Geschichten:Liebe oder Stahl

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Junkertum Bratzenstein, 24. Phex 1047 BF

Falk war seit langem mal wieder richtig neugierig. Neugierig, was Shantalla ihm auf Burg Bratzenstein wohl präsentieren würde und ebenso neugierig war er, wie die Bediensteten der Burg auf sie reagieren würden. Er hatte sie am gestrigen Tage wie verabredet erneut aufgesucht. Sie hatte sich geheimnisvoll geäußert, dass sie nur bereit sei, ihm ihre Herkunft zu offenbaren, wenn er sie mit zu sich auf seine Burg nähme. Also ritten sie nun gemeinsam nach Burg Bratzenstein.

Nun ja wenn sie nicht seinen (oder besser denen seines Schwagers Jesco) Ansprüchen genügen würde, dann müsste er sie wohl schweren Herzens wieder fortschicken. Auch wenn ihm das schon sehr misfallen würde. Er sah etwas verträumt zu ihr herüber. Sie machte auch auf einem Pferd eine hervorragende Figur. Reiten konnte die Dame durchaus, und das nicht nur auf Pferderücken, dachte er grinsend. Er würde schon einen Weg finden, seinen Schwager davon zu überzeugen, dass sie die richtige Frau für ihn wäre.

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Coruna hatte den neuen Stammbaum der Familie Rosshagen auf dem großen Eichentisch im Burgsaal des obersten Stockwerks ausgebreitet, von dem aus man eine herrliche Sicht auf das Umland hatte. Sie hatte das kostbare Dokument mithilfe der Geburtsurkunden bei einem Heraldiker in Alrikshain mti viel Aufwand anfertigen lassen. Es war äußerst teuer gewesen, und sie hatte einiges an Schulden dafür aufnehmen müssen. Doch wenn ihr Plan aufging, würde es sich sicher schon bald rentiert haben.

Nun stand sie neben Falk und erläuterte ihm die Wappen der Familien. Auch sein Schwager Jesco hatte sich hinzugesellt, und warf einen neugierigen Blick darauf.

"Seht Ihr? Dies bin ich, Coruna von Rosshagen. Meine ältere Schwester Salaria ist die Junkerin von Marano, was meine Mutter Firunja vor ihr war. Mein Urgroßvater Helmbrecht von Rosshagen war sogar der Reichsvogt der Randersburg. Angeblich war er sogar ein Vertrauter Kaiser Retos. Und hier", sie deutete auf einen Seitenzweig im Stammbaum, "dies ist meine Großcousine Nanduria. Sie ist nach Aranien ausgewandert als ich noch klein war, und hat dort einen aranischen Prinzen geheiratet. Sie regiert dort nun ein Beyrounat, was in etwa einer Baronie entspricht."

Jesco von Sturmfels war durchaus beeindruckt. Im Stammbaum der Dame fanden sich einige bekannte reichsforster Familien wieder wie Hornbach, Cronenfurt und Plitzenberg. Ein paar weitere kannte er nicht so gut, doch die Dame war zweifellos von edlem Geblüt. Die Zwölfschildigkeit war jedenfalls eindeutig vorhanden.

Falk war ihren Erläuterungen nur mit halbem Ohr gefolgt. Erstens konnte er ohnehin nicht lesen was dort stand und zweitens interessierte es ihn so sehr im Detail auch gar nicht. Stattdessen lies er seine Blicke immer wieder über seine hoffentlich baldige Verlobte gleiten, und malte sich schon im Geiste aus, welch unanständige Dinge er mit ihr tun würde, wenn die Nacht gekommen war.

Da plötzlich flog die Tür des Rittersaales auf, und die Burghauptfrau Ryane von Greifstein stürmte erbost herein.

"Schluss mit der Scharade!" rief sie laut. "Du bist überführt, du Hochstaplerin!" Alle blickten sie völlig überrascht an. "Was?" rief Coruna erstaunt. "Ich habe mit meinen Wachen gesprochen, und zwei von ihnen haben die sogenannte "Edeldame" gleich wiedererkannt. Wißt ihr wer das ist? Sie ist eine Hure aus dem Haus Abendrot! Das Ganze hier ist nichts weiter als ein Schwindel!"

