Geschichten:Nichts Neues aus Zollsteyn - Reisebericht

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Gut Zollsteyn, Königlich Monvaldorn, 3. Rahja 1045 BF

Lucian von Malagant hatte sich im großen Ohrensessel zurückgelehnt und schwenkte den goldenen Trinkpokal mit Wyrmberger hin und wieder herum, als wäre es Dünnwein, dessen Verschütten nicht gleichbedeutend mit dem wegwerfen von einigen Silberstücken wäre. Der Junker und sein Schwager hatten sich in das junkerliche Arbeitszimmer zurückgezogen, um ungestört über die letzte Reise Rondrigos zu reden.

“Jedenfalls ist der neue Präfekt ein Mann, mit dem man arbeiten kann. Nicht ganz so weltlich wie sein Vorgänger, doch du solltest kein Problem haben, auch mit ihm zurechtzukommen". Gab Rondrigo von sich, ehe er schulterzuckend fortfuhr, “Das Silber nimmt er jedenfalls gerne. Eine etwas mystisch angehauchte Person, ganz passend für Monvaldorn, wenn du mich fragst”.

Der Hausherr nickte zufrieden. Dass die Unterhaltung mit dem neuen Präfekt das gewünschte Ergebnis geliefert hatte, war ihm aufgefallen, als vor wenigen Tagen die zwei Söldner vor seiner Tür standen und sich in seinen Dienst stellten. Seitdem hatte er sie das Gut sichern lassen, eine wirkliche Aufgabe hatte er aus Ermangelung einer solchen noch nicht vergeben können. Doch er war guter Dinge, dass sich da schon was finden lassen würde.

“Hm, ansonsten ist eigentlich nichts nennenswertes geschehen… Die Bannstrahler sind wohl Richtung Bannlande gezogen”. Kurz schien Rondrigo nachzudenken, nickte - eher zu sich selbst - dann aber bestätigend, “zumindest hat Damian gemeint, dass er sie nicht gesehen hat”.

Lucian nickte zufrieden. Mit großem Interesse würde er den Eifer der Bannstrahler verfolgen, mit dem sie die königliche Vogtei nach allem möglichen durchsuchen würden. Bei all dem Staub, den die Geißler aufwirbeln würden, könnte ein genauer Blick sich lohnen, wer wusste schon, welche interessanten Dinge zu Tage gefördert würde?

"Und der Schwertgeselle?", durchbrach Lucian die kurze Pause, welche sich eingeschlichen hatte, mit lauernder Stimme.

Rondrigo stutzte kurz, kratzte sich am Kopf und fand schließlich die Erleuchtung. Mit einem breiten Grinsen blickte er seinem Schwager entgegen, "der wird uns keine Probleme machen. Scheint was gegen Kor-Geweihte zu haben und sich nicht wirklich mit der Politik und ihren Fallstricke auszukennen". Er nahm einen großen Schluck aus seinem silbernen Trinkpokal ehe er weitersprach. "Er wird sicherlich keine unangenehmen Fragen stellen oder seine Nase in Sachen stecken, die ihn nichts angehen. Ich glaube solange er ein leichtes Leben hat gibt es auch keinen Stress mit ihm".

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Elida von Zackenberg hatte es sich auf einer der überdachten Terrassen gemütlich gemacht. Eine kleine Platte mit eslamsgrunder Marzipan stand auf dem Tisch vor ihr und Bran von Hardenstatt hatte sich ihre gegenüber gesetzt. Die Kämmerin des königlichen Hofes zu Monvaldorn hatte eine gewisse Schwäche für die Süßigkeit entwickelt. Genüsslich nahm sie ein kleines Stück Marzipan und aß es.

“Kommen wir zu den Ordenslanden…”.

Bran nickte verstehend. “Der neue Präfekt ist ein Kor-Geweihter… wie man ihn sich vorstellt. Rau, martialisch und dabei so fern der Welt, wie nur irgendwie möglich”. Der Schwertgeselle schüttelte den Kopf verständnislos. “Er sprach davon, dass er die Wunde dieses Landes ausschaben möchte. Die Bewohner seiner Ländereien werden klein gehalten, es scheint, als ob er jede Spur des erfreulichen Lebens austilgen wolle. Das Dorf selbst stand einem Feldlager in nichts nach”. Abscheu hatte sich in Brans Stimme geschlichen.

Kurz blickte er zu Elida, die ihm jedoch lediglich signalisierte weiterzusprechen.

“Der Schwager eures Mannes hat in dessen Auftrag eine Art Bündnis ausgehandelt. Wobei ich mir nicht sicher bin, ob Bündnis das richtige Wort hierfür ist. Es scheint so, als ob er dem Ordensland Geld geben würde, für was auch immer…”. Bran griff nach dem Weinbecher und ehe er einen tiefen Schluck davon nehmen konnte murmelte er zu sich, “wofür Lucian auch immer soviel Waffenvolk braucht”. Wenn er nicht musste, würde er keinen Fuß mehr in die Ordenslande setzen, immerhin hatte man diesem Fleckchen Dere scheinbar jeglicher Lebensfreude beraubt.

“Oh, eine Sache dürfte Euch jedoch sehr interessieren. Wir haben auch den Bruder eures Gatten in seinem Gut besucht und das ein oder andere Wort mit ihm gewechselt”. Die Zackenbergerin blickte interessiert zu ihrem Gegenüber. “Wir kamen bei ihm auf die Bannstrahler zu sprechen und er erwähnte einen Zwischenfall vor einigen Götterläufen. Der Pöbel erhob sich gegen den damaligen Baron und es soll wohl zu mysteriösen Geschehnissen gekommen sein”.

Elida hob eine Augenbraue, “das klingt tatsächlich sehr interessant. Hat Damian mehr darüber erzählt, was genau damals vorgefallen war?”.

“Der Sitz der damaligen Barone wurde wohl belagert und wäre fast den Aufständischen anheimgefallen. Doch im letzten Augenblick zog Nebel auf und ein riesenhaftes Wesen entstieg dem Silvandorn. Besagtes Wesen soll sich um den Anführer der Bauern gekümmert haben, was deren Kampfeswillen brach und sie zur Flucht bewegte”. Bran kratzte sich etwas am Kopf, jetzt wo er die Geschichte selbst wiedergegeben hatte, klang sie tatsächlich etwas merkwürdig.

Die Junkerin allerdings nickte verstehend und ein Blitzen war in ihren Augen zu erkennen. Das gleiche Blitzen hatte Bran gesehen, als sie ihn auf die Reise durch Monvaldorn geschickt hatte. Er vermutete, dass dies nicht die letzte Reise war, die er für Elida gemacht hatte.


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3. Rah 1045 BF
Reisebericht
Sagenerzählung


Kapitel 5

Autor: Vlad