Geschichten:Meilersgrund in Flammen
Das Elendsquartier der Metropole Gareth wurde nach Übergriffen auf Töchter und Söhne der Ratsmitglieder und der anschließenden Verhaftung der Badilakanerin Yadewine Gumbertinger zum Schauplatz von Kämpfen und Tumulten. Der kaiserliche Marschall Garetiens verspricht, für Ruhe zu sorgen. Der Rat der Stadt Gareth öffnet Königlich Waldsteiner Pikenieren die Stadttore nach Alt-Gareth.
Der Rat von Gareth und mit ihm der Bürgermeister Trautmann Karfenck sind nicht mehr Herren in ihrer eigenen Stadt. Denn nachdem die Spießbürger der Tumulte in Meilersgrund, Südquartier und Roßkuppel nicht mehr Herr werden konnten, wurden auf Befehl des Rates sowie des Burggrafen der Kaiserlichen Raulsmark garetische Truppen nach Alt-Gareth gelassen. Es herrscht seitdem eine Ausgangssperre für jederman und jederfrau – wer sich nach Einbruch der Dunkelheit noch auf den Gassen Gareths blicken läßt, wird für einen Aufrührer oder Tagedieb genommen und eingesperrt. Die Zustände seien so schlimm wie seit Pervals Zeiten nicht mehr, behaupten die ganz Alten in Gareth, froh endlich wieder etwas erzählen zu können. Wie aber konnte es – wo doch der Winter überstanden – zu den Zuständen kommen?
Die Ereignisse in Kürze
Zwei Meinungen kursieren derzeit in der Capitale des Reiches: Die eine nimmt Hunger und Not als göttergegebenes Schicksal hin, immerhin sind die Zeitläufte so unruhig wie seit Generationen nicht mehr. Was können Adel und Obrigkeit dafür, daß die Ernte schlecht war, daß das Notkorn verschimmelte und daß der Osten des Reiches im kalten Griff der Schwarzen Horden ist? Die andere hingegen wittert Hinterlist und Verrat allerorten. Es sind nicht wenige, die der Aristokratie vorwerfen, daß sie sich auf Kosten ihrer Untertanen den Wanst vollfrißt, Feste feiert und Macht mißbraucht. Die niederen Stände seien für den Adel nur Dreck, um den sich die Ratten kümmern können. Was sich anhört wie ein Hämmern an den Grundfesten der Göttlichen Ordnung wird allerdings – erstaunlicherweise – sogar von einigen Praiosgeweihten, vornehmlich des braniborischen Zweiges, verbreitet. Jene nämlich finden, daß die praiosgefällige Ordnung nicht nur das Dienen des Volkes regelt, sondern auch die Schutz- und Fürsorgepflichten des Adels für dasselbe.
In den letzten beiden Wochen nun hat die aufrührerische der beiden Meinungen deutlich die Oberhand gewonnen, und die Gallionsfiguren des protestierenden Pöbels sind – einmal mehr – Zylva die Große aus Meilersgrund sowie der Tobrier Morling Damotil, den man »den Kathenberger« ruft. Unerklärlich bleibt, wieso sich die Bürger der Garether Vorstädte wie angestachelt aufführen. Im Zedernkabinett, in dem die garetischen Burggrafen versammelt sind, macht man sich Sorgen, daß es womöglich einen geheimnisvollen Kopf des Protestes geben könnte, der bisher gar nicht in Erscheinung getreten ist. Spitzel der Kaiserlich Garethischen Informations-Agentur (KGIA) rapportierten geheime Zusammenkünfte und konspirative Stelldicheins, bei denen in jüngster Zeit hetzerische Informationen anscheinend gezielt gestreut worden sind, um die hungrigen Bürger anzustacheln.
So leben die gutsituierten Bürger Alt-Gareths heuer gefährlich, wenn sie die Mauern der Inneren Stadt verlassen: Der Sohn des Raulsmärker Burggrafen Oldebor von Weyringhaus, Lassan von Weyringhaus-Rabenmund, wurde abends von etwa zehn Männern und Frauen angefallen und »ordentlich durchgebläut«. Ähnlich erging es der ältesten Tochter des Bürgermeisters Trautmann Karfenck: Wilminde Karfenck liegt nunmehr mit gebrochenem Kiefer im Spital; offenbar nur, weil sie die Tochter ihres Vaters ist. Von allen namhaften Vertretern der Obrigkeit ist es einzig Oberst Alrik vom Blauthann, den die Massen bereitwillig passieren lassen, ja nicht einmal anklagen und die Stimmen erheben.
