Geschichten:Nachrichten aus Eslamsgrund im Travia 35 Hal - Teil 2
Bis auf wenige Ausnahmen, schien der Trupp Bewaffneter, der sich durch das nördlichen Almada schleppte aus nicht mehr als Dreck, Abschaum, Mörder, Räuber und Halsabschneider zu bestehen. Lediglich der Anführer, ein großer, kräftiger Mann in einem polierten Harnisch, einer gepflegten Haarlocke und einem sauber gestutztem Spitzbart schien ebenso wie dessen Begleiter, ein dicker Mann mit Halbglatze und dunkler Robe die einzige Ausnahme zu sein.
„Himmel, Alfonso,“ jammerte der Magier brüskiert. „Wie wollt Ihr denn mit DENEN hier auch nur einen Kampf bestehen?“
„Der Angesprochene warf dem Magier einen finsteren Blick aus seinen kalten und alles andere als herzlichen Augen zu. „Es war in der Kürze nichts besseres zu bekommen, dass solltet Ihr wissen Miguel. Währen Eure Auftraggeber etwas spendabler gewesen, hätten wir vielleicht noch eine Möglichkeit gehabt, aber so.“ Damit deutete der Edelmann Richtung der Söldner. „Aber es geht zum Glück nur gegen ein paar halb verhungerte Büttel.“
„Naja,“ jammerte der Magier weiter und rümpfte sich die Nase, „aber immerhin hätten sie sich doch mal Waschen können. Und überhaupt soll doch der Baron einer der Ritter sein, die allgemein nur Pulethaner genannt werden und mit dem blutigen Ugo befreundet sein.“
„Pah und wenn schon. Die sind alle weit weg. Und wenn sie hierher kommen, haben wir dieses Pack hier schon gegen ordentliche Kämpfer ausgetauscht.“
„Ja aber..“ wollte der Magier schon weiter jammern, als ihm Alfonso das Wort abschnitt.
„Jämmerlicher Waschlappen, was ist überhaupt mit Euch los? Den ganzen Weg über drückt ihr mir einen verstimmten Barden ins Ohr und jammert als würde Euch Euer Pferd ständig auf den Fuß treten. War der Knabe, den wir Euch gestern besorgten nicht jung genug? Oder hat er nicht lange genug durchgehalten?“
Mit weit aufgerissenen Augen schaute der Magus Alfonso an. Sie hatten doch ausgemacht, über seine, nunja, nennen wir es ‚Vorlieben’ zu schweigen und nicht hier, vor all diesem Pöbel darüber zu sprechen. Und nun?
„Ja, schaut nicht so, als wäre ich der Großinquisitor persönlich!“ schnauzte Alfonso den Magier weiter an. „Den übergebe ich Euch nur, wenn Ihr versagen solltet.“
Entrüstet wand sich der Magier von seinem Begleiter ab und versuchte dabei das schallende Gelächter der anderen zu ignorieren. Alfonso war das nur Recht, so konnte er sich wieder auf seine eigenen Gedanken konzentrieren. Oh welche Schmach war es für ihn, Alfonso de Castana, Sohn eines feinen Hauses aus Ragath jetzt durch die Wälder zu schleichen wie ein gemeiner Dieb und einen Haufen Schweine gegen irgendwelche Hinterwäldler zu führen. Aber was soll’s, schließlich hatte er sein gesamtes Erbe beim Wetten verloren und schlug so zwei Fliegen mit einer Klappe. Zum einen entkam er seinen Gläubigern und zum anderen füllte er wieder seine Geldsäckel. Und wer weiß? Auch in Eslamsgrund sollen die Barone schöne Töchter haben.....
Erst das zage Aufjappsen des Magiers riß Alfonso wieder aus seinen Gedanken.
„Was ist?“ wollte er barsch wissen und folgte dem ausgestreckten Arm des Magiers.
Ein einzelner Ritter in voller Rüstung und Kriegslanze versperrte ihnen den Weg. Über dem Harnisch trug der Ritter eine goldene Schärpe mit einem blutroten Greifen, während an der Spitze der Lanze das gleiche schwarzgrüne Banner mit einem silbernen Wolf prangte, wie auf dessen Schild. Alles in allem schien der Ritter die Söldner erwartet zu haben, doch beruhigte dieser Gedanken und den Anschein als sein der Ritter kampfbereit Alfonso in keinster Weise.
Hinter dem Ritter konnten die Söldner jetzt noch einen, etwas leichter gerüsteten Krieger in schwarzgrün erkennen.
„Orkverschissener Ferkinadreck! Wer ist das und was will er hier? Und wieso hat ihn unser Spähtrupp nicht aus dem Weg geräumt?“ fluchte Alfonso heftig, als sein Blick erneut dem ausgestreckten Arm des zitternden Magiers folgte. Diesmal deutete dieser auf einige, mehrere Schritt entfernte dunkle Stellen im Gras, auf denen mehrere Raben und Krähen herum hüpften und sich um einige Fleischstückchen stritten.
