Geschichten:Neues aus Gerbenwald - Außenseiter und großes Trara
Pfalz Barbenwehr, Kaiserlich Gerbenwald, Anfang Efferd 1045 BF
Shilas Blick verfinsterte sich wieder, als sie in dem Getümmel ebenfalls Vertreter der Gerbenwalder Junkersfamilie Schurr erblickte, die gar einst die hiesigen Barone stellten, bevor ihre Niedertracht ihnen den unweigerlichen Fall in die Bedeutungslosigkeit eingebracht hatte. Diese Nebachoten waren eben immer wieder ein Garant für Ungehorsam, Treulosigkeit und Chaos. Und was der Junker Brinian und der Phex-Geweihte Hal hier zu suchen hatten, fragte sich Shila allemal. So waren diese beiden und ihre ganze Sippe wahrlich keine Ritter und bei der Reichsvögtin durchaus wenig beliebt. Es hieß, sie würden sich neu aufstellen und sich finsteren Familieriten oder in zügelloser Generosität hingeben, um neue Wege zu finden. Doch von alle dem ließ sich dieser Brinian nichts anmerken, geschmeidig wandt er sich von Unterhaltung zu Unterhaltung, nur um letztlich seine Vasallen zu begrüßen, die weiße, liegende Halbmonde und ein weißes Schwert in ihren schwarzen und weiß-roten Wappen führten. Die Familie Eisensitz, ein Kuriosum, wie Shila empfand. Diese nebachotische Familie gab sich gar als ritterlich und beinahe raulsch, doch sie konnten diese Leute nicht täuschen, auch nicht mit einer Frau an vorderster Stelle. Nebachoten blieben eben Nebachoten.
Eben diese Frau - Hala von Eisensitz - begrüßte der Junker Brinian gleich direkt nach dem Oberhaupt der Familie, Sindar, der etwas blaß um die Nase wirkte, wie Shila befand. Man munkelte, dass es dem moralisch-biegsamen Familienfürst nicht sonderlich gut ging und dass gar seine Tochter Hala seine baldige Nachfolge antreten würde, weil der zweitgeborene Sohn Sindars, Mirhal, vom Götterschmied berufen worden war und der drittgeborene Sohn Darehlan sich nicht gegen seine Schwester durchsetzen konnte. Ein weiteres Kuriosum und so recht glaubte Shila noch nicht daran. Doch wenn sie beobachtete wie die stattliche und raulsch-nebachotisch leichtgerüstete “Ritterin” sich zwischen dem selbstgerechten Männerhaufen gebar, konnte doch etwas dran sein. Ihr Sohn Ruban jedenfalls, den Shila beinahe nicht als Nebachoten erkannt hatte, wich der Mutter dabei nicht von der Seite, war aber sichtlich und äußert interessiert vom Turniersgeschehen abegelenkt. Dessen Großvater Sindar beäugte dies mit Skepsis.
Die anderen Eisensitzer um diese drei Hauptakteure herum wirkten auf Shila wie ein wilder Haufen aus Traditionen, Händler, Söldner, Krieger und angebliche Ritter oder irgendwas dazwischen. In ihren Augen war da kein Edelmut und keine echten Werte. Dennoch feierten sie sich zusammen mit den elendigen Schurrs, als würde dieses Turnier ihnen gehören. Nur dieser Brinian, dessen Eisensitzer Gemahlin als Ruhepol an seiner Seite glänzte, gemahnte immer wieder zur Ruhe, nur um dann die Stimmung wieder aufkochen zu lassen. Shila davhte daran als die Meute, halb skeptisch, halb frivol jubeliert hatten, als sich einige der “Ritter” unter ihnen, allen voran Hala, zum Turnier angemeldet hatten. Sie würden keine Chance haben, hatte sich Shila gedacht, generell nicht und vorallem nicht auf dem Kaiserehrturnier. Doch das bisherige Ergebnis von Hala von Eisensitz konnte sich, Shila zum Verdruß, sehen lassen. Doch das Halbfinale würde sie nicht überstehen.
Dann war der Moment gekommen, die Hausherrin Reichsvögtin Fridega von Isppernberg trat vor die Menge und ließ sich in der Kaiserloge der Turnierhaupttribüne nieder um damit die Halbfinals einzuleuten. An ihrer Seite die Obristin und Kommandeurin der Sieben Waisen Doranthe von Zwickenfell, die garetische Entourage der Reichsvögtin bestehend aus Burgvögtin Winna Gurnhild von Isppernberg-Pranteln sowie Kämmerin Selinde von Luchsenau. Auch die Perricumer Raulsche Prodya von Geyersruh war mit von der Partie. Etwas im Hintergrund hielt sich der stets misstrauische Hofmagier Jandor von Nesselregen, sowie der Nebachote Hasran II. von Koramsmär, dessen Person am Barbenwehrer Hof Anlass für eine Vielzahl von Spekulationen war. Shila war sich nicht sicher, welche Funktion der Nebachote für die Reichsvögtin wirklich erfüllte, empfand es aber als unwürdig ihn dort Oben stehen zu sehen, auch wenn er nur im Hintergrund stand und seine demüt-gebeugte Haltung auch irgendwas für sich hatte.
Andere Nebachoten störten dieses Bild zum Glcük nicht, z.B. Hasrans „Ziehmutter“ bzw. Bürgin und Hauptfrau des hier stationierten Grenzreiterschwadrons – Arishia von Lanzenruh – glänzte übrigens wieder mal mit Abwesenheit, auch wieder typisch. Ebenso wie die selbstbewusste und leider sehr kompetente Leibärztin Rosalinde von Schurr.
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