Geschichten:Neues aus Liegstadt - Ein neuer Ansatz

Noch immer konnte Oleana von Greifenstolz nicht fassen, wie die große Fehde ihr Leben auf den Kopf gestellt hatte. Und schlimmer noch, wusste sie auch drei Götterläufe später noch immer nicht wie sie mit den neuen Begebenheiten arrangieren sollte.

Bis damals ihre Schwiegermutter verstorben war, hatte sie nie daran gezweifelt, dass sie einmal als Vertreterin für ihren Gatten die Herrschaft über Liegstadt übernehmen würde. Doch dann war das Rittertum zu Edlengut erhoben worden und über den Kopf der jungen Junkerin hinweg belehnt worden. Greifgunde hatten die Beziehungen gefehlt um aufzubegehren und hatte damit ihr eigenes Sublehen aus der Familie geben müssen, während ihr Einfaltspinsel von Gatte es versäumte um sein Erbe zu kämpfen.

Stattdessen wurde dieser Savertin der neue Edle und ernannte sogleich seinen Schwager zum Vogt, da er sich sowieso nie in Liegstadt aufhielt. Natürlich wäre es jetzt einfach gewesen, ihre Wut auf den Usurpator ihres Throns zu sein, doch so einfach war es dann leider doch nicht. Denn nicht nur Savertin von Vairningen war während der Fehde zu einem Titel gelangt und das Haus Vairningen, bis dahin in Garetien von geringer Bedeutung, unvermittelt einflussreicher als das Haus Greifenstolz. Auch war die Familie mit dem neuen Baronshaus von Vierock im Bunde, womit Greifgunde eine mögliche Einspruchsstelle versagt blieb.

All das war Oleana bereits zu viel, doch war damit die Lage noch längst nicht vertrackt genug. Savertins Mutter war zudem die neue Junkerin von Borstenfeld, dem fast ein Drittel der Einwohner von Greifenstolz zugeschlagen worden war. Leonore von Vairningen war darüber hinaus aber noch etwas, ihre eigene Tante… Hielt sie es nun mit der Familie ihres Gatten und hegte einen Groll oder versuchte sie eine Annäherung an das Haus Vairningen oder aber versuchte sie sich eventuell als Mittelsmann zwischen den beiden Familien?

“Bei den Zwölfen, was bitte soll ich nun tun?” Fragte sie sich resigniert. Nach längerer Stille griff sie letztlich nach einem Bogen Papier und tunkte ihre Feder in das kleine Fässchen Tinte.

Werte Tante, …