Geschichten:Nie Wider Fron und Lehen - Der Ritter
Dramatis Personae:
- Mjesolf von Norden, Junker auf dem Nimmerjoch
- Thordenin von Norden, Kastellan auf Burg Allerjoch, Sohn Mjesolfs
Burg Allerjoch (Junkertum Nimmerjoch), 6. TRA 1036 BF, Nachmittag
Mjesolf von Norden saß in seinem Arbeitszimmer, vor sich die Liste der bei den Untersuchungen festgenommenen Personen. Sein Blick verfinsterte sich zusehends als er die Zeilen überflog. Es standen deutlich mehr Namen darauf als er erwartet hätte. Er hätte nicht gedacht, dass so viele noch immer den schändlichen Gedanken Yesatans anhingen. Doch die Aufzählung las sich wie eine Zusammenstellung der bekanntesten Vertreter im Ort. Die Befragungen der ersten Gefangenen, durchgeführt durch die hiesigen Bannstrahler, verlängerte die ursprünglich kurze Liste beträchtlich. Aber keiner der Befragten wollte etwas mit den Machenschaften im Druckhaus zu tun haben. Die meisten wurden festgesetzt, weil sich noch immer Exemplare der alten Kampfschrift in ihrem Besitz befanden.
Doch am erstaunlichsten war der Fang zweier Wachen, den sie direkt im alten Durckhaus gemacht hatten. Melchor Goldwart, ein Bruder des Verwalters von Yossenfels. Bei seiner Befragung beteuerte er immer wieder, dass er eigenen Nachforschungen im Durckhaus nachgegangen war. Auch die Maßnahmen der Bannstrahler konnten ihn nicht von seiner Aussage abbringen.
Es klopft an der Tür. „Tretet ein!“ ruft Mjesolf. Die Tür öffnet sich. „Ah mein Kastellan, was hast du neues zu berichten?“
„Ich habe weitere Befragungen im Ort durchführen lassen, Vater“ antwortet Thordenin.
„Gab es weitere Deliquenten?“
„Nein Vater, lediglich Informationen. Der Sohn des Schmiedes…“
„Ist vermutlich nicht weniger ein Verräter als seine festgesetzten Eltern!“
Thordenin verdreht die Augen: „Dann eben, Goswine die Wirtin sowie einige weitere Bewohner haben von einem Fremden im Ort berichtet.“
„Was für ein Fremder?“
„Den Beschreibungen nach wohl ein Ritter. Er trug einen Schild mit drei roten Speeren. Außerdem soll er einen Arm aus Stahl gehabt haben. An seinen Namen will sich niemand mehr erinnern. Er war ebenfalls am Druckhaus interessiert. Goswine konnte mir noch berichten, dass er am Morgen nach dem Vorfall zusammen mit einer jungen Frau in Richtung Süden abgereist ist.“
„Drei rote Speere? Richtung Süden sagst du? Also zu den Yossensteins, ich hätte wissen müssen, das dieser Taugenichts seine Finger mit im Spiel hat.“
„Weshalb sollte er denn gleich zwei Leute aussenden, Vater?“
„Um den Anschein zu wahren, Junge, um den Anschein zu wahren. Nimm dir eine Hand voll Leute. Morgen früh reist du persönlich zum Yossensteiner. Er soll sagen was er in der Sache vorzubringen hat.“
„Soll ich den Bruder des Haushofmeisters gleich mitnehmen?“
„Der bleibt so lange hier bis die Schuld des Einbruchs gesühnt ist. Entweder durch eine entsprechende Leibstrafe oder aber durch den Freikauf seiner Familie!“
„Wie du wünscht, Vater. Ich gebe allerdings zu bedenken, dass diese Neuigkeiten, dem ohnehin schon gespannten Verhältnis sicherlich keine Besserung bringen werden.“
„Eine verbogene Kette bringt man ohnehin nur mit Schlägen wieder grade, dafür nimmst du die Garde ja mit. Und jetzt triff deine Vorbereitungen“
„Ja Vater“
Thordenin verlässt das Zimmer. Seine Gedanken kreisten nun darum wie er eine Eskalation verhindern konnte.
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