Geschichten:Lasst uns das Leben ehren
Die Rahja-Geweihten tragen eine rote Laterne, lachen und umtanzen die Gäste. Sie beträufeln diese mit Wasser, welches mit Rosenduft durchzogen ist. Die Peraine-Geweihte hat einen kleinen Beutel bei sich, den sie sorgsam, fast erhaben vor sich her trägt. Diese geleiten die Adligen auf die Festwiese, wo sie von den Tempelvorstehern begrüßt werden. Anders als die Tsa-Geweihten sonst, ist der Diener der jungen Göttin hier von einer ernsten und doch heiteren Gelassenheit. Er geht an den Adligen vorbei, begrüßt sie als wären sie alte Bekannte und gibt ihnen den Segen der Göttin mit auf dem Weg. “Möge dein Leben nie die Kraft zum Wandel verlieren.”
Die Geweihten Gäste werden gebeten, sich zu den anderen Geweihten zum Festpavillon zu begeben.
Der Tsa-Geweihte hebt seine Arme. “Möget ihr gesegnet sein im Namen der jungen Göttin, die es so liebt, wenn man sich öffnet für all das Neue, ohne dem Alten nachzutrauern.” Hierbei sieht er zum Orkenwaller, zögert leicht, als würde er etwas spüren. “Kommt! Lasst uns die Nähe der Göttinnen fühlen, die auf so wunderbare Weise an diesem Ort ihr Wirken vereinen und es uns spüren lassen. Bedenket, dass Ihr alle vor den Göttern nicht mehr und nicht weniger seid als Gläubige. Hier an diesem Orte sind wir alle Brüder und Schwestern im Glauben, auf gleicher Stufe kniend vor den Göttern. So achtet den Titel Eures Gegenübers geringer als den Menschen, der vor Euch steht, denn wir alle sind nur Schattenrisse ihres göttlichen Lichtes. Lasst uns dies nicht vergessen.”
Jetzt kommt die Rahja-Geweihte, flüstert dem Tsa-Geweihten etwas zu, lacht. “Oh ja. Nicht nur wie, die wir den jungen, gütigen und heiteren Herrinnen dienen, sind für euch hier. Auch unsere Brüder in Praios, Rondra, Peraine und Travia. Kommt zu uns! Dieser Ort ist auch euer Ort der Freude und des Dienstes gleichermaßen.”
Nun beten die Geweihten zusammen, still und voller Andacht. Jeder ist dazu aufgefordert diesem Beispiel zu folgen.
Dann kommt wieder der Tsa-Geweihte zum Einsatz, eingerahmt von seinen Brüdern und Schwestern.
“Seht das Leben! Ständig erleben wir Wunder über Wunder. Auch erhalten wir Wunden, die Schatten auf unseren Seelen hinterlassen, doch das Leben gedeiht weiter, lässt sich nicht hindern. Es wächst, es gebiert Neues, es erfreut die Sinne. Wir sind Eins hier, denn alle preisen wir das Leben, preisen wir die Schöpfung. Doch ihr, die ihr unsere Gäste sein sollt, um das Wunder des Lebens zu feiern, ihr tragt Sorgen, Nöte und Ängste mit euch. Schatten auf eurer Seelen, die das Licht der Schöpfung in euch verdunkeln. Wir aber wollen euch wieder dem Licht öffnen. Wir wollen eure Seelen erneuern, sie befreien von den Ketten, befreien von der Last des Lebens, die ihr angesammelt habt.” Er schaut zu dem Geweihten des Praios, dieser nickt, tritt vor und zückt eine Notizrolle.
“Mein Bruder in Praios überreicht nun jedem von euch ein Stück Papier, auf dass ihr euch von allen Ängsten und Nöten trennen mögt, die euer Herz bedrängen und euer Leben schwer machen, all die Last, die euch bedrückt. Schuld und Sühne. Nehmt euch die Zeit, eure Ängste und Nöte aufzuschreiben und morgen sollt ihr diese im Rahmen der Reinigungszeremonien feierlich den reinigenden Flammen übergeben, auf dass eure Bürden vor die Götter kommen mögen und diese sich ihrer annehmen.“
Während Praiodan agiert, wendet sich den Tsa-Geweihte zum Geweihten der Peraine, dieser nickt und tritt vor, öffnet seinen Beutel.
„Mein Bruder in Peraine überreicht nun einem jeden von euch ein Samenkorn. Nehmt es, hütet es, tragt es bei euch. Erfüllt dies Korn mit all euren Hoffnungen, all euren Wünsche. Legt sie in dies Korn. Am Ende der Festtage wollen wir es symbolisch in den Schoß Deres legen, dass eure Hoffnungen und Wünsche aufgehen und Frucht bringen. Und noch etwas: Dies ist ein heiliger Ort und so sollt ihr hier, am Busen der Göttinnen, nicht nur eure ureigenen Angelegenheiten überdenken. Bedenkt auch Hass und Hader untereinander. Nutzt die Gelegenheit und schweigt nicht, wenn ihr reden wollt. Kommt zu uns oder öffnet euch einem Freund, vielleicht sogar einem Feind. Was hier gesprochen wird, ist den drei Göttinnen gesagt worden und wer daraus einen Nutzen für sich zieht und anderen schadet, ist ein Ketzer! Ein Frevler im Angesicht der Götter! Hier ist ein heiliger Ort! Hier sind die drei Schwestern bei uns! Wer glaubt, er könne sich gegen sie wenden, wird sehen, dass er keine Erinnerung hat an all die Dinge, die er gegen andere geplant hat. All die Worte, die im Vertrauen gesprochen wurden, werden in ihm verdorren und nicht zum Tragen kommen, denn sein Geist wird von den Göttinnen berührt und sie werden ihn erneuern, werden all die Träume, Hoffnungen und Ängste, die man ihm anvertraute, mit sich nehmen, denn diese sind heilig und werden behütet. Hier gibt es keine Missgunst, keinen Zorn, keinen Hass. Wir stehen für das Leben, für die Freude, die hinter diesem ewigen Wunder steht. Freut euch mit uns!”
Der Praios-Geweihte geht während dieser Rede zu jedem Gast, überreicht den Zettel. “Möge Vergebung mit dir sein.”
Der Peraine-Geweihte geht während dieser Rede zu jedem Gast, überreicht ein Korn. “Möge Gedeihen mit dir sein.”
Dann singen alle Anwesenden das Lied Jung oder alt
Alle Geweihten zusammen fordern die Anwesenden auf: “Lasst uns das Leben ehren!” Danach schweigen alle einen Moment
Der Rondra-Geweihte nickt, tritt vor, hebt seine Arme. “Der Segen der donnernden Leuin Alverans mit euch! Leben gedeiht und damit dies auch weiterhin so bleibt, stehen wir an eurer Seite. Schild und Schwert für euch. So wie mein Bruder in Tsa es sagte, auch ich stehe bereit, um euch anzuhören, um mit euch zu sprechen. Was auch immer ihr mir anvertraut, es wird bewahrt werden in meinem Herzen, meiner Feste des Glaubens, des Wissens um die Herrlichkeit der Götter. Freut euch des Lebens! Wir sind bei euch, alle Zeit.”
Nun treten die beiden Rahja-Geweihten wieder auf den Plan, verteilen Süßes an die Leute. “Schmeckt des Lebens Süße!”