Nun müsse hart durchgegriffen werden, beschloß Markvogt Berdin von Vierok, der mit allen Mitteln die Ordnung wieder herzustellen wünscht. Mit den vier Bannern Pikenieren, die aus der Grafschaft Waldstein nach Gareth verlegt wurden, versuchte man nun, die Gassen zu leeren, die Ausgangssperre durchzusetzen und die Rädelsführer zu fassen. Der garetische Marschall Ugo von Mühlingen, nicht gerade als Freund des einfachen Volkes bekannt, versprach, seine Leute auf unerbittliche Strenge einzuschwören. Eingedenk des geheimnisvollen Aufhetzers war sich der Rat der Stadt mit dem Markvogt und dem Zedernkabinett alsbald einig: Eine unselige Rolle spielte in jedem Fall Mutter Yadewine Gumbertinger, die Leiterin der Badilikaner-Niederlassung. Sie war bei fast allen Gelegenheiten, da es Schwierigkeiten mit den Bürgern gab, zugegen gewesen. Markvogt Berdin meinte: nur vorgeblich um zu schlichten. Tatsächlich aber seien die Vorwürfe gegen sie nicht von der Hand zu weisen.
Verhaftung Yadewine Gumbertingers
Am 20. Tage des Phex marschierten Garether Spießbürger, Waldsteiner Pikeniere sowie einige Amtsbüttel vor der Badilikaner-Niederlassung in Alt-Gareth auf. In Sichtweite des alten Hippodroms und der dort unruhig abwartenden Tobrier verlas der Amtsschreiber den Verhaftungsaufruf, dieweil die Büttel bereits in das Gebäude eindrangen. Die Ereignisse der folgenden Stunden lassen sich kaum nachvollziehen, verwandelten sich nämlich nun diverse Ecken Gareths in ein Faß mit Hylaier Feuer: Einen regelrechten Kampf, in dem auch reichlich Blut floß, gab es zunächst direkt vor dem Hippodrom mit den Tobriern. Der »Kathenberger« Morling Damotil führte die Kräftigsten seiner Landsleute mit dem Schlachtruf »rettet Mutter Yadewine!« in das Handgemenge mit den Waldsteiner Pikenieren. Im Inneren des Badilikanerhauses hingegen erhob sich kein Widerstand. Wie es heißt, habe Mutter Yadewine sich sofort in die Hände der Amtsbüttel begeben, darauf hoffend, daß ein Arrangement mit der Obrigkeit alsbald alles ins Reine bringen würde. Eine Handvoll stadtfremde Männer und Frauen, die sich bei den Badilikanern aufgehalten hatten, wurden von der resoluten Yadewine gehindert, ihre Waffen blank zu ziehen. So wurde sie also abgeführt zum Schuldturm. Der Weg der Gefangenen und ihrer großen Eskorte führte durch Alt-Gareth. Das war das Glück der Büttel, denn in Meilersgrund hätte man ihnen – und wenn sie auch in Bannerstärke marschierten – den Garaus gemacht.
Der Protest Alrik von Blauthanns
Alsbald wurde in der Stadt bekannt, daß Alrik von Blauthann, der mehr und mehr zu einem Akteur auf Seiten der Protestierenden zu werden schien, Protest gegen die Verhaftung Mutter Yadewines erhoben hatte. Er habe gefordert, zu Königin Rohaja vorgelassen zu werden, um sie um Gnade für die Badilakanerin zu bitten, wurde aber nur von Praiodan von Luring empfangen, dem Ersten Königlichen Rat Garetiens. Nach dem unerfreulichen Gespräch zog sich der Hauptmann zu seinen Leuten zurück und ist seitdem nicht mehr in Errscheinung getreten. Offenbar wollte er verhindern, gegen die Protestierenden vorgehen zu müssen, indem er sich nicht in deren Nähe aufhält. Andere Gerüchte lauten, daß Marschall Ugo von Mühlingen dem Oberst Stubenarrest befohlen habe, um die Moral der Truppe durch sein gnadenvolles Gerede nicht ins Wanken zu bringen.
Händel in Meilersgrund
Am nächsten Morgen gerieten Leute aus dem Südquartier und aus Meilersgrund miteinander in Streit, weil einige Wagenladungen mit Getreide aus Hartsteen nicht eingetroffen waren. Zuerst beschuldigten sich die Leute gegenseitig, das Korn für sich genommen zu haben. Dann aber fielen ihnen die Getreidehändler ein, die offenbar Geschäfte mit zurückgehaltenem Korn zu machen gedachten. Binnen weniger Stunden überfielen aufgebrachte Männer und Frauen aus den Vorstädten Marktstände und Läden, verwüsteten Gassen, griffen Büttel an und verprügelten Kaufleute und Händler. Immer wieder aber riefen sie laut »Laßt Mutter Yadewine frei!« und bedrängten die Tore nach Alt-Gareth, wo sich Schuldturm und Kerker befinden. Daraufhin begannen über 400 Spießbürger und Waldsteiner Pikeniere damit, gegen die Horden vorzugehen. Es heißt, nicht wenige Menschen seien während der Kämpfe in den Straßen Gareths zu Tode gekommen. Der Schuldturm füllte sich zusehends, während sich der Krawall mehr und mehr auf Meilersgrund konzentrierte.
