Geschichten:Nachmittag in Hügelwacht

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Hügelwacht, 22. Rahja 1030 BF


»Es ist ruhig, meinst du nicht, Vigo. In Anbetracht dessen, was Gidiane widerfahren ist, hätte ich erwartet, dass sie nach deiner Festnahme trachtet. Ludovig, der bis dahin in der Sonne gedöst hatte, schaute zu seiner Frau herüber.

»Wie meinst du?« Er erntete ein Kopfschütteln von Peraisha.

»Der Unfall in Mendlicum. Ich bin erstaunt, dass diese alte Schlange dich nicht dafür verantwortlich macht. Drei Wochen ist es nun her, und keine Reaktion, kein Wort von ihr.«

Ludovig wandte seinen Blick nach Westen, zum Raschtulswall hin. »Ich war auf der Messe nicht der einzige, mit dem sie in Konflikt steht. Sie hat auch in Aranien eine Menge Feinde.«

»Du willst mir doch nicht sagen, dass sie übersehen hat, wo das Ganze stattfand.«

»Sicher, auf den ersten Blick lässt es mich verdächtig erscheinen. Aber ich glaube kaum, dass sie mich für so dumm hält, einen Überfall direkt vor dem Hotel zu begehen, in dem ich nächtige.«

»Und wenn du es gerade deshalb so eingefädelt hättest?«

»Solche Logikspiele führen zu nichts. Ich gehe andere Wege, das ist ihr schon klar. Ein Mordauftrag entspricht nicht meiner Natur.«

Peraisha sprang auf. »Und was sind das für Wege, du Intrigant? Seit einem Jahr machst du nicht viel mehr, als Briefe zu verfassen. Gidiane sitzt derweil noch immer auf den Schätzen, die du so sehr begehrst. Statt dich auf Turnieren zu messen und den Lustbarkeiten des Lebens zu frönen, könntest du deinem Gott endlich mal wieder einen Gefallen tun.«

Erbost stand auch Ludovig auf. »Und welcher Gefallen, meine Liebe, soll das sein? Es ist nicht so, dass ich viel riskieren kann. Meine Kontrahentin ist eine Frau von Rang und Namen, da muss ich mit Bedacht vorgehen.«

»Du warst früher viel wagemutiger. Jetzt ruhst du dich die meiste Zeit auf dem Erreichten aus. Ich glaube, dir gefällt es auf den Lustschlössern Perricums mehr als im Tempel des Phex.« »Du glaubst auch immer, es besser zu wissen. Na, dann warte ich mal auf einen konstruktiven Vorschlag von dir.« Mit zornigem Blick ging er zurück ins Haus.