vor Beginn seiner Reise hatte er eine Entdeckung gemacht. In den Gassen Gareths wurden seine Lieder viel häufiger gesungen, als er geglaubt hatte. Das hatte einen Irrglauben korrigiert: Das Volk sang nicht, wie ihm der Schnabel gewachsen war. Das konnte es gar nicht, denn es konnte nur die Lieder singen, die schon da waren. Die er ihm schrieb. Das war ein wichtiger Gedanke, vielleicht auch für die Frage, auf welchen Platz im Leben er und sein Vater ihn stellen würden. Doch darüber musste er nachdenken, wenn er wieder ruhiger war. Jetzt galt es zu handeln.



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15. Phe 1027 BF zur abendlichen Hesindestunde
Nach dem Convente in Yaquirien
Vor dem Convente in Yaquirien


Kapitel 3

Ein Lied ist ein Lied ist ein Lied
Autor: Lassan