"Das ist eine Lüge!" schrie Coruna. "Ich bin von Adel! Dieses Dokument ist echt!"

Falk war so verdattert, dass er um Worte rang.

"Du hast doch nicht wirklich geglaubt, dass sich eine Hure hier als neue Junkerin ins gemachte Nest setzen kann, oder? Wie dreist musst du eigentlich sein, uns hier mit einem gefälschten Stammbaum hinters Licht führen zu wollen, du Lügnerin?" knurrte die alte Ritterin ungehalten.

Coruna kochte vor Zorn. Diese dreiste Falschbehauptung machte sie rasend. Sie sah, dass die Burghauptfrau nahe an einem Fenster stand. Da machte sie kurzentschlossen einen Satz auf sie zu und stieß sie kräftig nach hinten. Ryane schrie überrascht auf, und ruderte hilflos mit den Armen. Doch dann verlor sie das Gleichgewicht ünd stürzte rücklings aus dem Fenster, welches unter ihrem Gewicht sofort nachgab. Ihr Schrei endete aprupt, als sie unten auf dem Boden aufschlug. Sie war sofort tot.

Nachdem Jesco die Fassung wiedererlangt hatte - alles war so furchtbar schnell gegangen - zog er sein Schwert, und schritt auf Coruna zu. "Bislang warst du nur eine Hochstaplerin. Jetzt kommt auch noch Mord an der Burghauptfrau hinzu. Du wirst dich vor der Gerichtsbarkeit der Burggräfin verantworten müssen. Auf jemanden wie dich wartet der Strick!" Coruna fiel auf die Knie und sah ihn flehend an. "Nein bitte... ich... mir blieb doch keine Wahl!"

Auch Falk hatte nun sein Schwert gezogen und trat an sie heran. "Man hat immer eine Wahl", sagte er kalt.

Und mit einem blitzschnellen Stoß rammte er seinem Schwager das Schwert durch den Rücken, so dass die Spitze vorne wieder heraustrat.

Jesco blickte fassungslos auf die Klingenspitze, dann ebenso fassungslos auf Falk. Er wollte etwas sagen, doch aus seinem Mund kam nur ein Schwall Blut. Dann brach sein Blick und sein Körper fiel mit dumpfen Aufprall zu Boden. Rasch breitete sich unter ihm eine Blutlache aus.

Falk half Coruna wieder hoch. "Ich sagte doch, man hat immer eine Wahl!"

Coruna sah ihn mit einer Mischung aus Unglauben und Faszination an. Er hatte ohne zu zögern seinen eigenen Schwager geopfert, nur um sie zu beschützen? Was für ein Mann wäre zu so was in der Lage? Dieser hier offensichtlich!

"Und... und wie erklären wir die Leichen?" fragte sie.

"Die sind in Streit geraten und der ist dann eben eskaliert. Wenn wir beide bei dieser Geschichte bleiben, kann uns keiner was nachweisen. Außerdem - wer sollte das auch tun? Immerhin bin ich der Junker hier."

Coruna schmiegte sich an ihn und schlang lächelnd die Arme um seinen Hals. Er packte ihr Hinterteil, hob sie hoch und sie schlag ihre Beine um seine Hüften und küsste ihn heiß auf den Mund. "Und bald schon werde ich deine Gemahlin sein. Also wenn du das immer noch willst, versteht sich", lächelte sie verführerisch.

"Na, darauf kannst du wetten, Süße. Und wenn wir die Kadaver beseitigt haben, werden wir das ordentlich feiern. In meinem Schlafgemach!"

"Kann es kaum noch erwarten!" grinste Coruna. Sie war anscheinend endlich am Ziel angekommen.

ENDE



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24. Phe 1047 BF zur abendlichen Boronstunde
Liebe oder Stahl
Vergessene Sünde


Kapitel 10

Autor: Nimmgalf