Geschichten:Neues aus Neerbusch – Verborgen im Lepperturm
Lepperturm, Baronie Tannwirk, Phex 1045 BF:
Lange war er nicht mehr hier gewesen. Der Leppsteiner Forst war näher an den alten Turm herangerückt als bei seinem letzten Besuch vor einigen Götterläufen. Die Äste der knorrigen Bäume wetteiferten mit den Büschen und Rankpflanzen darum, wer das Gemäuer als Erstes umschlingen konnte.
Da stand er also vor dem versiegelten Eingang „seines“ Turmes, über dem das verblichene Wappen der Familie Leppstein prangerte. Er war schon seit vielen Götterläufen – 13, um genau zu sein - gräflicher Landvogt vom Lepperturm. Ein eher nominelles Amt, denn das Lehen bestand nur aus dem verlassenen, namensgebenden Turm und den Leppsteiner Forst. So verbrachte er die meiste Zeit am Grafenhof und scherte sich nicht um „sein“ Lehen.
Viele Sagen und Legenden rankten sich um den geheimnisvollen Turm, der einst der Familie Leppstein gehörte. Diese saßen vor 400 Götterläufen gar auf dem Waldsteiner Grafenthron. Nur eine kurze Episode der Geschichte, wie sich herausstellen sollte, denn die gesamte Familie wurde von der Inquisition als Ketzer verurteilt und verbrannt. Graf Podewin, „der Apostata“, hatte seltsamen Irrlehren angehangen, die sich im Inquisitionsverfahren als bösartige Mischung aus Orkglauben und Schwarzmagie herausgestellt hatten. Wie es hieß, hatte der Graf Dämonen und Orkgötzen Menschenopfer dargeboten und so ganze Dörfer entvölkert. Doch, es gab überall in der Grafschaft verstreut noch Hinterlassenschaften der Ketzerfamilie, so auch der Lepperturm, der von der Praios-Kirche versiegelt wurde.
Nun aber trieb es ihn wieder zu „seinem“ Turm. Vor 13 Götterläufen ernannte ihn der damalige Grafschaftsrat Leomar von Zweifelfels zum Landvogt und versprach ihm eine Karriere – und vor allem Unterstützung bei der Suche nach der Stammburg seiner Familie, die der Reichsforst sich geholt hatte. Doch, nun stand er mit nichts da. Sein ehemaliger Gönner war entlehnt worden und verbannt. Er musste sich neue Verbündete suchen. Sein Vater, der schon lange im Bann der Sertiser Hexen stand, versuchte ihn von einem Pakt mit den Hexenweibern zu überzeugen. Sie versprachen ihm, dass er weiter aufsteigen wurde – zum Kronvogt von Neerbusch. Ein Amt, dass seine Familie schon einmal führte. Wieder in den Hochadel, da wo seine Familie seiner Meinung nach wieder hingehörte. 300 Götterläufe herrschte sein Blut über die Baronie Ulmenhain, bis namenlose Umtriebe die Familie ins Unglück stürzten. Doch weit wichtiger, die versprachen, ihm den Standort der Stammburg seiner Familie zu offenbaren.
Doch er lehnte ab, sein Weg sollte ein anderer sein. Er war überzeugt, in den Katakomben des alten Gemäuers vor ihm etwas zu finden, was ihn an sein großes Ziel heranführen würde.
Entschlossen stand er vor dem Lepperturm, die Zeit war gekommen, sein Schicksal in die eigenen Hände zu legen.
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