Geschichten:Neue Allianzen - In der Villa Caldaya III.
In der Villa Caldaya, Reichsstadt Perricum, Efferd 1044 BF
Am kleinen Brunnen im Lichthof, etwas abseits, hielten sich drei Markgräfliche bzw. Kaiserliche Alxertis auf. Edle und Landrichterin Perrica angetan in einer feinen, ihrem Richterinnengewand nicht unähnlichen Robe mit farblichen und figurenhaften Zugeständnissen an sowohl ihr Amt als auch ihre Familie. Die „rote Wespe“ Yra, die es auch jetzt nicht lassen konnte in ihrer bronzgeröteten Hauptfrauen-Rüstung hier aufzulaufen. Wobei sie den Wappenrock der Markgräflichen Grenzreiterinnen weggelassen hatte und nur die Prägungen an ihrer Rüstung daran erinnerten, dafür eine Schärpe samt Familienwappen trug. Und – in ihrer Haltung Yra nicht ganz unähnlich – Lataria, ihres Zeichens Kapitänin in der Kaiserlichen Flotte Perricums. Kerzengerade stand sie da in ihrer tatsächlichen Uniform, da sie auf Abruf war. Vom Brunnen aus beobachteten sie Selo und Sequim und feixten hinter deren Rücken über sie. Yra würde bald mit den letzten Perricumerinnen als Nachhut in die garetischen Lande ziehen und freute sich gar darauf „mal etwas anderes zu sehen“. In ihrer typisch bissigen Art sprach sie darüber mit den anderen beiden und dass Matriarchin Ginaya ihr und ihrer Einheit nur das Beste und großen Ruhm wünschte. Welcher, dann ja auch auf die Familie abfärben würde, hatte Lataria dann spöttelnd erwähnt und verärgert in einem Nebensatz fallen lassen, dass Ginaya sie ja eher durch die Blume gerügt hätte, ihr Temperament solle sie etwas zügeln, dann könnte sie auch in der Flotte den Posten ergattern, der ihr eigentlich zustünde, den Ginaya ihr ja auch so von Herzen gönnen würde. „Als würde ich das nicht selber wissen, hmpf, wenn es doch nicht auch so schmerzlich zutreffend wäre.“, hatte Lataria dann geflucht, die dabei beobachtete wie ihr Sohn wiederum glücklich mit der Rechten Hand der Matriarchin scherzte. Die Landrichterin hingegen hatte den Aussagen der Kapitänin ruhig gelauscht und war immer nur an der richtigen Stelle auf das Gesagte eingangen. Sie war wie stets unnahbar und undurchsichtig, ganz die Richterin, was wusste sie, welche Meinung vertrat sie? Als Richterin des Markgrafen sicherlich das eine, als zwiegespaltene Angehörige der Administartion des Senneschalls sicherlich das andere und als prominente Alxertiserin vermutlich etwas völliges anderes. Perrica konnte man nicht in die Karten schauen, allenfalls die Matriarchin Ginaya verstand es ab und an. „Meine liebsten Anverwandten, Ginaya nimmt ihre Position in der Familie und in Perricum eben ernst, das wisst ihr, das wissen auch andere. Die politische Gesellschaft der Markgrafschaft kommt Bewegung, nicht erst seit der Heerschau, es werden einige Karten gemischt, gespielt und aufgedeckt. Und das lässt wiederum andere handeln, eine Kettenreaktion. Ginaya weiss bloß unsere Pfründe zu sichern oder zumindest flexibel zu sein und abzupassen. Das macht eine gute Politikerin aus.“ Beendete die Richterin mit dem Dutt das Thema und lenkte zum nächsten über. Natürlich wusste sie um die Entwicklungen in Perricum, sie war mittendrin, deshalb hatte Ginaya auch vorsichtig mit ihr gesprochen…nur wussten beide noch nicht so recht um ihre Position darin, deshalb war ihr Gespräch ein kleines Tänzchen gewesen. Perrica sah sich um, ein nicht geringer Teil der Familie war gekommen, eine große Familie, eine streitbare Familie, eine nicht ganz einfache und in alle Winde verstreute Familie, dass konnte ein Pluspunkt, aber auch ein Nachteil sein. Dann fiel ihr Blick auf den stilisierten Stammbaum der Familie auf einer anderen Flieswand, sie fuhr die Äste mit den Blick entlang und blieb letztlich bei dem Namen Canyzeth stehen, dem darunter stehenden Todesdatum – 12.Rondra 1042 BF und natürlich Canyzeths Gatten – Zordan von Rabicum, diese letzten zarten und eher schwierigen Bande waren gekappt. Perrica lächelte und schaute noch einmal hinüber zur Matriarchin am anderen Ende.
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