Geschichten:Nie Wider Fron und Lehen - Die Forderung
Burg Allerjoch, 07. TRA 1036 BF
Brandane ritt langsam den Pfad zur Burg entlang. Sie hatte länger hierher gebraucht als es eigentlich dauern sollte, doch sie hatte schlechte Nachrichten zu überbringen und sie wusste einfach nicht wie sie es anstellen sollte. Ihr Großvater war für seinen Jähzorn berühmt und sie wollte ihn nicht auf sich lenken. Sie konnte jetzt Bewegungen im Fackelschein auf der Mauer ausmachen. Die Späher mussten sie entdeckt haben. Schwermütig ritt sie ihrem Schicksal entegegen.
Mjesolf saß noch in seinem Arbeitszimmers. Auf dem Schreibtisch lagen noch immer die Protokolle der Befragungen. Aber er schenkte diesen keine weitere Beachtung. Seine Gedanken waren woanders. Sein
Sohn hätte schon längst zurückkehren müssen, der Auftrag war mehr als einfach. Hatte er die Situation so falsch eingeschätzt? Um seine Gedanken zu beruhigen hatte er sich einen Pokal mit Wein bringen lassen, aber es half wenig.
Dann klopfte es an der Tür.
Gardist Gertenwald trat ein. "Euer Wohlgeboren, ein Reiter nähert sich der Burg!"
"Bloß einer?" verlangte Mjesolf zu wissen.
"Jawohl, euer Wohlgeboren!"
Mjesolf schwante übles. "Schickt ihn sofort zu mir!"
"Verstanden, Euer Wohlgeboren!"
Kurze Zeit später betrat Brandane den Raum. Mjesolf war überrascht ausgerechnet sie anzutreffen und nur sie. Seine Hand schlang sich fester um den Pokal.
"Großvater", presste sie hervor. Brandanes mied seinen Blick.
"Was hat das zu bedeuten? Wo ist mein Sohn?" Mjesolfs Tonfall war schroff wie üblich, aber in seiner Stimme lag noch mehr. Unsicherheit.
"Onkel Thordenin und Vetter Walderion befinden sich noch auf Burg Yossenfels. Ich soll dir eine Botschaft des Burgherren überbringen."
"Die da lautet?"
"Er verlangt die sofortig Freilassung von Melchor Goldwart sowie eine Zahlung von 500 Dukaten, dafür, dass du einen seiner Untertanen gefangen genommen hast und weil dein Sohn ihn beleidigt hat. Solange bis du seinen Forderungen nicht nachgekommen bist, bleiben Onkel Thordenin und Vetter Walderion seine Gäste."
"Er verlangt was?! Was bildet sich dieser dahergelaufene Goblin überhaupt ein. Das wird er mir büßen. Und du?! wie konntest du das überhaupt zulassen?!"
"Wir, ich...", begann Brandane zu stammeln, während sie sich mit der Hand über das Haupt fuhr, "wir waren in der Unterzahl, er hatte deutlich mehr Untergebene als erwartet..."
"Spar dir die Ausflüchte! Lass die Weibel wissen, dass ich sie bei Tagesanbruch zur Lagebesprechung erwarte. Yossenstein wird damit nicht davon kommen. Und jetzt geh mir aus den Augen."
Brandane kam der Aufforderung unverzüglich nach, den Raum verlassen zu können. Als die Tür hinter ihr zu fiel, war Mjesolf wieder mit seinen Gedanken allein. Er musste etwas unternehmen. Er konnte Yossenstein nicht direkt angreifen, nicht so lange er seinen Sohn als Geisel hatte. Aus Wut warf er den Pokal den er immer noch in der Hand hielt in Richtung Fenster, wobei er die Butzenglasscheiben durchschlug. Mjesolf war wütend darüber, dass ihm keine schnelle Lösung einfiel aber vor allem war er wütend, weil er Yossenstein so maßlos unterschätzt hatte. Wenn Mjesolf nichts unternahm, würde sein Erbe in Scherben vor ihm liegen, ebenso wie das Fenster durch das er auf seinen Besitz blicken konnte. Und der Gedanke, dass er wie bei dem Fenster die Schuld daran trug, wollte nicht von ihm weichen.
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