Geschichten:Lechmins mystische Reise - Wald der fetten Karene
Lechmin und Elestir, im Morgenlicht,
Machen sich auf den Weg, ein Ziel in Sicht.
Durch Bornlands grüne Wiesen, so weit und breit,
zum Silvanden Fae'den Karen, der Elfen Herrlichkeit.
Im Wald der fetten Karene, wo Magie erwacht,
folgen sie dem Pfade, durch den Tag und die Nacht.
Elfenwälder flüstern, Geheimnisse sind ihr Ziel,
Lechmin und Elestir, auf der Reise zum Gefühl.
(Dichtung Elestirs)
Lechmin und Elestir verließen den Reichsforst, wo die junge Elevin vergeblich nach Antworten gesucht hatte. Ihre Reise führte die garetische Edle und den Waldelfen gen Norden, zum geheimnisvollen Wald der fetten Karene im Bornland. Elestir , der Waldelf aus dem Kroandalwald, nannte diesen Ort in seiner elfischen Sprache Silvanden Fae'den Karen.
Sie reisten über Trallop und vorbei am malerischen Neunaugensee. Die Landschaft veränderte sich allmählich, als sie sich dem Wald näherten. Am Waldrand des Silvanden Fae'den Karen angekommen, folgten sie einem schmalen Pfad, der sich durch satte, grüne Wiesen schlängelte. Die Luft war erfüllt vom Duft blühender Blumen und dem sanften Summen von Bienen.
Während ihres Marsches beobachteten sie eine Herde Karene, die gemächlich in den Wald zog. Elestir hielt kurz inne und sah Lechmin an. „Wir folgen den Karenen. Sie kennen den Weg und werden uns zu dem Ort bringen, den wir suchen.“ Lechmin nickte, unsicher, was sie erwarten würde. Gemeinsam traten sie durch das dichte Laubwerk und fanden sich bald in einer für Lechmin mystischen Welt wieder. Die Bäume wirkten uralt und schienen Geschichten vergangener Zeiten zu flüstern.
Plötzlich hörten sie hinter sich Schritte, die laut auf sie zukamen. Humanoide Schritte, begleitet vom Klacken eines Stabes auf dem Waldboden. Es dauerte nicht lange, bis eine in weißem Ornat gekleidete Weißmagierin zu ihnen trat. Ihr Gesicht zeigte eine Mischung aus Wut und Erleichterung, als sie Lechmin erkannte.
„Lechmin,“ rief Madalena und warf dem Elfen einen bösen Blick zu. „Welch gehörnter Unsinn treibt dich?“
Lechmin atmete schwer und fiel Madalena freudig in die Arme. „Es tut mir leid, ich muss das hier tun,“ schluchzte sie.
Von der Szenerie angelockt, dauerte es nicht lange, bis eine weitere Gestalt auf der Lichtung erschien. Es war Niamh Goldhaar, die als Hüterin des Waldes galt. Die Hochelfe war eine majestätische Erscheinung mit langem, goldenen Haar, das im Licht der Wälder funkelte. Ihre Anwesenheit hatte etwas Erhabenes und zugleich Beruhigendes.
Niamh musterte Lechmin, Madalena und Elestir mit einem tiefen, durchdringenden Blick. Als sie in Lechmins Augen sah, erkannte sie sofort, was in ihren Gedanken lag. Ohne ein Wort zu wechseln, kommunizierten ihre Gedanken miteinander, bis Niamh schließlich „Dhaza“ sagte, was in der elfischen Sprache das namenlose Wirken bedeutete, das Lechmin zu bekämpfen suchte.
Elestir schauderte, da er bereits gespürt hatte, dass Lechmin auf der Spur des Bösen war. Madalena hingegen war überrascht, begann aber langsam zu verstehen, was ihre Schülerin von zu Hause forttrieb.
Lechmin konnte ihre Gefühle nicht mehr zurückhalten und brach in Tränen aus. Eletiel legte beruhigend eine Hand auf ihre Schulter und sprach sanft zu ihr. „Wir werden eine Lösung finden.“
Zwischen ihren Schluchzern erzählte Lechmin ihre Geschichte. „Mein Großvater und mein Urgroßvater haben gegen einen Anhänger des Namenlosen gekämpft. Mein Urgroßvater starb dabei, und mein Großvater soll verflucht worden sein. Das sagt zumindest meine Tante Alecha, die Tochter Leobrechts. Ich habe solche Angst um meinen Großvater. Ich habe in Büchern in der Madaburg gelesen, dass die Elfen schon einmal gegen das Rattenkind gekämpft haben. Bitte, ich flehe euch an, helft uns!“
Niamh sah Lechmin mit Mitgefühl an. „Dein Mut und deine Entschlossenheit ehren dich. Doch du bist jung an Jahren – auch für ein Menschenkind. Es sollte nicht an dir sein, diese Bürde zu tragen.“
Lechmin schluchzte erneut. „Aber sonst tut keiner was, alle Erwachsenen sind so wie immer. Niemand macht etwas.“
Madalena trat neben ihre Schülerin und nahm sie in den Arm. „Ich bin jetzt hier. Unter dem Mantel der Verschwiegenheit werde ich deinen Weg begleiten.“
Niamh nickte zufrieden. „Ich allein kann dir nicht helfen. Ihr müsst weiter nach Norden reisen, zu meinem Volk im Nebel. Sucht nach dem Nurti-Priester Ammantillada. Er ist ein weiser Sternenelf und wird euch sicher helfen können.“