Geschichten:Oh, mein gülden Raulsfeld - Ein unerwartetes Wiedersehen
Ochsenblut, Junkertum Raulsfeld, Herrschaft Kuppelblick, In einem kleinen Wäldchen, Mitte Phex 1035 BF
Falcoria machte gerade ihren regelmässigen Ausritt durch die Kuppelblicker Lande und rastete an ihrem üblichen Platz unter zwei großen Bäumen auf einer kleinen Lichtung auf die das Anlitz Praios‘ immer besonders hell zu scheinen schien. Sie richtete ihre geknoteten, blonden Haare und ihr Ausreitgewand in den Farben des Götterfürsten. Sie genoss den frischen Frühlingswind und die Sonne die ihr direkt ins Gesicht schien, dann versuchte sie sich auf ein stilles Gebet zu ihrem Herren zu konzentrieren, aber wie schon die Tage zuvor, wanderten ihre Gedanken immer wieder ab und machten dem alten Gram Platz, der sie jetzt schon seit Monden immer stärker beherrschte und ihre Konzentration immer stärker störte. Ihre Gedanken schienen sich nur noch um die Schmach zu drehen die ihr die Gattin ihres Bruders eingebracht hatte. Ihren Sohn wollte sie ihr nehmen, eine Einladung an den burggräflichen Hof, hatte dieser durch die Burggräfin höchstselbst erhalten, um dort seine Pagenzeit verfrüht zu beginnen.
Doch sie wusste wer dort seinen Einfluss geltend gemacht hatte, ihre Schwägerin Lomena. Diese hatte diesem vermaledeiten Seneschall dazu gebracht ihren Gallahart an den Hof der Burggräfin zu bestellen. Keine Frage ein große Ehre, doch wusste Falcoria es besser, man wollte ihren Sohn von ihrem Einfluss loseisen, weil sie Lomena unangenehm war, weil sie ihr eben nicht nach dem Mund redete und beharrlich die Ordnung des Götterfürsten predigte. Deshalb und nur deshalb, wurde ihr Sohn an den Burggräflichen Hof berufen, zumal es auch viel zu früh für eine solche war.
Je wurde Falcoria aus ihren düsteren Gedanken gerissen, als sich plötzlich eine Gestalt am Rand der Lichtung aus den Schatten schälte. Eine unwillkürliche Beklommenheit fasste plötzlich nach Falcorias Herz, die sie ncih so recht einzuordnen wusste. Die Person kam nicht näher, auch nicht als sie sie im Namen ihres Herren aufforderte sich zu erkennen zu geben.
Nach einiger Zeit nahm gab sie sich einen Ruck und nach einem kurzen Stoßgebet umfasste sie ihr Sonnenzepter und ging vorsichtig auf die Person zu. Diese machte keine Anstalten irgendetwas zu tun, sie wartete einfach.
Als sie nah genug heran war, das Sonnenzepter, zur evtl. Verteidigung , festumgriffen, sprach die Person sie plötzlich an, die Kapuze seines Mantels weit im Gesicht, halb verborgen in den Schatten der umstehenden Bäume. Doch Falcoria meinte eine seltsame Bewegung in seinem Gesicht auszumachen.
„Aber, aber, Falcoria, begrüßt man so einen verloren geglaubten Verwandten?“
Falcoria erstarrte in ihrer Bewegug als sie die Stimme ihres kleinen Bruders Praigrimm erkannte.
„Du, wir dachten alle du wärest tot oder schlimmeres, es gibt Gerüchte…“, gab sie zögerlich von sich.
„Gerade du musst doch wissen, dass die Wahrheit immer stärker ist als Gerüchte, meine liebe Schwester. Und ja ich habe Schlimmes durchgemacht. Aber ich bin zurückgekehrt, zwar als gebrochener Mann, aber ich bin zurückgekehrt.“, antwortete die dunkle, kratzige Stimme, „Und ich habe bereits von deinen Sorgen gehört, deshalb wollte ich zuallererst mit dir alleine reden, bevor ich mich allen zu erkennen gebe. Ich kann dir helfen. Ich kann dir helfen unsere garstige Schwägerin in ihre Schranken zu weisen, so dass dein Sohn, der einzig würdige Erbe unserer Familie, bei dir verbleiben kann."
Falcoria merkte dass irgendwas nicht stimmte, denn ihre Beklommenheit wich nicht von ihr, doch wurde diese von ihrem Gram und ihrer Überraschung über das unerwartete Wiedersehen in den Hintergrund gestellt, genauso wie von der Aussicht auf Unterstützung. Wirkungsvolle Unterstützung, denn ihr Bruder Praigrimm hatte schon immer viele Anhänger um sich scharen können, das hatte sich gewiss nicht geändert. Und entegegen all ihrem Misstrauen und des besseren Verstandes fragte sie:
„Nun gut, was brauchst du?“