Es ist ein eigenartiges Schickal, daß durch eine Katastrophe Schlimmeres verhindert wurde: Bei einer Keilerei zwischen Pikenieren und einer Gruppe um die Große Zylva in der Gasse der Grobschmiede in Meilersgrund sprang das Feuer einer unbeobachteten Esse auf die Schmiede selbst über, erfaßte bald das ganze Haus und umstehende Gebäude, so daß, noch während in der Gasse gehändelt wurde, eine ganze Nachbarschaft von Flammen bedroht wurde. Wie verheerend Brände in den engen Gäßchen Gareths sind, wußte man noch aus der Nacht des brennenden Feuers, weshalb die Büttel ihre Piken und die Meilersgrunder ihre Knüppel fortwarfen und mit Eimerketten das Feuer zu löschen versuchten. Die Brandwehren des Viertels formierten sich und leiteten die vielen Helfer an, die nunmehr Seite an Seite gegen die Flammen kämpften. Am späten Abend war zwar die Gasse der Grobschmiede eine verkohlte Wüste und nicht wenige Meilersgrunder obdachlos geworden, doch waren die Kontrahenten vom Mittag zu erschöpft, den Streit fortzusetzen. So hat das Feuer in Meilersgrund, das von Alt-Gareth aus wie eine zweite Dämmerung firunwärts des Stadtzentrums gewirkt hatte, einen echten Aufstand verhindert. Bürgermeister Karfenck äußerte sich im Rat bestürzt über die Gewalt in Gareths Gassen und die Gefahr des Stadtbrandes, betonte aber auch, daß vorerst wieder Ruhe eingekehrt sei und die Ausgangssperre eingehalten werden würde. Womöglich werde man auch Mutter Yadewine alsbald wieder in das Haus der Badilikaner zurückkehren lassen. Wie lange der Zustand der Flaute allerdings währen wird, weiß niemand. Die große Zylva und der Kathenberger haben jedenfalls gedroht, die Geschichte sei noch lange nicht ausgestanden ...
(Aventurischer Bote No. 92)
◅ | Obrigkeit lässt verschimmeltes Notkorn verteilen |
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Massaker von Mühlingen | ▻ |
Meisterinformationen
Die folgenden Informationen stellen Ihnen Erkenntnisse zur Verfügung, die aventurisch kaum zu erhalten sein werden. Es ist nicht vorgesehen, die genauen Hintergründe der Eskalation in den kommenden Botenausgaben offenzulegen. Nichtsdestotrotz, können Sie, verehrter Meister, Ihre Heldengruppe auf die Spur des geheimnisvollen Kopfes der Aufständischen setzen. Gewiß werden sie einiges – oder alles herausbekommen. Es sollte nur nicht publik werden, wer für die Gewalt in Gareths Gassen verantwortlich zeichnet, um das Geheimnis zu wahren und einen im Verborgenen agierenden Machtmenschen für weitere Abenteuer zu erhalten.
Der Aufstand in Gareth hat eine innere Verbindung zum Tempelbauprojekt des garetischen Adels. Die Diskrepanz zwischen der Not in Gareth und dem hochtrabenden und kostspieligen Projekt sollte bereits deutlich geworden sein; den Meilersgrundern zumindest wird sie immer klarer. Doch sind es nicht die unteren Schichten, die dem Projekt gefährlich werden können – nach garetisch-aristokratischem Verständnis –, sondern das Zaudern und Zögern der Adeligen, ihren Einfluß und ihre Geldmittel zur Verfügung zu stellen. Um den garetischen Adel für den Tempel zu begeistern und zusammenzuschließen, auch gegenüber den Protestierenden, die sich in ihrem Verhalten offenbar gegen die von Praios geschaffene Ordnung stellen, in der ja der Adel zu seinem Recht kommt, erscheint es darum hilfreich, die Bedrohung von unten in eine Gegenbewegung innerhalb des Adels umzumünzen. Indem der garetische Adel gezwungen ist, die Aufständischen in ihre gesellschaftlichen Schranken zu verweisen, gewinnt die repräsentative Komponente der göttlichen Ordnung im Tempelprojekt für jeden dieser Adligen eine neue Bedeutung.
