Geschichten:Mit unserem guten Namen - Hartsteener Ritter halten zusammen
Mitte Peraine 1035 BF, Burg Aldengrund, Baronie Puleth
"Die haben WAS?", fragte Felan völlig ungläubig. Der Baron von Puleth saß vornübergebeugt und hatte den Mund offen stehen gelassen sowie die Augen aufgerissen, während er Leuward von Schallenberg anstarrte.
"Ja, ganz Recht. Sie haben Luidor und Alrik von Hartsteen einen Brief geschrieben, in dem sie unumwunden die Auslieferung Praiodan von Steinfeldes fordern. Und irgendeine zwergische Zunftmeisterin soll über ihn gericht halten."
"Ich kann nicht gutheißen, was Steinfelde getan hat. Man tötet keine Zwerge ohne mit Konsequenzen rechnen zu müssen, aber deren Überfall auf sein Gut, denn nichts anderes war das nach allem wie ich unterrichtet bin, war ebenso schandbar."
"Nunja, die Lex Zwergia..."
"Die Lex Zwergia am Arsch, Leuward. Es ist eine Sache, wenn man diplomatisch sein sollte. Es ist auch eine andere Sache, wenn Unrecht vor Gericht gesühnt werden soll. Aber wenn ein Hartsteener Ritter ausgeliefert werden soll, um vor einem Zwergengericht von einer Bürgerlichen abgeurteilt zu werden, dann gehen die eindeutig zu weit!"
"Und es hat nichts damit zu tun, dass du dem Schlunder Grafen ohnehin Gram bist, weil er den Neubau der Rabenbrücke so lange verzögert...?", wagte Leuward nachzuhaken.
"Wie? Unsinn, Leuward! Würdest du wollen, dass dich so ein laufender Schritt vor eines seiner voreingenommenen Gerichte zehrt? Man weiß doch was für krude Ansichten diese Zwerge haben! Man muss kein Lichtbote sein, um zu prophezeien, dass er von Zwergen verurteilt würde, egal was für ihn spricht!"
"Nun da hast du nicht Unrecht. Aber was soll man da machen?"
"Ich werde versuchen den Grafen auf dem großen Kabinett meinen Rat anbieten dieser unverschämten Forderung zu widersprechen. Ein Hartsteener Ritter wird nur von Hartsteener Rittern beurteilt. Und wenn die Tat zu schrecklich ist urteilt allein der Graf. So war es schon immer und so soll es bleiben. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass Graf Luidor bereit ist von diesem Brauch abzuweichen. Denn das würde nicht nur seinem Ansehen schaden, sondern auch das Vertrauen in die gräfliche Macht erheblich schmälern."
"Meinst du nicht es könnte im Ingerimm schon zu spät sein? Vielleicht hat der Graf bis dahin längst gehandelt."
"Kann mir nicht vorstellen, dass Luidor sich nicht erst selbst einen juristischen Überblick verschaffen wird über die causa Steinfelde. Und auch ansonsten soll er ja mit dem Schlunder nicht unbedingt im guten Einvernehmen sein. Der zögert das Ganze das sicherlich ohnehin hinaus."
"Solange du dich da nur nicht in etwas verbeißt, Felan. Der Steinfelde ist ja selbst schuld an der Situation."
"Unsinn, was könnte hier wichtiger sein, als dass Hartsteener Ritter zusammenhalten? Sonst werden wir untergebuttert und dürfen bald überall den bürgerlichen Krämern, Zwergen und auch noch götterloseren Gesellen hinterher kriechen. Es wird Zeit, dass wir uns wehren, Leuward. Es wird Zeit, dass wir uns wehren. Sonst ist der Adel dem Untergang geweiht. Das steht unser gesamter Stand auf dem Spiel! Wenn die hier ihren Willen bekommen ist das nur ein weiterer Riss in den Grundmauern auf denen unsere praiosgewollte Ordnung gebaut wurde."
Sinnierend nickte der Angesprochene, während Felan sich in seinem Stuhl zurücklehnte und die Fingerkuppen aneinanderlegte und die Ellenbogen auf dem Tisch stützte. Doch Leuward hatte kein gutes Gefühl, was die Zukunft des Hartsteener Adels anging. Ganz und gar nicht.
Garetien-, Greifenfurt- und Perricum-Con 2012
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