Geschichten:Legende des Heiligen Feyderich
Und es begab sich zu der Zeit, als der Dämonenkaiser aus Bosparan mit seinen Schergen abgezogen war und die Dunkelheit über die Garethischen Lande fiel. Orken und dem Menschen feindliches tummelte sich in den Wäldern, die man im fernen Bosparan auch als silva garethensis, und das heißt Garether Wald, kannte. Wenig kund ist uns getan aus jener Zeit, die man darob die Dunklen Zeiten nennt.
In dieser Zeit lebte ein stiller und einsamer Mann an dem Fuße des mächtigen Berges, den wir heute Grafenhaupt nennen, denn von dort kann man den Grafen ja auf das Haupt sehen, so hoch erhebt er sich über den Wald. Damals waren der Menschen nicht viele, es waren ja alle erschlagen worden von den Dämonen oder gefressen von den Schwarzpelzen. Aber dem Feyderich war sehr wohl in der Stille, denn das Gespräch mit seinen Mitmenschen graute ihm. Viel lieber waren ihm die Sänge der Vögel des Waldes und die Rufe des mächtigen roten Wildes.
An einem gar herrlichen Nachmittage, als der stille Jäger in seiner schlichten Kate saß und von den Gaben Peraines zehrte, erklang ein gar garstiges Brüllen im Wald, welchselbes der Feyderich noch niemals gehöret hatte in seinem Leben. Es wurde ihm ganz bang und er erschauerte, gleich den Vögeln im Walde, die vergaßen ihre Sangeskünste. Und als der Mut den Feyderich wieder fasste, da nahm er seinen Bogen und schlich hinein in den tiefen Tann.
Dunkel war es hier und nur wenige Strahlen des Praiosauges drangen hinein in den Wald. Viele Tage irrte der Jäger durch den Wald und doch hörte er nicht wieder das mächtige Brüllen. So dachte er alsbald sein Ohr habe ihm einen Streich gespielt und schon wollte er zurückgehen zu seinem bescheidenen Haus, als er plötzlich auf einer Aue einen mächtigen Bären von finsterster Farbe sah. Aufgerichtet mochte er wohl dreizehn Schritt zählen und seine Pranken waren bewehrt mit Klauen aus Eisen. Die finsterrot funkelnden Zähne waren jeder so lang als ein Dolch von den Inseln der Einaugen. Und da erklang wieder das mächtige Gebrüll, dass dem Jäger ganz Angst und Bange wurde.
Doch wenige Schritt neben dem Bären bemerkte er einen silbernen Schein. Ein stachelbewehrtes Tier hatte sich in einen hohlen Baum verzogen, wo der wütende Bär es nicht bekommen konnte, den die Stacheln waren wie Pfeile so spitz. So wütete der Bär lange Zeit und es fürchteten sich die Tiere des Waldes sehr, wie sich auch der Feyderich fürchtete.
Ein schwarzer Keiler kam zum Jäger und wühlte vor ihm in der Erde. "Du musst den Bären vertreiben! Er erschlägt mit seinen Pranken unsere Frischlinge und frisst sie mit Haut und Haaren!" Aber dem Feyderich war so Angst und Bange, dass er keinen Mut fand, dem Bären entgegen zu treten.
Ein mächtiger Kronhirsch kam zum Jäger und wog sein Haupt stolz im Madalichte. "Du musst den Bären vertreiben! Er setzt unseren Kitzen nach und fällt sie nieder wie junge Birken!" Aber dem Feyderich war so Angst und Bange, dass er keinen Mut fand, dem Bären entgegen zu treten.
Schließlich kam ein kleiner Fink zum Feyderich und klagte schwer: "Ach, Feyderich, du unser lieber Freund! Wie sehr fürchten wir uns vor diesem Ungetüm. Sein Brüllen überstimmt unsere Lieder und hindert uns am Singen!" Da nahm der Jäger seinen Bogen zur Hand und legte drei Pfeile auf.
Der erste Pfeil traf den grimmen Bären in den finsteren Pelz. Mit einem so mächtigen Gebrüll wendete sich der Bär um und richtete sich auf. Der zweite Pfeil traf den grimmen Bären in das Auge, und Blut stürzte wie ein Bach aus seiner leeren Höhle. Der dritte Pfeil schließlich traf den grimmen Bären in sein Maul, so dass er röchelnd stürzte und tot war.
Es feierten und jubilierten die Tiere des Waldes und dankten dem mutigen Waidmann überschwänglich. Schließlich kam der silberne Igel zum Feyderich und dankte ihm sehr. Einen silbernen Stachel, so lang wie sieben Kinderfinger, gab der Igelkönig dem tapferen Jäger, denn der Igelkönig war es, den der finstere Bär erlegen und den Garaus machen wollte.
So hatte der Heilige Feyderich den Igelkönig gerettet und lebte bis zum Ende seiner Tage in dem Wald, der heute seinen Namen trägt und den wir aus Dankbarkeit für seine kühne Tat Feyderichs Wald nennen.
(volkstümlich, Hartsteen um 800 BF, aufgeschrieben von Hesindian Quandt)
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Wie der Kahle Schirch den hartherzigen Grafen Hartsteen in eine Gnitze verwandelte | ▻ |