Aus diesem Grund ist es der Initiator des Templeprojektes selbst, Burggraf Parinor von Borstenfeld auf Bugenhog, der die guten Kontakte der ahnungslosen Botenredakteurin Kerrie ui Brioghan sowohl zum garetischen Adel als auch zu den Aufständischen nutzt, um die Stimmung anzuheizen. Er agiert dabei im Verborgenen über Mittelsmänner innerhalb des Garether Rates und gibt die haarsträubendsten Fehlinformationen über die angeblich sich festdrehende Schraube der Unterdrückung weiter. Diese Informationen erreichen über Kerrie ui Brioghan und die Helden Ihrer Gruppe die Aufständischen um die Große Zylva und Morling Damotil, die der scheinbaren Bedrohung mit noch lauterem Protest begegnen. Bugenhog weiß: Entschließt sich der Adel zurückzuschlagen, dann ist er geeint; denn dort steht eine Partei am dichtesten zusammen, wo es gegen eine andere geht. Bugenhog nutzt dabei geschickt die Übergriffe auf die Kinder von Vertretern der Obrigkeit, um die Eltern zur Härte aufzufordern, und hat auch versucht, Markvogt Berdin von Vierok und das Zedernkabinett dieserart zur Strenge zu ermuntern. Seine Taktik hatte bisher einigen Erfolg, hat sich doch schon die Hälfte des garetischen Adels trotzig gegenüber der Kritik am Siegesmonument zu eben dessen Unterstützern erklärt.
Szenariovorschläge:
· Das leichtgläubige Handeln der Kerrie ui Brioghan. Die Botenredakteurin (vgl. DIE KAISERSTADT GARETH, S. 52f.) ist bekannt für ihr Sensationsgespühr, das sie auch in der zum Zerreißen gespannten Lage in Gareth nicht verlassen hat. Sie hat aus ihren Tagen in Warunk noch beste Beziehungen zum garetischen Heer, pflegt Kontakt zu den Stadtoberen und vielen Adeligen und hat auch Vertraute in den Elendsvierteln von Meilersgrund und Südquartier. Um direkt am Geschehen zu sein, heuert sie ein paar findige Burschen und Mädel an (die Helden), die sie zu Aufträgen zu den verschiedenen ›Brennpunkten‹ schickt. So sind die Helden zugegen, als Mutter Yadewine verhaftet wird und berichten dies an Kerrie bzw. anschließend an die Große Zylva. Zum Rat der Stadt geschickt, werden ihnen Informationen über weitere Repressalien zugesteckt; Gerüchte über absichtlich verdorbenes Notkorn; Aktionen der Spießbürger (›Razzien‹) etc., die dazu angehalten sind, die Massen noch weiter zu beunruhigen. Es wird den Helden auffallen, daß an den Orten, zu denen sie Informationen gebracht haben, alsbald ein Tumult entsteht, so daß sie vielleicht vorerst Karrie ui Brioghan im Verdacht haben, um einer guten Geschichte willen Ereignisse zu provozieren. Zur Rede gestellt, hilft Kerrie den Helden, den Lauf der Informationen zurückzuverfolgen. Man stößt auf verschiedene Informanten, die – von Adeligen außerhalb Gareths angestiftet – gegen Geld Fehlinformationen verbreitet haben. Vielleicht führt die Spur auch zum Pfalzgrafen von Bugenhog, der zur Zeit in Ochsenblut nördlich von Gareth weilt. Die Helden können es auf jeden Fall als Erfolg verbuchen, erstens Kerrei von einem Verdacht reinzuwaschen und zweitens die Informationshetzte unterbunden zu haben.
· Dedektivisches: Sowohl Bürgermeister Trautmann Karfenck als auch Burggraf Oldebor von Weyringhaus sind erbost über die Angriffe auf ihre Kinder. Burggraf Oldebor umso mehr, als er auf eigene Rechnung unlängst erst Getreide aus Nostria und Andergast nach Gareth hat schaffen lassen, um die herrschende Not zu lindern. Die Helden werden beauftragt, die Schläger ausfindig zu machen und – je nach Einstellung der Helden – Sühne zu vermitteln oder mit gleicher Münze heimzuzahlen, also die Prügelknaben durchzubläuen. Burggraf Oldebor präferiert dabei die subtilere Form der Rache, indem er die Helden beauftragt, die Schläger durch Rationenklau etc. solange zu zermürben, bis sie sich selbst entschuldigen und ggf. ihre Schuld im Perainetempel von Roßkuppe, ›abzuarbeiten‹ gewillt sind.
