Geschichten:Moderne Zeiten - Vater und Sohn

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Praios 1034 BF, Kaiserlich Sertis

Dramatis Personae


Tonk, tonk. „Daneben.“ Tonk, tonk. „Und wieder.“ Tonk, tonk. „Mist, schon wieder.“

Wolfaran saß mit Blick auf das Märchenschlosses Breitenhain auf einem Baumstamm und schnippte mit einem Stein in seiner Hand, mit welchem er versuchte die vor ihm aufgestellten Hölzer zu treffen.

Tonk, tonk. „Das kann doch nicht so schwer sein.“ Tonk, tonk. „Verdammte Axt.“

Tonk, tonk. „Alle abgeräumt!“ erklang die Stimme seines Vaters hinter ihm.

Miesepetrig schaute der junge Schlunder Ritter drein. „Danke für die Lektion.“

Leobrecht setzte sich neben seinen Spross. „Du scheinst nicht ganz bei der Sache zu sein, was bedrückt Dich?“

Bedrückt schaute er zu Boden „Ach gar nichts…“

Minutenlange Stille herrschte über beiden – sie waren Schlunder und keine Waschweiber, die den ganzen Tag über quatschen konnten.

Nachdenklich suchte Wolfaran nach den rechten Worten. „Ach, die Hochzeit, das Turnier, einfach alles.“

Der Reichsvogt drehte den Stein in seiner Hand. „Nervös? Wegen der Hochzeit meine ich?“

Wolfaran blickte aus den Augenwinkeln zu seinem Vater. „Und wie, ich zittere jetzt schon. Versteh mich bitte nicht falsch, ich liebe Iralda. Aber, aber …“ Er schwieg einen Moment. „Es geht alles so schnell.“

Beruhigend klopfte Leobrecht auf die Schulter seines Sohnes. „Das ist ganz normal. Aber es ist richtig, vor allem für Deinen Nachwuchs. Du solltest nicht denselben Fehler begehen, wie ich damals.“

Wolfaran nickte. „Der letzte Götterlauf war so kurios. Ritterschlag – Anerkennung – Verlobung – Beitritt bei den Pförtnern - Belehnung, ich dachte schon ich könnte nicht mehr atmen, als würde ein Beilunker Reiter an mir vorbeirasen, ohne Pause.“

Ermutigend redete der Reichsvogt weiter auf seinen Sohn ein. „Es waren fast alles freudige Ereignisse, Du wirst Dich darauf alsbald einstellen können, gewiss.“

Wieder herrschte Stille zwischen den Beiden, bis Wolfaran erneut das Wort erhob. „Bei den Pfortenrittern gehen die Gerüchte umher, dass der Graf bei dem Turnier die Pfeffersäcke aus der Reichsstadt stutzen wird. Ich würde meine Bundesbrüder und den Grafen gerne unterstützen.“

Leobrecht schüttelte den Kopf. „Du kannst gerne zum Turnier reisen, unter der Bedingung, dass Du pünktlich bei Deiner eignen Hochzeit bist. Aber an so einer Maßnahme wirst Du Dich nicht beteiligen.“

Nörgelnd schaute der Sohn zu seinem Vater. „Aber… Bitte..“

Der Gesichtsausdruck Leobrechts zeigte ihm an, dass er bei der Diskussion auf verlorenem Posten stand. „Versteh doch, ich persönlich denke es ist ein Bravourstück, welches der Graf initiiert, dennoch werde ich das nicht öffentlich kund tun, und Du auch nicht. In Deiner Weiterentwicklung habe ich auf das Pferd „Krone“ gesetzt, daher gehst Du an den Kaiserhof und wirst versuchen dort Deinen Mann zu stehen, in der Hoffnung, dass die Kaiserin Dein Engagement erkennt und Dir in einigen Götterläufen ein Amt übergibt. Manchmal ist es besser die Füße still zu halten und sich im Hintergrund zu halten, wenn der Rest des Adels sich streitet - auch gegen bürgerliche Pfeffersäcke. Das ist Schlunder Art.“

Ihre Blicke kreuzten sich und Wolfarans hatte denselben traurigen Ausdruck an den Tag gelegt, den er als Kind schon hatte, wenn es nicht nach seinem Willen ging. „Aber, ich würde so gerne.“, zeterte er.

Verständnisvoll erhob Leobrecht seine Stimme. „Ich weiß und ich kann Dich verstehen, doch es geht nicht. Deine weiteren Schritte auf der großen Adelsbühne sind haarfein von mir durchdacht, Du bist des Hauses Ochs nächste Generation, der Einzige in dem Alter. Und mit diesen Überlegungen ist das nicht vereinbar.“ Er stockte einen Moment. „Ich denke nur zurück an die Answinkrise, gerne hätte ich mich stärker zum Hause Gareth positioniert, doch Giselda verordnete mir Ruhe. Mein Aufstieg danach gab ihr recht, ich wurde Kanzleirat für Kutschen- und Wagenbau, da meine Kontrahenten sich gegenseitig aus dem Weg beförderten…Geh zum Turnier – tjoste - aber mach die zeitig auf den Weg nach Bärenau, Deine Verlobte wartet dort auf Dich.“