Geschichten:Lasst Taten sprechen
Am nächsten Morgen, dem 22. Tsa auf Burg Erlenstamm:
Der Tag der Verabschiedung war gekommen. Der Schnee war glücklicherweise inzwischen etwas zurückgegangen und man war zuversichtlich an diesem Tag gut voran zu kommen.
Korhilda hatte morgens vor der Abreise ihre Bundesgenossen noch einmal zusammen gerufen, obwohl die offizielle Zusammenkunft bereits beendet war.
"Entschuldigt, doch Anaxios überbrachte mir erst in der letzten Nacht seine Aufzeichnungen per Dschinn!"
Vor Korhilda stand eine geöffnete Truhe mit vielen Pergamenten. Korhildas hielt eine zusammengerollte Schriftrolle in der Hand. Die Baronin lief beim Reden und schwang die Pergamentrolle wie einen Taktstab.
"Wir mussten uns finden und werden uns weiter finden müssen. Bis auf Ardo sind wir alle neu in unserer Funktion. Der Orden hat gelitten unter den Fehden der letzten Jahre, gewiss. Ich finde es gut, uns zuerst mit den einfachen Dingen beschäftigt zu haben. Doch sehe ich uns als viel mehr an."
Die anderen stimmten nickend zu. "Nur zu, fahre fort, Korhilda!" bestätigte Nimmgalf sie.
"Wir haben über die Schwertträger geredet und dass sie besonders sind, dass die Schwerter sie erwählt haben. Aber ich glaube so einfach dürfen wir nicht denken. Sie sind vielleicht erwählt worden, doch ob sie etwas Besonderes sind, bestimmen die Träger selbst mit ihren Taten. Hierzu möchte ich an die ersten Schwertträger erinnern, ohne ihre Taten wäre ihre Namen nicht in die Annalen eingegangen. Kennt ihr alle Träger der Schwerter danach? Ich nicht. Somit kann ich nur mutmaßen, dass ihre Taten den Schwertern nicht gerecht geworden sind."
Korhilda marschierte immer noch durch den Raum. "Der Heilige Altar von Korgond wurde gefunden. Damit wurde das niedergeschriebene Ziel erreicht. Doch in unserem Land klaffen noch Wunden nach der Fehde. Korgond ist für mich auch die Legende zu den garetischen Rittertugenden, nicht nur zur Mystik der Acht. Auch zur Mystik Mythraels. Ein hehres Ziel."
Korhilda breitete diverse Schriftstücke vor ihnen aus. "Hier sind diverse Aufzeichnungen, die Anaxios über die Jahre zusammengestellt hat. Mythen und Legenden. Und diese Karte hat er mir mitgegeben."
Korhilda rollte das Pergament aus ihrer Hand aus. Eine Karte von Perricum über Garetien nach Greifenfurt, ganz grob skizziert mit darauf eingezeichneten Linien. "Anaxios sagt, Orte unter diesen Linien haben eine Bedeutung. An ihnen ist die Magie recht stark. Hier können wir nach dem suchen, was das Land besonders macht. Ich denke wir sollten einen Ort suchen, an dem der Orden seine Zelte aufschlägt, die Vergangenheit niederschreibt, die Mythen sammelt und für alle ansprechbar ist. Aber Gegenstände und Orte alleine machen es nicht aus. Vergesst nicht die Menschen und ihre Taten. Sie machen es besonders, sie schreiben die Heldengeschichten und Mythen. Lasst diese Aufschreibungen unsere Leitlinie sein, aber lasst uns nicht dahinter verstecken. Lasst unsere Taten das Geschehen bestimmen."
Perrica war müde von den vergangenen Tagen und Diskussionen und ihrer mitgebrachten Sonderarbeit, doch die Worte der Sturmfelserin ließen neue Kraft in ihr aufströmen. Villeicht hatten ihre vielen Worte doch etwas bewegt oder Korhilda verstand sie doch besser als sie durch den bisherigen Verlauf angenommen hatte. Müde lächlte sie sie an. "Wahre Worte, Korhilda, wahre Worte."
Auch Ardo, Nimmgalf und Felian waren von Korhildas Rede recht angetan. Vielleicht gelänge es ja tatsächlich einen Ort zu finden, an dem der Orden dauerhaft Fuß fassen könnte. Das wäre jedenfalls ein großer Erfolg, und daher wäre dies einige Mühen wert.
Schließlich verabschiedete sich Nimmgalf noch von Irnfrede, Racalla und Brinwulf, und ritt dann gemeinsam mit Felian und Tsaiane in Richtung Heimat. Auch die anderen Herzen verabschiedeten sich und brachen auf zu neuen Taten.
ENDE
◅ | Abschliessende Beratungen |
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