· Im Auftrag der Hungernden: Morling Damotil und Zylva die Große erwecken Sympathie bei den Helden. So lassen sie sich beauftragen, den geheimen Kornlieferungen an das reiche Bürgertum und den Adel auf die Schliche zu kommen, um hier und da eine Wagenladung zugunsten der Meilersgrunder und der Leute aus dem Südquartier verschwinden zu lassen. Ggf. liefern die Helden auch direkte Informationen über unlautere Geschäftemacher, die sie um ihre Hamsterkäufe erleichtern.
· Des Obersts Nöte: Oberst Alrik von Blauthann sah sich in den Wirrnissen in Gareth plötzlich zwischen den Fronten: Den Armen hat er Versprechungen gemacht, die er nicht einhalten konnte, der Obrigkeit ist er Gehorsam schuldig. Darum beauftragt er die Helden, die er vielleicht noch aus der Schlacht auf den Silkwiesen kennt, sich um seine Reputation zu kümmern: Sie sollen dafür sorgen, daß Getreidelieferungen Gareth auch wirklich erreichen. Oder sie sollen in seinem Auftrag eine geheime Zusammenkunft vor dem Herannahen der Spießbürger warnen (er selbst kann das nicht). Oder sie sollen herausfinden, ob es Verbindungen des garetischen Adels zur Stadtobrigkeit gibt, um ggf. die ungewohnte Härte derselben aufzuklären (hier kann die Verbindung zum Siegesmonument aufgedeckt und bestimmte Personen als gewissenlose Hetzer entlarvt werden). Grundsätzlich soll Alrik von Blauthann als Freund der Helden in höheren Kreisen aufgebaut werden, der nicht von Macht und Einfluß korrumpiert worden ist. Der Zwickmühlencharakter seiner Position macht ihn vielleicht auch in Ihrer Runde zu einer schillernden Meisterfigur.
· Auf der Spur der Anführer: Markvogt Berdin von Vierok, bekannt dafür, gerne einmal unverbrauchte Leute zu engagieren, beauftragt die Helden, sich unter die Protestieren zu mischen, um deren Strukturen aufzudecken: Wer ist Meinungsführer der Meilersgrunder (Zylva die Große), der Tobrier (Morling Damotil der »Katheberger«), welche Rolle spielt die Praiosgeweihte :Garetien:Gilbora Simming vom braniborischen Zweig der Praioskirche (sie predigt die Bestrafung der ungetreuen Stadtobrigkeit durch die hungernden Massen und droht beseitigt zu werden; vgl. zu den Braniboriern KIRCHE, KULTE ORDENSKRIEGER, S. 24)? Wo halten sich die Rädelsführer auf und gibt es noch andere (derer Ihre Helden ohne Gefahr für den Gesamtplot habhaft werden können)? Kann man sie umstimmen oder einfangen? Dieser Auftrag stellt eine Gratwanderung Ihrer Helden zwischen Ordnungsliebe und Sympathie mit den Garether Massen dar und muß keinesfalls befriedigend für Berdin von Vierok enden.
· Rettung aus der Not: Ein Verwandter eines der Helden ist vom Waffenvogt in den Schuldturm (42) gesperrt worden – heutzutage mehr denn je auch ein »Hungerturm«. Die Helden entdecken die persönlichen Motive für diese Verhaftung und bringen Gegenbeweise herbei; oder sie befreien den unschuldig in Not geratenen Verwandten aus dem Schuldturm; oder sie schließen einen Kuhhandel mit dem Waffenvogt ab, indem eines seiner unlauteren Geschäfte von den Helden nicht ans Tageslicht gebracht wird ... (vgl. zu den Ratsämtern und zur Bestechungspraxis DIE KAISERSTADT GARETH, S. 7f.)
Allen Szenariovorschlägen ist gemein, daß Ihre Heldengruppe an die Zustände in Gareth herangeführt werden sollen. Ein bisher unterschlagenes Moment der aventurischen Wiorklichkeit ist das Elend in den Vorstädten der aventurischen Metropolen, und in Gareth lassen sich existenzielle Bedrohungen ganz unborbaradianischer Art spielen. Welche Verwicklungen sich mit Obrigkeit, Kirchen, Diebesgilden und Zünften desweiteren ergeben können, entnehmen Sie bitte der Hintergrundheft DIE KAISERSTADT GARETH aus der Box STOLZE SCHLÖSSER, DUNKLE GASSEN. Für Nachfragen und Hilfestellungen stehe ich gerne zur Verfügung (BB)