„Im Namen Praios des Allmächtigen.“ dröhnte die Stimme des Ritters laut zu den Söldnern rüber. „Ich bin Cyberian Wulfward Anteron, Junker von Silberblick, Ritter der Bruderschaft zur Bewahrung der praiosgefälligen Ordnung zu Puleth und Hauptmann von Gallstein. Ich bin hier um dem rechtmäßigen Baron von Höllenwall, Malepartus von Helburg, meinem Freund und Bundesgenossen zur Seite zu stehen und die Verräter, Räuberbanden und Aufständischen, die an den Grundfesten Alverans rütteln zu erschlagen und zu verbrennen. Wer seid Ihr, dass Ihr Euch unter Waffen unaufgefordert auf dem Land seiner Hochgeboren befindet? Legt Eure Waffen nieder und erklärt Euch, bevor ich euch töten muß.“
Die Stimme des Ritters klang so selbstsicher, als meinte er was er sagte. Auch dieser Gedanke gefiel Alfonso in keinster Weise. Selbst dann nicht, als er ansonsten niemanden außer den Ritter und seinen Waffenknecht sehen konnte und die anderen Söldner sich schon wieder entspannten und sich über den Fremden lustig machten.
„Heda,“ versuchte er den unverschämten Pulethaner zu beschwichtigen. „Mein Name ist Alfonso de Castana und ich bin mit den Meinigen unterwegs gen Gareth, wo man uns bereits erwartet.“
Der Almadaner hatte keine Skrupel zu Lügen, wenn er dadurch nur einen Vorteil erzielen konnte. Und bevor er nicht wusste, was der Ritter genau vor hatte, wollte er keine übereilte Schlüsse ziehen.
„Lügner!“ schrie Cyberian jedoch zurück, während dessen Waffenknecht ihnen einige Schritte entgegen trabte und mehrere kleine ‚Eimer’ entgegen warf. Erst als die ‚Eimer’ vor ihren Füßen aufkamen, erkannten die Söldner die abgeschlagenen Köpfe ihrer Kameraden des Spähtrupps.
„Lügner!“ Wiederholte Cyberian erneut, während er sein Visier schloß und sein Waffenknecht in sein Jagdhorn stieß. „Sie haben uns alles verraten, bevor wir sie entließen! Und nun ist es Zeit Eure Schulden beim Herrn Boron zu begleichen.“
Alfonso wollte seinen Männern schließlich das Zeichen geben, diesen unverschämten Kerl einfach vom Pferd zu schießen, als das Hornsignal in unmittelbarer Nähe beantwortet wurde und ein immer lauter werdendes Gestampfe von Hufen zu hören war.
„Dieser Bastard hat uns in eine Falle gelockt.“ Fluchte Alfonso erneut. „Schnell, spannt die Armbrüste und sammelt Euch um den Wagen.“ Mit mordlüsternem Blick schaute Alfonso nochmals zu Cyberian, der immer noch ruhig auf dem Wag stand und sprengte dann in Mitten seine Mannen um sie auf das vorzubereiten, was da in Kürze seitlich vom Hügel auf sie einpreschen mag. Verwirrt stellte er schließlich fest, dass mehrere seiner Männer bereits jetzt schon schreiend zu Boden gingen, während aus ihren Rücken schwarzgrün gefiederte Pfeile ragten.
„Schild hervor! Schützt die Speerträger!“ bellte Alfonso erneut, während er seine Mannen dazu antrieb wenigstens halbwegs eine Kampfformation anzunehmen. „Verdammt ihr sollt nicht blind in den Wald schießen. Ihr seht doch gar nichts. Spart eure Bolzen für das, was da über den Hügel kommt!“
Unruhig taten die Söldner wie ihnen geheißen, während sie halbwegs von ihren Kameraden geschützt wurden, die große Schilde über sie hielten.
„Miguel!“ schrie Alfonso schließlich den Magier an. „Tut irgendetwas und macht euch nützlich, da ihr ansonsten keine Gelegenheit mehr für eure Knabenspielchen bekommen werdet!“
Der Magier hatte bereits einen Zauber vollendet. Seine Arme waren dabei immer noch vor seiner dicken Brust überkreuzt, doch schien er sich jetzt wesentlich sicherer zu fühlen.
Cyberian war bisher zufrieden. Die Söldner schienen allesamt bis auf Ausnahmen ihr Geld kaum Wert zu sein. Viel zu lange brauchten sie, um auch nur irgendeine Form von Kampfhaltung anzunehmen. Cyberian weigerte sich diese Form Formation zu nennen. Aufgereihter Haufen Hühner schien es eher zu treffen. Lediglich der Magier hatte sich schneller und besser geschützt, als der Junker gehofft hatte.
Cyberian sah, wie bereits zwei Pfeile von einem unsichtbaren Schild, dass den Magier zu umgeben schien wirkungslos abprallten.
Hoffentlich machte dieser ihnen keinen Strich durch die Rechnung. Grimmig mußte Cyberian unter seinem Helm lächeln, als er daran dachte, wie er den Schwarzmagier des Gallsteiners los geworden war. Was für ein Klang war das, als dessen Körper an den tiefen Felsen MorTrés zerschelte. Zu schade, dass es hier keine Fenster gab.....
Als die zweite Salve des halben Dutzend im dichten Wald gut versteckter Bogenschützen auf die Söldner niederging, ertönte ein erneutes Hornsignal.
Gut so, dachte sich Cyberian und ließ sein Pferd langsam in einen Trab fallen, die gallsteiner Dragoner waren nun nahe genug. Es war Zeit sich ihnen anzuschließen.